Mittwoch, 21. April 2010

In und um La Paz

Jetzt bin ich schon ueber zwei Wochen in La Paz, die Zeit vergeht wie im Fluge. Die meiste Zeit verbringe ich im Café, da gibt es immer etwas zu tun und es kommen meist interessante Leute vorbei.

Am Ostersonntag waren hier Wahlen. Anscheinend bedeutet das hier auch immer, dass Tagsueber kein Alkohol verkauft werden darf und auch nicht Auto gefahren. Es waren anscheinend auch alle ander Cafés geschlossen, denn im Chuquiago war die Hoelle los. Fuer mich war das wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ausser mir waren Francois, ein Radfahrer aus Frankreich und seine Freunding Elli aus Spanien da. An diesem Tag habe ich viel gelernt, vor allem dass es hier kein ¨richtig¨ oder ¨falsch¨gibt, sondern nur ein ¨anders¨und dass es am Besten ist, wenn ich es so mache, wie ich es gerne haben moechte und vor allem, hier in Bolivien ist man es gewoehnt zu warten und es wird eh nicht alles so eng gesehen.

Erst gegen Spaetnachmittag konnte ich auf den leeren Strassen zu meiner Bekannten Caroline fahren, die zum Glueck auch eine Waschmaschine hatte und bei der ich mich wieder mit deutscher und englischer Literatur eindecken konnte.

Es macht aber auch Spass durch die endlosen Maerkte zu laufen.

Man weiss nie richtig, wann der eine aufhoert und der andere anfaengt.
Vor allem am Wochenende, dann kommen noch mehr Frauen mit ihren Tomaten und Bananen und die Strasse ist fuer Autos gesperrt.

Cristian hat hier nicht nur das Bike-Cafe, sondern ist auch Vorsitzender des Fahrradclubs in La Paz. Fuer den 11. April war in Downhill Rennen geplannt, von Chacaltaya, dem ehemals hoechsten Skigebiet der Welt, hinunter nach La Paz.Wegen der Erderwaermung ist der ganze Gletscher mittlerweile geschmolzen, von Skifahren kann nicht mehr die Rede sein.
Am Donnerstag zuvor musste Cristian nochmals die Strecke mit dem Jeep abfahren, umd die Markierungen zu vervollstaendigen. So kam ich in den Genuss, die Strecke mit dem Fahrrad zu testen.
Auf Hinterstrassen und auf abenteuerliche Weise ging es hoch auf den Berg.


Die Landschaft war einfach fantastisch. Viele kleine Seen,

mit Blick auf den Illimani, mit 6438 der zweithoechste Berg von Bolivien.
Erstaunlich wieviele Lamas auf dieser Hoehe noch ueberleben koennen.


Teilweise war der Weg so schmal, kaum mehr als solcher erkennbar, ich haette kaum geglaubt, dass da 4 Raeder platz haben.


Ausser mir waren noch 2 andere bolivianische Radfahrer dabei, eine Fahrerin ein anderer Zustaendiger und natuerlich Christian. 
Das Licht in dieser Hoehe ist einfach fantastisch.


Bei 5183 war unser Startplatz erreicht. So hoch war ich wirklich noch nie. Wirklich ein komisches Gefuehl,leicht schwindelig. Am Besten denkt man einfach nicht ueber irgendwelche Hoehenkrankheiten nach. Auf jeden Fall war ich froh, dass ich nur hinunter fahren musste.
Gerade als wir ankamen zogen Wolken auf und im leichten Schneegestoeber, es war auch ganz schoen kalt, bauten wir die Raeder zusammen.


Und dann ging es auf Geroell den Berg hinunter


mit wunderbarem Blick auf die Berge drum herum


Fast durchgehend war die Strecke fuer das Rennen am folgenden Sonntag mit Pfeilen markiert. 


Von oben dann wieder ein Blick auf die an Haengen und Felsen gebaute Stadt La Paz

Zum Schluss gab es sogar noch einen Single trail bis zum Ziel.


Auf der Hauptstrassse waren wir schnell wieder zurueck im Café. Obwohl es fast nur bergab ging, war ich doch recht fertig. Ich hatte es abgelehnt, mir von Cristian ein gefedertes Mountain Bike zu leihen, da ich auf meine Bremsen nicht verzichten wollte. Am Abend taten mir dann ganz schoen die Unterarme weh.

Am Sonntagmorgen, dem Tag des grossen Rennens, fuhren wir zuerst einmal Elli und Francois nach El Alto. Nach 3 Monaten in La Paz wollten sie endlich weiter. Mal sehen, wie lange ich hier haengen bleibe.
Cristian nutzte die Gelegenheit, um die Strecke nach neuen Mountainbike Strecken zu erkunden.

Manchmal frage ich mich, wie die auf diesen Felsen und haengen leben.


Der naechste Erdrutsch schwemmt alle Strassen wieder fort.


Erdbeben gibt es hier anscheinend keine.
Und ueber allem thront der Illimani.


Anschliessend fuhr Cristian auf den Chacaltaya, ich ging zurueck ins Café, Sonntags ist immer am meisten los.
Erst am Spaetnachmittag fuhr im mit dem Fahrrad halb nach El Alto hoch zur Ziellinie, um die Sieger zu empfangen.

Der schnellste war fast doppelt so schnell wie wir.


Im schoenem Abendlicht ging es wieder hinunter nach La Paz in das Café.

Die naechste Woche habe ich fast nur im Café verbracht. Fuer mich war das eine fantastische Abwechslung. Es ist selten so viel los, dass man sich nicht mehr mit den Gaesten unterhalten kann. Auf meiner bisherigen Reise habe ich schon so viele Plaetze, Kirchen und Museen gesehen, dass ich das Café viel spannender fand. Nur Luisa und Cristian wollten, dass ich auch etwas von La Paz sehe. Sie nahmen mich immer wieder mit, wenn sie irgend wo hin mussten.Einmal war ich auch mit Luisa in einem Bossa Nova Konzert, eine Art von Musik, die mir eigentlich recht fremd ist, aber natuerlich viel besser hier in diese Kultur passt. Es war dann auch total fantastisch.

Am Samstag habe ich dann beschlossen, noch ins ¨Mondtal¨ ( Valle de la Luna) zu fahren. Luisa hat es mir schon gezeigt gehabt, aber ich wollte nochmals mit Fahrrad und Foto hin. Da ich sowieso in der Suedstadt bei einem Schuelerradrennen war, bot sich das direkt an. Nur einen Berg wieder hinunter und den Berg zum Mondtal wieder hoch. Die Suedstadt liegt ungefaehr 400m tiefer als das Zentrum.


Es war dann wieder einzigartig. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie gut das Fahrradfahren klappt, nach so langem Pausiern.

o koennte man sich wirklich eine Mondlandschaft vorstellen. Nur spitze Zacken.

Erstaunlich, dass hier noch Pflanzen wachsen.



Als ich dann wieder im Café war, kam ein bekanntes Gesicht herein. Zuerst dachte ich, es ist ein Gast, der schon einmal hier war, mittlerweile kenne ich viele Gesichter. Dann aber meinte er, wir haetten uns in La Serena, Chile, getroffen. Sofort war mir klar wer er war, ein Fahrradfahrer aus UK.
Der kam wie gerufen. Am Montag wollte ich den ¨Camino de la Morte¨, die Todesstrasse fahren, hoffte immer noch, dass jemand mitkommt. Eine gefuehrte Tour kam fuer mich nicht in Frage. Fast jeder, ob Fahrradfahrer oder nicht, macht diese Tour, wenn er in La Paz ist. Peter wollte sie auch fahren, also beschlossen wir, am Montag, den 19.02 gemeinsam zu starten. 

Am Sonntag war ich wieder bei Caroline eingeladen, mit manch anderen Deutschen auch. Erstaunlich wie viele Deutsche schon hier haengen gebliegen sind. Sehr verstaendlich. Mein Plan ist aber immer noch, sobald ich meine Kreditkarte habe, weiter zu fahren.