Montag, 15. Juni 2009

Karijini Nationalpark und viel Nichts drum herum

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Am Freitag, den 29. Mai bin ich endlich von Broome weitergezogen. Vorerst nur mit ein paar Kilo mehr Lebensmittel und nicht sehr viel Wasser. Meine erste Station sollte nur ca 45km oestlich sein, das Roebuck Roadhouse. Hier war die letzte Gelegenheit fuer die naechsten 300km Wasser zu bekommen.
Da sie $20 fuer einen einfachen Zeltplatz wollten, habe ich mich nach einem netten Plaetzchen zum Buschcampen ausgesucht. Allerdings hat es dann angefangen zu donnern und regnen, dass ich doch schlussendlich beschlossen hatte die $20 zu zahlen.
Mit zusaetzlichen 15 Kilogramm Wasser ging es am naechsten Tag weiter. Wenn alles gut geht, koennte das fuer 2 Tage reichen. Zum Glueck ging es zuerst eben nach sueden ueber die Roebuck Planes, mal wieder ohne Gegenwind wie erfreulich.
Danach wurde es ein bisschen huegeliger, wahrscheinlich das Ende der Roebuck Planes. Die vielen bunten oder grossen Voegel, vor allem der “Rot-gruene Papagei” boten Abwechslung.
Recht frueh war ich an dem ersten Rastplatz nach 120km, an dem man auch campen darf. Er war zwar recht nett und schon recht nett voll, mich hielt aber nichts. Die Chance am naechsten Tag das naechte Roadhouse zu erreichen waere gleich Null gewesen. Darum habe ich beschlossen weiter zu fahren und mein Zelt einfach irgendwo im Busch aufzuschlagen. Hier ist das absolut kein Problem, der Verkehr, sowieso recht spaerlich, kommt nach Einbruch der Dunkelheit total zum Erliegen. Ich liebe die Ruhe, die man da drausen hat. Da es im Umkreis von 100 km kein Licht auf Erden gibt, sieht man den Sternenhimmel umso deutlicher.
Dank des Windes, der mir immer noch wohlgesonnen war, erreichte ich am fruehen Nachmittag schon das Sandfire Roadhouse, das hiess auch Wasser, heisse Dusche, kalte Getraenke. Ich wurde nicht nur von den ortsueblichen Voegeln, wie Kakadus und Galahs empfangen sondern auch von Pfauen und von meinen ersten Kamelen hier in Australien.

Diese sehen schon ganz anders aus als die mongolischen. Vor allem scheinen sie mit einem Hoecker auszukommen.
Die Sonne ging hinter mir auf, als ich sehr frueh am naechsten morgen weiter zog. Und wieder einmal ueberkam mich dieses Gefuehl von absoluter Freiheit, wie ich es nur von Australien kenne, diese Ruhe, diese endlose Weiten, nur Voegel und Kaenguruhs um mich herum.
Bei absolut besten Bedingungen bin ich die 140 km bis zum naechsten Roadhouse fast am Stueck durchgefahren. Nur ein kurzer Stop, als mir ein tschechisches Paerchen auf dem Fahrrad entgegen kam. Die Armen, hatten seit Tagen Gegenwind, der auch noch ein paar Tage anhalten wird. Es war aber mal wieder eine sehr nette Unterhaltung am Wegesrand.
So etwas vermisse ich abends an den Roadhaeusern.


Der ist meist voll mit Rentnern, die nicht sehr kommunikativ sind.
Dann endlich nach ca 600km wieder die erste Stadt, Port Hedland. Was aber auch einiges an Verkehr bedeutete. Ungefaehr 60 km vor der Stadt fangen die Mienen an und somit auch die Roadtrains, die all die Gueter zum Hafen bringen. Nach weiteren 40 km wurde auch der normale Autoverkehr heftiger. Das erste mal, seit ich in Australien bin, konnte man hier ueberhaupt von Verkehr reden. Mein Verlangen in die Stadt hineinzufahren hielt sich in Grensen, ich bin schnell daran vorbei gefahren, nach South Hedland, wo ich endlich mal wieder einen Supermarkt fand, in dem man fast alles zu vernuenftigen Preisen einkaufen konnte. Zum Glueck, meine Vorraete waren fast aufgebraucht und zum naechsten Supermarkt sind es wieder einmal ca 500km.
Nach South Hedland konnte ich endlich ins Landesinnere abbiegen. Es dauerte aber noch ein paar Kilometer bis auch die Gegend interessanter wurde und die Chichester Range anfing. Wieder einmal lauter rote Felsen, wo ich mich wunderte, wer die wohl so aufeinandergeschichtet hat.
Kurz bevor es angefangen hat zu regnen, fand ich noch ein sehr nettes Plaetzchen zum Zelten. Nur merkte ich recht spaet, dass der Boden praktisch auch nur roter Felsen war

Es dauerte ein Weilchen bis ich die Heringe drin hatte, aber es ging doch noch.
Seit der Abzweigung nach South Hedland ging es eigentlich stetig bergauf, was sich vor allem in der Temperatur bemerkbar machte. Da war es doch eine nette Abwechslung als ein deutschen Paerchen mit ihrem Wohnmobil neben mir hielt und mich zum Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Mein Fahrrad lehnte ich hinten ans Auto. Also wir so sassen und assen, kam ein Roadtrain und hielt. Auessert merkwuerdig, das machen die eigentlich nie, es dauert ein Weilchen bis man so ein Gefaehrt zum Stehen bringt. Der Fahrer stieg aus und kam auf uns zu. Ich dachte schon, er beklagt sich, da wir einfach am Strassenrand anhielten. Aber sein Anliegen war ganz anderer Art. Vor 2 Jahren hatte er eine Fahrradfahrerin auf seiner Pferdezucht eingestellt. Sie war anscheinend die beste Arbeiterin, die er je hatte. Am Tag zuvor hatte er mich schon gesehen und wollte mich jetzt anheuern. Leider war aber seine Stall in Port Hedland, wo ich eigentlich nicht zurueck wollte. Ansonsten haette ich nichts dagegen ein bisschen zu arbeiten und vor allem auch Geld zu verdienen.
So hatten wir halt unseren Spass und das deutsche Paerchen hat mal wieder ein bisschen mehr zu erzaehlen.
Der letzte Stop vor dem Karijini Nationalpark war das Auski Roadhaus. Lange habe ich mir ueberlegt, ob ich mir das antun sollte. Diese Generatoren, die es zur Stromerzeugung an all dieser Orte gibt, lassen mich kaum Schlafen. Trotzdem hat mal wieder das Verlangen nach einer heissen Dusche gesiegt. Zuerst wollten sie auch hier $20, konnte aber dann einen Platz mit anderen Campern teilen und musste schlussendlich ueberhaupt nichts zahlen. So konnte ich den Generatorenkrach besser ertragen.
Dann ging es die letzten Huegel ueber die Hamersley Range hoch zum Nationalpark.
Immer wieder wird man in Australien auf streunende Kuehe, Schafe etc, aufmerksam gemacht, aber selten sah ich eines auf 420km Laenge.
Hier wollte ich keine Kuh suchen muessen. Das ist ziemlich genau die Distanz bis zum naechsten Ort Tom Price.
Fuer mich kam aber zuerst einmal der Karijini Nationalpark
Wie im Kakadu Nationalpark gab es auch hier ein sehr gut aufgemachtes Visitors Center. Schon die Architektur war beeindruckend, die Form des Gebaeudes soll den Gang eines Guanas wiederspiegeln.

Innen bekam man genug Informationen ueber die Entstehung der Berge, viel Eisenvorkommen, die Aborigines, die ersten europaeischen Siedler und natuerlich ueber all die speziellen Schlangen, Voegel und Pflanzen hier. Recht viel Information auf einmal, die ich mir nicht so schnell verdauen konnte. Aber Eis gab es auch, das ging besser runter.
Direkt an der Dales Gorge gibt es einen Zeltplatz, allerdings ohne Wasser, auf dem ich zwei Naechte war und recht gefroren hatte.
Da ich doch sehr viel Kilometer in den letzten 6 Tagen zurueck gelegt hatte, wollte ich jetzt endlich mal eine Pause machen. Hier bieten sich auch genug andere Aktivitaeten. Nachdem es am naechsten morgen ein bisschen waermer geworden war, bin ich losgezogen, um die Schlucht ein bisschen naeher zu erkunden.
Recht tief ging es da runter, ca 100m. Man hoerte und sah aber schon ein paar Wagemutige bei den Circular Falls und Pools schwimmen. Als ich selber unten war, konnte ich es mir auch nicht nehmen lassen, reinzugehen. Das Wasser war schon recht erfrischend und da unten kommt kaum Sonne heran.
Es gibt wunderschoene Wege
an den quadratischen Felsen entlng, alles scheint im rechten Winkel abzubrechen, ob das mit dem reichen Eisengehalt zu tun hat?
An den Fortescue Falls und iim Fernpool konnte ich mir das Schwimmen gerade noch verkneifen, war immer noch nicht ganz trocken und mir war recht kalt.
Ueber eine unbefestigte Strasse
ging ca 46km zum einem etwas besseren Zeltplatz an der Weano Gorge. Hier gab es Wasser und Duschen und sogar warmes Wasser, wenn die Sonne schien, also nur kurz am Nachmittag.
An dieser Gorge treffen sich vier oder fuenf Schluchten, ganz schoen beeindruckend.
Der Weg in den Schluchten war dann noch beeindruckender, entweder man watete tief im eiskalten Wasser oder man hangelte sich am Felsen entlang,
Da es am Morgen gerade mal 0 Grad waren und mir immer noch kalt, wollte ich heute eigentlich nicht schwimmen. Ein Waten im eiskalten Wasser bis Oberschenkelhoehe, blieb mir allerdings nicht erspart. War dann aber auch nicht so schlimm.
Bei dieser Tour war alles dabei, abseilen und an der Leiter rauf und runter. Hat richtig Spass gemacht. Aber irgendwann war fuer mich Schluss, als es nur noch mit Spezialausruestung weiter ging.
So, genug gefroren, vor allem Abends und Morgens, weiter gings nach Tom Price, dem hoechst gelegenen Ort (ueber 700m ) in Western Australia. Trotzdem wagte ich zu hoffen, dass es angenehmerer Temperaturen haben wird. Aber eins wusste ich schon, es wird mal wieder einen Supermarkt haben. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie wichtig so etwas werden kann, wenn man nur alle 500 – 600 km einen antrifft. Wieder einmal musste ich auch gleich fuer die naechsten 5 Tage einkaufen. Bis Exmouth, ca 550km, gab es gerade mal wieder ein Roadhaus.
Diesmal hatte ich mehr Bedenken wegen Wasser. Die Bedingungen waren nicht so gut wie von Broome nach Suedwesten, mehr Berge und mehr Gegenwind, dafuer kaelter. Am Tag brauchte ich nicht mehr allzu viel Wasser.
Wieder einmal bin ich mit 15 l gestartet. Die ersten 70 km auf unbefestigter Strasse dann endlich wieder auf Teer, durch wunderschoene Landschaft.
Am ersten Rastplatz habe ich beschlossen zu bleiben, ich hatte es nicht mehr so eilig. Das Problem mit dem Wasser hat sich auch gleich erledigt, als Virginia und Christin aus Stuttgart und Marshel aus Holland auftauchten. Sofort habe sie mich zum Essen eingeladen und mir Wasser angeboten soviel ich brauchte. Zum Nachtisch gab es gegrillte Marshmellows.
Zu unserer Zeit hat man Wuerstchen, spaeter Stockbrot ins Feuer gehalten, heute ist man schon bei solchen Suessigkeiten, einfach eine andere Generation, Schmeckte aber richtig lecker. Vielen Dank nochmals Euch dreien.
Der erste richtige Regen seit ich in Australien war, setze gerade ein, als ich fruehstuecken wollte. Sehr laestig, aber irgendwie bekommt man auch so Wasser fuer den Kaffee zum Kochen. Mit der Aussicht, dass es ja wieder aufhoeren und warm werden, kann man auch alles nass einpacken.
Die Strecke bis zum naechsten Rastplatz war aehnlich, aber bergiger und windiger. Auch hier waren schon genug Camper, die mir Wasser angeboten haben, sogar einen frischen Salat habe ich bekommen, welch ein Luxus. Und ich machte mir Sorgen wegen der Wasserversorgung.
Langsam bekam ich richtig Spass daran von Rastplatz zu Rastplatz zu fahren, die Leute sind offener als an den Roadhaeusern und auf jeden Fall ist es wesentlich ruhiger. Leider kann man es sich nicht immer aussuchen.
Aber mit den positiven Erfahrungen konnte ich am naechsten Roadhaus einfach weiterfahren, nachdem ich meine Wasserflaschen und -sack aufgefuellt hatte.
Die Landschaft wurde wieder sehr flach, nicht sehr abwechslungsreich, es war aber noch eine lange Strecke bis Exmouth. Einmal uebernachten auf einem Rastplatz und einmal auf einer Station, Homestay. Bevor ich da ankam, dachte ich, jetzt reichts, dieses endlose Nichts. Jeden Tag aufstehen und fahren ohne dass gross etwas passiert und abends irgendwo das Zelt aufstellen und das ueber Tage hinweg. Am Anfang ist es ja noch interessant, man achtet viel mehr auf Voegel und Kaenguruhs, aber auch dies ist bald nicht mehr so spektakulaer.
Auf der Station,
eigentlich ein Bauernhof mit Kuehe und Schafen mit riesigem Gelaende, gesellte sich ein junger Bursche zu mir, mit einer Flasche Rotwein, sehr nett. Er arbeitet auf verschiedenen Stations als Mustar, Vieheintreiber, und als Dogger, Wildhundtoeter, fuer so etwas wie das Australische Agraramt Er ist im Busch aufgewachsen und weiss so vieles. So hatte ich wieder ein sehr interessantes Gespraech, habe sehr viel gelernt, nicht nur dass es 65 verschiedene Arten von Kaenguruhs gibt, von denen 3 Arten zum Abschuss frei gegeben sind, um die Population auf einem gesunden Niveau zu halten. Alleine die Anzahl der Tiere dieser 3 Arten bewegt sich zwischen 15 und 50 Mio. Ausserdem gibt immer im Umkreis von 10 km eine Wasserstelle, da das Vieh nicht weiter laufen kann. Das ist vielleicht gut zu wissen, aber wenn mir das Wasser ausgeht bringt mir das auch nicht viel, da ich ja keine Ahnung habe in welcher Richtung eine Wasserstelle sein wird.
Mit diesem neuen Wissen sah ich dieses Nichts, nicht mehr so sehr als nichts, ich weiss ja jetzt wieder ein bisschen mehr, was sich darin alles verbirgt.
Die letzten 95 km bis Exmouth bin ich wieder lieber in einem Rutsch durchgefahren. Zum Glueck kam nicht immer der Wind von hinten, denn ich muss ja die ganze Strecke wieder zurueck, der Ort befindet sich auf einer Landzunge. Der Ausblick auf das tuerkisene Meer bot ein bisschen Abwechslung.
Schon um die Mittagszeit bin ich hier angekommen, sehr von Vorteil, es ist hier Hochsaison und alles sehr schnell ausgebucht. So hatte ich keine Probleme einen einfachen Zeltplatz, zwar recht teuer, zu bekommen..
Heute ist Montag, der 15 Juni. Es geht ein sehr kalter Wind, was mir nicht allzu viel aussmacht, moechte den Tag nur am Computer verbringen, Waesche waschen, einkaufen, etc. bevor ich morgen zum Cape Range Nationalpark weiter fahre. Was ich dort dann alles sehe und erlebe gibts dann das naechste mal zum Lesen.