Montag, 20. Juli 2009

Von Carnarvon nach Perth

Wieder einmal wohl ausgeruht und gut genaehrt habe ich mich weiter Richtung Sueden gemacht. Das Wetter sah nicht gerade vielversprechend aus, am Himmel waren immer noch dunkle Wolken, trotzdem, meine Beine kribbelten und ich musste weiter.
Der starke Niederschlag der vergangenen Tage war noch links und rechts der Strasse sichtbar.

Nicht gerade einladend zum Buschcampen. Je weiter suedlich ich kam, desto haeufiger kamen auch die offizielle Campingplaetze, wie z.B. an Roadhaeuser.
Der naechste Tag brach sogar alle Rekorde, drei Roadhaeuser an einem Tag! Allerdings habe ich erst bei den letzten Trinkwasser bekommen. Sehr laestig, zum Glueck hatte ich meinen Wassersack noch nicht weggepackt und trotzdem noch genug Wasser.

Dies hielt mich aber nicht davon ab, absoluter Streckenrekord zu fahren, 170km, dank dem unterstuetzenden Rueckenwind. Eigentlich wollte ich noch kurz an der Shark Bay vorbei fahren, auch so ein Weltkulturerbe, soll wirklich schoen sein, aber das unstete Wetter und die Dunkle Wolken weiter im Westen hielten mich davon ab. Lieber noch ein Weilchen den Rueckenwind geniessen.

Um diese Jahreszeit und vor allem bei diesem Wetter ist die Gegend nicht gerade farbenpraechtig. Dies wird durch bunt angemalte, alte Kuehlschraenke bei der Einfahrt zu Stations aufgelockert.


Ich konnte nicht herausfinde, ob sie einen speziellen Zweck haben. Waere nett gewesen, wenn kuehle Getraenke fuer Fahrradfahrer darin aufbewahrt wuerden. Dem war leider nicht so.

Die Restarea, die ich im Auge hatte, war 10km weiter als gedacht, was mir an diesem Tage ueberhaupt nichts ausgemacht hat, trotz zahlreicher Huegel und immer wieder Nieselregen. Kurz vor Dunkelheit kam ich an dem recht grossen Rastplatz an, auf dem sich schon einige Camper niedergelassen und Lagerfeuer gemacht hatten. Zum Glueck, am Abend wurde es ganz schoen kalt, so verbrachte ich einen netten Abend am Feuer sehr netter Gesellschaft.

Das Abwechslungsreichste in dieser Gegend ist der Wind. Gestern noch schoen im Ruecken, heute recht kraeftig von der Seite. Was solls, das muss man auch verkraften. Auf den ersten kilometern war alles wie gehabt, bis es auf einmal gruener wurde und die landwirtschaftlichen Betriebe anfingen. Recht merkwuerdig auf einmal wieder Getreideanbau zu sehen. Somit fingen hiermit auch die Zaeune links und rechts der Strasse an, nichts mehr mit einfach hinter einem Busch das Zelt aufzubauen.
Nach der Abbiegung Richtung Westen nach Kalbarri fing der Spass erst richtig an, Huegel und den staerksten Gegenwind seit ich in Australien bin.

Leider konnte ich Kalbarri nicht richtig lieben, das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung.
Nachdem der Kalbarri Nationalpark angefangen hatte, hoerten zum Glueck die Zaeune auf. Dafuer gab es Pflanzen



und Tiere, die ich noch nie gesehen hatte


(Dieses Tier auch nur auf dem Schild)

Immer wieder gab es Schilder mit Fotoapparaten, was auf Parkbuchten zum Fotografieren hinwies. Nur, ich konnte nichts sehen, was man hier fotografieren koennen wollte, alles nur gruen-braunes Buschland. Dann fiel mir ein, das ist hier ja die Wildblumengegend, in ein paar Wochen sieht es hier ganz anderes aus. Wieder einmal etwas, was ich nicht zu sehen bekomme.
Was mich am meisten in dem Nationalpark interessiert haette, waren die Schluchten. Die Zufahrt dahin war allerdings wegen zu starkem Regen gesperrt und es machte nicht den Eindruck, als ob die Strasse in den naechsten Tagen wieder passierbar sein wuerde.

In der Stadt habe ich Graeme wieder getroffen, er war bei Ashley and Tracy, zwei Radfahrer von Cycling Western Australia. Wegen der verherenden Wetterprognose fuer die naechsten Tage haben wir beschlossen, gleich am naechsten Tage weiter zu fahren. Eigentlich hatte ich geplant, hier einige Tage zu verbringen, es ist wirklich eine sehr schoene Gegend, aber bei dem Wetter kann man nicht wirklich etwas unternehmen. Einen halben Tag herumsitzen hat mir gereicht.
Ein recht spektakulaerer Tag stand uns bevor. Der Wind kam recht stark immer wieder aus verschiedenen Richtungen, die Landschaft war fantastisch,



Die Abwechslung von Sonnenschein und Sturm mit Regenschauern gab ein wunderbares Naturschauspiel. Das Licht ueber den Huegeln war einfach einzigartig.


Eigentlich waren die Regenschauer mehr Sturm als Regen, man wurde kurz nass, aber gleich darauf wieder trocken geblasen. Nur kurz vor Northampton war der es richtig heftig, waagerecht peitschte mir der Regen ins Ohr, bis auf die Haut war ich triefend nass, keine Chance mehr, trocken zu werden.
Northampton ist ein kleiner historisch, katholischer Ort, hat sogar einen Campingplatz, aber so kalt und nass wie ich gewesen bin, war mir aber ueberhaupt nicht nach Zelten. Im Supermarkt fragte ich nach einer anderen anderen, billigen Uebernachtungsmoeglichkeit und traf zufaellig die Frau, die das “Old Convent” betreibt, ein grosser Backsteinbau, direkt neben der Kirche, wo man guenstig uebernachten kann. Das war wirklich ein Geschenk des Himmels. Wir waren die einzigen Gaeste, die Frau wohnte woanders, so hatten wir das ganze Haus mit voll eingerichteter Kueche fuer einen Spottpreis fuer uns alleine und sassen im Warmen und Trockenen.

Fuer mich war klar, am naechsten Tag wollte ich nur bis Geraldton. Endlich mal wieder eine groessere Stadt, in der ich einige Dinge erledigen wollte, ausserdem war mir immer noch kalt und hatte einen leichten Anflug von Erkaeltugn. Graeme hat beschlossen weiter zu fahren, es war ja auch erst Mittagszeit. Nach einem Abschiedsmittagessen im Windschatten, trennten sich unsere Wege wieder.

Da alle Campingplaetze ausserhalb der Stadt lagen, beschloss ich zuerst mal in die Buecherei zu gehen, wo ich umsonst ins Internet kann. Da war es auch schoen warm und trocken und ich blieb mal wieder viel laenger als gedacht.
Als ich heraus kam, stand neben meinem Fahrrad ein anderes Fahrrad, Rahmen, Schaltung, Bremsen von der gleichen Marke wie bei mir, alles deutsche Produkte, die man hier eigentlich nie sieht. Das Staunen war gross und ich musste unbedingt wissen, wem das Rad gehoert, also bin ich zurueck in die Buecherei, dachte, die Frau sitzt sicher auch am Computer. Gefolgt wurde ich von einer anderen Frau, sie war die Besitzerin des anderen Fahrrades. Sie wartete drausen auf mich, auch sie wollte wissen, wer die Besitzerin meines Fahrrades war. Sofort lud sie, Ulla, mich ins Cafe nebenan ein.

Wir stellten schnell fest, dass wir ausser unseren Raedern noch andere Gemeinsamkeiten haben. Sie ist auch im sueddeutschen Raum aufgewachsen, ist aber jetzt australische Staatsbuergerin. Eigentlich ist sie meistens mit dem Fahrrad unterwegs und wohnt in einem Zelt, zur Zeit macht sie allerdings House sitting und konnte mich zu sich einladen.

Im Unterschied zu mir ist sie eine prima Koechin und wir verbrachten einen wunderbaren Abend mit wunderbarem Essen und wunderbarem Wein.


Eigentlich waere ich gerne laenger geblieben, aber ich wollte ihr keine Unannehmlichkeiten bereiten, es ist ja nicht ihr Haus, sondern sie huetet es ja nur. So bin ich am naechsten Tag weiter gezogen, hatte es ueberhaupt nicht eilig. Es war ja erst der 1. Juli, ich wollte erst am 20. in Perth sein, aber ich brauche maximal 1 Woche bis ich dort bin.

Auf der Strecke hatte ich Gegenwind, was mich nicht sehr verwudernte, ist doch Suedwind hier vorherschend, der sogar die Baeume hier zum Erliegen bringt.



So fuhr ich langsam dahin, liess mich noch von einem aelteren Ehepaar mit Wohnwagen zu Kaffee und Kuchen einladen und beschloss nach 75 km schon mein Zelt aufzuschlagen.

Am Abend rief ich Ulla an um mich zu bedanken, erwaehnte nur kurz, dass ich gerne laenger geblieben waere worauf sie sofort beschloss, dass ich zurueck kommen soll. Ich liess mich sofort dazu ueberreden, packte am naechsten Tag meine Sachen und fuhr mit Rueckenwind ruckzuck zurueck, gerade so, dass ich wieder zum Mittagessen in Geraldton war.
2 ½ Tage haben wir wunderbar zusammen verbracht und ich lies mich mal wieder mit prima essen verwoehnen. Am Samstag kamen Chris und Dee von Carnarvon und wir machten eine,wunderschoene, wenn auch kurze, Radtour am Meer entlang, danach gab Ulla mal wieder ein koestliches Diner fuer uns vier.

Fuer mich stand aber fest, am Sonntag fahre ich weiter, bzw zurueck. Ein grosser Teil der Strecke ist auf dem Highway 1, auf dem normalerweise viele Roadtrains sind. Ich hoffte, am Sonntag sind es weniger, was auch stimmte.
Die ganze Zeit in Geraldton war prima Wetter, was auch noch am Sonntag anhielt, sogar mit Nordwind. Dank diesem Wind und dank Ullas sehr guten und gesunden Ernaehrung, konnte ich eine sehr lange Strecke zurueck fahren. Meine Gedanken waren ganz woanders, deswegen machte es mir uberhaupt nichts aus, die Strecke nach Port Denison zum dritten mal zu fahren. Heute ging es aber gleich weiter, bis Leeman, hatte einiges abzustrampeln und fuehlte mich mal wieder voller Energie, hat einfach Spass gemacht.

Mit dem schoenen Wetter war dann Schluss, am naechsten Tag regnete es fast nur. Dafuer hatte ich mal wieder “Rueckensturm” der mich direckt nach Cervantes geblasen hat. War sehr praktisch, schon vor mittag dort zu sein, so konnte ich schnell in einer Regenpause das Zelt aufbauen und weiter zu den Pinnacles fahren, einer der populaersten Gegenden an der Westkueste. Auch ich hatte davon schon Fotos gesehen und wollte deswegen unbedingt dorthin. Der Vorteil von dem schlechten Wetter war, dass nicht allzu viele Leute kamen. Nur zwei Busladungen von Japanern und Chinesen.
Die Kalksteinbrocken in dem gelben Sand sind spektakulaer.


In Cervantes hoert die Strasse entlang der Kueste auf, man muss zurueck auf den Highway 1, 50 km ueber mindestens genauso viele Huegel, mit aber wunderschoenem Licht ueber der Landschaft.


Es war ueberhaupt kein Verkehr, konnte meine Gedanken schweifen lassen, Plaene machen, meine Beine erledigten das Radfahren von selbst.

Die letzte Nacht vor der grossen Stadt Perth konnte ich nochmals wild ein einem Nationalpark zelten, genoss die Ruhe und die frische Luft, schaute den Kanguruhs in der Abendstimmung zu und lauschte den Voegeln, alles sehr idyllisch hier.

Es ist schon sehr merkwuerdig nach der langen Zeit in der Einsamkeit in die Zivilisation zurueck zu kommen, all die Leute zu sehen, die morgens in ihrem Auto zur Arbeit fahren, vorbei an den unzaeligen Shopping centern, wo sie dann gleich wieder das Geld, das sie verdient hatten, ausgeben koennen, fuer Dinge, die sie eigentlich gar nicht brauchen.

Nach Perth, in Perth und um Perth herum gibt es wunderbar angelegte Fahrradwege, die aber mit Fussgaengern geteilt werden muessen. Es sieht so aus als ob diese von Autofahrern, nicht von Radfahrern konzipiert wurden. Als Fahrradfahrer muss man staendig anhalten und jeder andere Verkehrsteilnehmer hat vorrang.
Was mich allerdings am meisten schockiert hat, ist, dass viele Autofahrer Fahrradfahrer auf der Strasse nicht dulden. Man wird ausgehubt und es wird einem den Weg abgeschnitten. Trotzdem, habe ich es schlussendlich bis in die Innenstadt geschafft.

Das Wichtigste, was ich hier in Perth zu erledigen hatte, war mein Fahrrad richten zu lassen. Darum bin ich gleich bei Aldo und Sats vom Quantum Bicycle Shop vorbeigefahren. Es ist “die” Fahrradreparaturstaette in Perth, wahrscheinlich kommt jeder, der um die Welt faehrt hier vorbei. Anscheinend bin ich die dritte Frau, die alleine um die Welt faehrt, neben den unzaehligen Maennern.
Dank der e-mail von Chris, haben die beiden mich schon erwartet und nahmen sich den ganzen Nachmittag Zeit fuer mich. Alles wurde gruendlich durchgecheckt und aufgelistet, was repariert und ersetzt werden muss.
Da einiges bestellt werden musste, konnte ich mein Fahrrad bis auf weiteres wieder mitnehmen.

Die ersten 3 Naechte konnte ich naeher am Zentrum wohnen. Das Wetter war aber so schlecht, dass ich den ersten Tag gar nicht in die Innenstadt bin.
Hier in WA hat man bei McDonald's freies WIFI, man kann mit seinem laptop umsonst ins Internet, aeussert praktisch, man muss nicht einmal etwas konsumieren. Dort verbrachte ich dann meine meisste Zeit.

Nach 1 Jahr und 5 Monaten scheint alles langsam kaputt zu gehen. Da ich nicht alles neu kaufen kann und will, bin ich hauptsaechlich mit den Firmen in Kontakt, auch wieder mit Garmin, diesmal Garmin Australia, die sich endlich bereit erklaert hatten, mein Geraet zu checken.
Meine Therm-a-Rest Isomatte konnte ich auch einschicken und wir jetzt auch ersetzt, mein Zelt und mein Kocher nicht. Die Leute von Brooks Sattel haben sich gar nicht gemeldet. Vielleicht findet sich ja noch ein Sponsor.

Hier ist jetzt Winter, was sich allerdings hauptsaechlich in Regen ausdrueckt, kalt wird es erst nach Sonnenuntergang. Auf der einen Seite wuerde ich gerne so bald wie moeglich wieder weiter fahren, auf der anderen Seite waere es besser, wenn ich warte, bis das Wetter besser wird.
Um mich ruhig zu halten, gehe ich fast jeden Morgen laufen, habe mich selten so fit gefuehlt. Ansonsten wird es mir auch nicht langweilig, ich musste noch die naechste Etappe planen. Von Perth Richtung Sueden gibt es einen Fahrradweg, meist durch Waelder, 500km lang, den Munda Biddi Treck. Zum Glueck wurde das Wetter ein bisschen besser und ich konnte in die Stadt, um einige Informationen einzuholen.

Hier war ich das erste mal seit weiss nicht wie lange, von Hochhaeusern umgeben.


Es gibt auch einen aeltere Haeuser und natuerlich mehr Kultur als bisher in Australiens, das moechte ich jetzt auch in bischen auskosten.


Am Sonntag, den 12. Juli konnte ich in einen Vorort von Perth ziehen, nach Heathridge, nicht weit weg vom schoensten Strand der Gegend, von dem ich allerdings nicht viel habe. Ron, der Besitzer und Bekannter von einer Bekannten, ist fuer 5 Wochen auf Tour und ich kann sein Haus hueten. Eigentlich keine schlechte Sache, aber an das Alleinsein in einem Haus musste ich mich zuerst einmal gewoehnen. Wenn man unterwegs ist trifft man immer wieder Leute, hier aber nicht unbedingt. Nicht, dass ich immer daheim rumsitzen wuerde, im Gegenteil. Um in Bewegung zu bleiben habe ich mir einen Tagesablaufplan gemacht, an den ich mich eigentlich nie halte, weil immer etwas dazwischen kommt. Aber morgens laufen, runter zum Strand tut richtig gut. Nur bei starkem Wind oder heftigem Regenschauer lasse ich das auch lieber bleiben.
Das Gute hier ist, dass es kein Internet hat, d.h. ich muss auf jeden Fall raus, wenn ich meine e-mails abrufen will. Der naechste McDonald's ist 4km entfernt, eigentlich sollte ich da hin laufen, aber ich nehme das Rad.

Als ich da mal wieder ganz in Gedanken versunken ankam, stand ein uraltes Auto vor der Tuer, mit der Aufschrift “Spark your dream” und Argentinia. Das hat mich natuerlich schon sehr interessiert und sprach die junge Frau an, die gerade zum Auto lief. So habe ich gerade noch Herman und Candelaria Zapp samt Kinder und Auto Graham getroffen. (www.sparkyourdream.net) Auch wenn die Unterhaltung sehr kurz war hat es mich doch gefreut endlich mal wieder gleichgesinnte zu treffen.

Neben dem McDonald's ist ein riessiges Einkaufszentrum, es heisst “Shopping city” man kann sich richtig darin verlaufen, die Supermaerkte, Coles, Woolworths und IGA, die im Nordwesten hunderte von Kilometern entfernt sind sind hier alle unter einem Dach, nicht mal 100m von einem zum Naechsten.

Mittlerweile habe ich mich an das house sitting gewoehnt, kann es richtig geniessen, tun und lassen, was ich will, eine Dusche, Kueche und die beste Waschmaschine zu haben, die ich seit Deutschland gesehen habe. Da werden sogar meine Kleider wieder sauber.

Auch mein Fahrrad ist wieder geputzt und Dank Aldo und Sats, die die ganzen Innereien gesaeubert und repariert haben, vollkommen neu gerichtet, es faehrt sich wieder wie Butter, ich kann kaum warten, bis ich endlich wieder weiter komme. Jetzt fehlen nur noch ein paar Teile meiner Ausruestung, die ich im Laufe der Woche zugeschickt bekommen sollte. Am naechsten Wochenende moechte ich noch ein paar Radfahrer treffen, aber dann, Anfang naechster Woche ist es dann hoffentlich soweit. Bis dahin sollte auch das Wetter wieder besser sein. Bis dahin geniesse ich das feste Dach ueber dem Kopf.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Entlang der Coral Coast - von Exmouth nach Carnarvon

Von Exmouth aus ging es ueber das Cape der Halbinsel herum an die Westseite zum Cape Range Nationalpark. In diesem Park gibt es der Kueste entlang recht viele, einfache Minicampingplaetze, nur immer mit 5-12 Plaetzen, die man nicht buchen kann. Autos stehen schon ab 8 Uhr am Parkeingang an, damit sie ein Platz zugewiesen bekommen. Da der Parkeingang ca 50km von Exmouth entfernt ist, wollte ich nicht in das Rennen mit einsteigen. Zum Glueck gibt es in Exmouth ein DEC (Department of Environmet and Conservation), die fuer Fahrradfahrer eine ausnahme machen. Fuer mich wurde ein Platz reserviert, musste aber bis um 10:30 am Parkeingang sein.
Frueh am Morgen ging es deswegen wieder los, das erste mal, dass ich gegen die Sonne fuhr und auch gegen den Wind bis zum Cape der Halbinsel. Immer wieder wurde mir gesagt, dass Autofahrer mich kaum sehen in meiner meist schwarzen Kleidung. Das Gefuehl hatte ich jetzt auch. Ich konnte mich aber bisher noch nicht durchringen, mir ein “Plastikshirt” in knallorange oder gelb zu kaufen. So Westen, wie sie die Strassenbauarbeiter tragen, mehr Loecher als Plastik, waeren mir am liebsten gewesen. Und prompt hat ein Autofahrer angehalten, reichte mir exakt so eine Weste in knallorange, ob ich die nicht lieber anziehen wollte. Seither fahre ich jetzt gut sichtbar, wie die Strassenarbeiter und Muellabfuhrleute durch die Gegend.
Am Parkeingang, wurde ich gleich mit meinem Namen begruesst und mir wurde einen Platz zugewiesen
Hier war es wie im Urlaub, alles schoen ruhig und Natur ueberall. Nur es ging ein eiskalter Wind. Die Temperatur des Wassers lud auch nicht gerade zum Schwimmen ein. Deswegen bin ich zuerst mal zum Visitors Center gefahren. Dort kannte man mich auch schon beim Namen und auf welchem Platz ich uebernachte. Das bekommen die alles ueber Funk mit, anscheinend gibt es auch recht selten Fahrradfahrerinnen hier.
Das Ningaloo Reef kommt hier recht nah an die Kueste. Wenn man Glueck hat, kann man Rochen, Meeresschildkroeten oder Haie sehen. Man kann auch 400 australische Dollar (ca 225 Euro) fuer eine Bootstour bezahlen, aber das war mir die Sache doch nicht wert.
Den Nachmittag habe ich am Lakeside Camp verbracht,


wo man anscheinend gut schnorcheln koennen sollte. Nach Aussage einer Frau war das Wasser wegen dem Wind heute so trueb, dass man ueberhaupt nichts sah. Dafuer war der Sonnenuntergang mal wieder umso schoener.

Am naechsten Tag wollte ich ernsthaft die Sache mit dem Schnorcheln angehen, egal wie kalt das Wasser ist, es kann ja nicht angehen, dass ich in dieser Gegend war und nicht im Wasser. Also habe ich mir am Visitors Center Taucherbrille und Flossen ausgeliehen und bin an die Tourquise Bay, die beste Stelle zum Schnorcheln. Zum Glueck war das Wasser hier ein bisschen Waermer. Sehr viel gesehen habe ich aber hier auch nicht, nur ein paar bunte Fische und ein paar nicht sehr bunte Korallen. An Land konnte man mehr beobachten. Ausser den unzaehligen Kaenguruhs, die hier herumhuepfen, habe ich auch meine ersten Emus gesehen




Der Strand an meinem Camp ist einer der wenigen, wo man auch Angeln darf.


Es wurde sogar etwas gefangen, was ich dann auch probieren durfte, recht lecker.
Eigentlich wollte ich mir noch eine Schlucht im Nationalpark ansehen, aber als ich am Morgen aufwachte, kribbelte es mir so in den Beinen, dass ich nur noch auf das Fahrrad und weg wollte. Erst zwei Naechte in Exmouth dann zwei Naechte in Nationalpark, mehr Ruhe vertragen meine Beine nicht mehr. Also habe ich am Morgen mein Fahrrad gepackt, bin wieder nach Exmouth und habe mich fuer die naechste Etappe nach Coral Bay geruestet.
Je suedlicher ich komme, desto naeher werden die Distanzen, desto weniger Essen und Wasser muss ich mitschleppen. Gerade mal 154km, mit einmal Buschcampen kurz vor Coral Bay ist das geschafft.
Coral Bay gilt als einer der schoensten Straende der Gegend. Leider ist er umzingelt von vielen Tour-Agenturen, Souvennierstaenden, Campingplaetzen, einfach zu viel Touristen. Im Wasser sind dann schon fast zu viele Fische. Die wissen schon, dass sie hier nicht geangelt werden duerfen, sondern gefuettert werde, darum kommen sie in Scharen. Beim Waten im Wasser schwimmen sie einem immer zwischen den Beinen durch. Ansonsten war die Unterwasserwelt fast besser als bei Exmouth, das Wasser war hier auch viel waermer und ich konnte laenger schwimmen.
Chris, ein Radfahrer aus Carnarvon (noch etwas suedlicher) hat mir geschrieben, er sei auch am Wochenende in Coral Bay. Das war dann recht nett, am Strand zu sitzen und ueber Fahrraeder und Fahrradtouren auf der ganzen Welt zu reden. Vor allem noch zum Abendessen eingeladen zu werden, endlich mal wieder etwas anderes als Instantnudeln und Instantsuppe.

Auch hier hielt mich nichts mehr, ich wollte endlich wieder weg vom Touristenrummel und bin suedlich von Coral Bay auf eine unbefestigte Strasse abgebogen. Dort gibt es der Kueste entlange mehrere sehr einfache, einsame Zeltplaetze. Der erste, 14Mile Camp sah nicht gerade sehr geeignet fuer Fahrradfahrer aus.



Ich habe noch nie einen Fahrradreisenden gesehen, der eine chemische Toilette dabei hatte. Vielleicht waere das noch eine Marktluecke, ein zusammenklappbares Klohaeuschen als Fahrradanhaenger.

Es tat richtig gut mal wieder auf weitem Gefilde alleine zu sein.



Wenn ich angehalten hatte, war zuerst absolute Stille, dann gewoehnte sich aber das Gehoer daran und man hoerte auf einmal all die verschiedene Voegel, Insekten und anderes Getier. Einfach wunderbar. Ich liess mir alle Zeit der Welt. Eile waere sowieso fehl am Platze gewesen, hatte Gegenwind und musste auch sehr auf den Weg achten.
Mir war gar nicht bewusst wie spaet es schon war als ich die Warroora Station erreicht hatte. Gerade dort war eigentlich campen nicht vorgesehen. Am Strand dort hat man mir es zum Glueck auch nicht erlaubt, es waere eine schoene Tortur gewesen mein Fahrrad mit Gepaeck ueber die Duenen zu schieben. An den Gebaeuden konnte ich mein Zelt aufschlagen, habe zuerst mal dort nur mein Fahrrad abgestellt und bin gleich an Strand. Statt Supermaerkte und Tour Bueroes stand hier nur ein alter Wohnwagen.


und den Strand hatte ich total fuer mich alleine



Zum Schwimmen war es zu spaet und zu windig, aber zum Geniessen war noch genug Zeit.
Am naechsten Morgen ging es wieder frueh los. Alle Tiere schauten mich erstaunt an, was ich denn schon hier wolle. Leider hielt die Ruhe nicht lange an. Der Weg kam bald wieder auf den Highway 1. Der Verkehr hielt sich aber in Grenzen. Bei dem Rueckenwind ist sowieso alles leichter zu ertragen.
Kurz vor Carnarvon habe ich mich zum Uebernachten in die Buesche geschlagen.
In dieser Gegend, am Gascoyne Fluss, wird anscheinend 70% an Obst und Gemuese von Australien angebaut. Endlich mal wieder zwischen Bananenstauden und Palmen fahren.

Sehr erstaunt war ich, als ich dann ueber den Fluss fuhr und dieser ein einziges Sandbett war.


Spaeter wurde mir erklaert, das Wasser ist alles unterirdisch. Im Laufe des Tages hat sich das auch geaendert. Gerade als ich in die Stadt fuhr, hat es angefangen zu regnen, so etwas hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Jeder hier hat sich unglaublich gefreut, da sie den Regen dringend gebraucht haben. Es war aber zuviel auf einmal. Innerhalb kuerzester Zeit waren alle Strassen ueberflutet. Machte mir eigentlich recht wenig aus, habe mich in die Buecherei ins Internet zurueck gezogen, bis Chris Feierabend hatte und mich zu einer Freundin gebrachte, bei der ich uebernachten konnte. Welch ein Glueck nicht mein Zelt aufschlagen zu muessen.
Bis zur Dunkelheit hat Chris mir die Stadt gezeit, wirklich ein recht nettes Oertchen.


Dort blieb ich dann zwei Naechte, wollte meine weitere Tour planen und ein paar Sachen erledigen. Am 25. Juni kribbelte es mir aber wieder so in den Beinen, dass ich mich weiter Richtung Sueden aufmachte.