Samstag, 14. Mai 2011

Gruesse aus Santiago di Compostela

So hat alles mal wieder angefangen..


Urse hat mich samt Gepäck und riesen Fahrradkarton auf halsbrecherische Weise, die Stirn klebte sozusagen an der Windschutzscheibe, in ihrem uralt, quitschgelben Golf auf den Flughafen gebracht.
Beim Check In haben Sie es natürlich nicht akzeptiert, dass ich sämtliche Radtaschen einfach mit Hilfe eines Müllsackes (extra strong) zu einem Gepäckstück umgemodelt hatte. Ich musste es noch bei der Verpackungsstelle in Folie einwickeln lassen. War auch OK, so konnte ich meinen grossen, roten Packsack noch mit einwickeln lassen, dann wars zwar ein grosser Kokon, der als Gepäckstück akzeptiert wurde.
Alles kam überpünktlich und wohlerhalten in Lissabon an.


Der Vorteil wenn man um die Mittagszeit ankommt ist, man kann sich alle Zeit der Welt lassen. In Ruhe, sprich 42 Minuten habe ich alles zu einem fahrtüchtigen Fahrrad zusammengebaut.


und sofort gings in die Innenstadt, über die Promenade.


Bei Beate samt Familie bin ich sehr gut untergekommen. Da ich schon vor ein paar Jahren in dieser Stadt war und es mir in den Beinen kribbelte, bin ich am nächsten Tag gleich weiter


schön am Tejo entlang. Da gab es sogar einen richtig schönen Fahrradweg.
Nicht immer, aber immer öfters. Einmal musste ich meinen Weg zwischen Sandstrand und Bahngleis suchen, bis ich eine Unterführung gefunden hatte.

Da ich die Kurve bei der Tejo-Mündung voll ausgefahren bin, wurde es richtig ruhig. Dahinten ist nichts mehr los. Da hatte es sogar genug Platz für einen Fahrradweg, obwohl dieser da nicht von Nöten gewesen wäre. Das war im weiteren Verlauf öfters der Fall, da wo auf der Strasse auch nichts los war, gab es die besten Radwege. Immerhin konnte ich dann auf der Meerseite fahren, hatte ein paar Meter besser Aussicht.
Danach waren am Meer entlang nur noch Klippen, das hiess für mich ganz schön lang den Berg hoch. An meinem ersten Tag mit all dem Gepäck hätte ich es mir gerne erspart. Manchmal hat man hat keine Wahl. Eine junge Frau wollte mich in ihrem Mini Cooper mitnehmen. Ich muss einen recht schlappen Eindruck gemacht haben, der gar nicht so verfehlt war.

Dann hatte ich das schmucke Fischerdörfchen Ericeira erreicht.

Hier hatte es sogar einen Campingplatz der genau so günstig war wie eigentlich alles hier.


Endlich mal wieder im Zelt schlafen, das war wie heim kommen.
Auch wenn es nicht Wildcampen war. Das sehen die Portugiesen wegen den vielen Bränden auch nicht gerne.

Weiter ging es über die Klippen.

wegen der Aussicht und weil alles so schönt blühte, war es ganz erträglich.


Obwohl es zu dieser Jahreszeit noch sehr ruhig war, versuchte ich doch die Route Nationale zu vermeiden. So wurde selbst dieses nicht sehr spektakuläre Radfahren in Europe ein bisschen spannend.
Zuerst ging die von mir gewählte “Abkürzung” noch, es war ein schmaler Weg mit vielen Steinen, dann kam Sand, für mich immer wieder eine 100m lange Schiebeetappe.


und wie meistens, wenn es schon schlimm ist, kommt es noch schlimmer. Auf einmal stand ich vor einem Pfütze/Schlammloch, die den ganzen Weg eingenommen hat.


Sah wirklich interessant aus. Nach 1-2 Metern konnte ich zum Glück ins Gebüsch abbiegen.
Es dauerte ganz schön lange, bis ich den nur ein paar wenigen Kilometer entfernten Ort erreicht hatte. Es war allerdings eine wunderbare Strecke, wo ich von Schnacken zerstochen wurde, wenigstens ein Hauch von Abenteuer.

Dann nur noch einmal den Berg hoch und weiter gings luxuriös auf guten Fahrradwegen, die waren genau so leer wie die Strasse nebenan


Fast idylisch ging es durch die Kautschuckwälder.


Die Dörfer bereiten sich für den grossen Ansturm in ein paar Wochen vor, neue Radwege werden gerichtet und rot angespritzt.
Sehr bevölkert ist die Gegend hier nicht und der Tourismus scheint der einzige Einkommensquelle hier zu sein. Dafür lohnt es sich auch die Dörfer nett herzurichten. In Costa Nova zum Beispiel sind alle Häuser längs gestreift.


Und weiter ging es Richtung Norden. Kurz vor Porto traf ich die ersten Reiseradler, Petro und Catia aus Portugal. Sie fahren zwar “nur” in Portugal, sind aber äusserst interessiert und auch dem entsprechend ausgerüstet längere Touren zu fahren. Sie haben mir schon verraten, dass es einen schönen Radweg nach Porto gibt. Und so stand ich auch wenig später, nach recht angenehmer Fahrt vor der Luis IV Brücke.


Danach war ich gleich in der Altstadt Porto's


Vor ein paar Jahren war ich schon einmal hier und wieder hat es mir hier sehr gut gefallen. Ich hätte schwören können, dass wir damals in Porto auf einem Campingplatz gewesen wären, aber die Frau von der Touristen Info meinte, in Porto würde es keinen Campingplatz geben. Nu denn, sie muss es ja wissen, da nutzt kein Widerspruch. Schade, so konnte ich mich nicht allzu lange hier aufhalten. Machte nicht viel, mit dem Fahrrad ist man überall schnell durch.

Catia und Pedro hatten mir auch schon verraten, dass es nach Porto auch noch schön auf dem Fahrradweg weiter ginge und dass man auf den Holzwegen auch mit dem Fahrrad fahren darf.


Das war wirklich herrlich, damit die Dünen geschont werden gibt es über Kilometer hinweg diese Wege.

Aber auch dieser war mal zu Ende, weiter ging es dann umso schlimmer über 30-40km auf Kopfsteinpflaster, ganz schön nervig. Schnell fahren kann man darauf auch nicht. Dann kam noch Gegenwind dazu, Probleme mit dem Kocher, die ich endlich lösen wollte und dass Pedro gemeint hat, Viano de Castello sei eine schöne Stadt und ich habe ungeachtet dem rapiden Abfall meiner durchnittlichen Kilometerleistung in dieser Stadt schon Schluss für den Tag gemacht.
War dann ganz gut so, denn selbst wenn man “nur” Fahrrad fahren muss, sind immer wieder andere Dinge zu erledigen.

Am nächsten Tag war ich dann schneller als gedacht an der Grenze zu Spanien. Mit einer Fähre konnte ich locker übersetzen. Zum Glück musste ich noch eine halbe Stunde warten, so konnte ich noch die letzte Postkarte mit portugiesischer Briefmarke schreiben und abschicken.


Unglaublich wie sich die Landschaft auf der anderen Seite in Spanien änderte. Vorerst war es vorbei mit Sandstränden nur noch Felsenküsten, schön pittoresk.
Schnell war ich in Baiona, einer kleinen Stadt am Meer, das mir sehr gut gefallen hat.


Hinter dem Hafen erheben sich die ersten ernsthafte Berge. Wahrscheinlich gehören sie schon zu den Pyrenäen.
über diese und noch manch andere musste ich drüber, nicht mehr weit, und ich war in Santiago di Compostella!!!

Es war schon recht spät am Abend als ich da angekommen war. Der Tag ist so lange hell, da merkt man gar nicht wie spät es eigentlich ist. Irgendwann ist man dann nur noch so müde, dass man nur noch einen Platz zum Schlafen möchte, wie es hier der Fall war.

Vorerst hielt sich mein Interesse an der Kathedrale in Grenzen, ganz simpel ein Schlafplatz war mit jetzt lieber. So wandelte ich zuerst einmal durch die Gassen


zur Touristinfo, habe mich dann kurz entschlossen, mir ein Hotel in der Stadt zu gönnen.

Am nächsten Tag ging es dann wirklich los. Die Kathedrale war um 11 Uhr schon so voll wie bei uns höchstens zu Weihnachten. überall standen Rucksäcke herum.


Auch die Stadt war voll von Pilgern,

jung und alt,


aber jeder machte einen glücklichen Eindruck hier angekommen zu sein. Vor der Zerifikatausgabe musste man Stunden anstehen. Ich stellte mir schon vor, dass es so auf dem ganzen Jakobsweg aussieht.
Santiago ist eine schöne interessante Stadt, aber bei all den Leuten hat es mir nach einem Tag gereicht und ich zog am Freitag den 13. Mai weiter.