Donnerstag, 3. Juni 2010

Prima Klima in Lima

Am Mittwoch dem 5. Mai habe ich Cusco in Richtung Lima verlassen. Da die Stadt wie in einem Kessel liegt, ging es zuerst mal maechtig den Berg hoch. Innerhalb der Stadt noch durch enge Gaesschen, da war kaum Platz fuer Autos, deswegen auch so gut wie kein Verkehr. Danach wurde es kurz schlimm, als es breit genug fuer Busse wurde. Irgendwann hatte ich den ersten Huegel erklommen und stand auf einmal vor Adventurepark.


Was man nicht so alles braucht, wenn man nicht mit dem Fahrrad unterwegs ist! Die Strassen und der Verkehr Suedamerikas sind fuer mich Abenteuer genug, da brauche ich nichts mehr, was meinen Adrenalinspiegel in die Hoehe treibt.

Mich erwartete dafuer eine wunderbare Abfahrt in ein breiteres Tal zu der Stadt Anta. An der Ausfahrt der Stadt fuhr ich an einem Haus vorbei mit einem grossen Schild ¨Queseria Suiza Andina¨. Zwei junge Frauen winkten mir aus einem Fenster zu und herbei. Mal wieder eine prima Gelegenheit fuer eine Pause, dachte ich.


Florentina und Felizitas aus der Schweiz sind seit 1½ Jahren in der Gegend, die neugeborenen Zwillinge seit einer Woche. Jesus, der Peruanisch Kaesemeister, kommt aus der Gegend. Zusammen entwickeln sie Konzepte, wie man besser, oekologischer, gesuender Kaese zubereiten kann. Sie bieten Workshops an und moechten vor allem fuer Frauen mehr Arbeitsplaetze schaffen.
Der Kaese, der dabei heraus kommt, ist gar koestlich, leider, denn so kam zu den Kilos an Vorraeten, die ich in Cusco eingekauft hatte noch ein Kilogramm Kaese.
Wie versprochen, hielt er sehr lange, fast bis Lima (genau bis Pisco) und das letzte Stueck war genau so gut wie das Erste. Zuerst hatte ich die Befuerchtung, als es waermer wurde, dass er schmilzt, aber das war nicht der Fall. Also wirklich nur zu empfehlen, Kaese ist sowieso eine geniale Radlernahrung.
Vielen Dank nochmals an das Team und ich wuensche ihnen weiterhin viel Erfolg.

Frisch gestaerkt ging es fuer mich weiter. Diese Staerkung war im weiteren Verlauf auch bitter noetig. Nur wenige Kilometer ging es noch eben weiter, dann ging es hoch und hoch und hoch..immer hoeher und um unzaehlige Kurven.


Kurz vor dem Gipfel kam eine Baustelle, ein Fahrstreifen war gesperrt, die Fahrzeuge in meine Richtung mussten warten und das anscheinend schon lange, denn sie sassen beim Picknick am Strassenrand.
Auch ich musste zuerst warten, aber die Dame, die die Autos am Weiterfahren hinderte, hatte das Gefuehl, wie ich auch, dass ich schon an der Seite vorbei kommen muesste, konnte mich ohne Erlaubnis aber nicht fahren lassen. Immer wieder sagte sie in ihr Walki Talki: ¨Tourista con Bicicletta¨, bis sie mich endlich durchlassen durfte. Auch die Autos machten sich startklar, mussten aber weiter warten. Ich weiss nicht, was mit ihnen geschah, es kam auf der ganzen Strecke keiner mehr und ich konnte die wunderbare Aussicht geniessen.


Nicht nur auf der Strecke der Baustelle. So hatte ich auf der genialsten Abfahrt aller Zeiten die Strasse ganz fuer mich. Es ging von 3800 auf 1800 m hinunter (alle Angaben ohne gewaehr, aber so ungefaehr).
Dann war ich unten in der Schlucht. Schon wahnsinnig, wie die Strasse an den Felsen entlang ging


Dann ueber die Bruecke,

und das ganze wieder auf der anderen Seite hoch. Beim Hinunterfahren habe ich noch nicht so gemerkt, wie warm es eigentlich ist, beim Hochfahren schon. Die naechste Stadt war noch ca 50km entfernt und ich fragte mich, wie lange es denn noch hoch gehen wuerde. Ich versuchte den Verlauf der Strasse auszumachen, aber es gelang mir nicht. Kinder auf Pferden ohne Saettel ritten zuerst hinter mir her, ueberholten mich dann im Galopp. Wie ich sie beneidete. Mit dem letzten Sonnenstrahl und wieder 1000m hoeher erreichte ich den naechsten Ort. Der Mann von der Unterkunft half mir zum Glueck mein Gepaeck auf das Zimmer zu tragen. Alleine haette ich es nicht mehr geschafft.

Am naechsten Tag ging es genau so weiter, immer noch den Berg hoch.
Immer noch nicht war ich aus der Schlucht heraus. Man fuhr praktisch auf eine Steilwand zu und fragte sich, wie und wo soll hier ein Weg hoch gehen? Aber irgendwie ging es immer weiter.

Die Strasse muss vor nicht allzu langer Zeit durch einen Erdrutsch zerstoert worden sein. Immer wieder waren Baustellen.
In Cusco hatte ich mir eine neue Deutschlandfahne gekauft, die alte war total ausgebleicht und zerrisssen. Peru war das erste Land, wo sie endlich Wirkung zeigte. Nicht staendig wurde ich gefragt, woher ich denn komme, sondern jeder Bauarbeiter rief mir hinterher:¨Alemana, he?¨
Unverkennbar, es handelt sich hier um ein fussballspielendes und -liebendes Volk.

Trotzdem, fuer mich ging es weiter hoch, in unzaehligen Zickzackkurven. Keine Ahnung, wie oft ich an diesem Schild



vorbei gefahren bin.
In der Zwischenzeit hat es fast so ausgesehen wie in der Schweiz.




Nach 34km war ich dann wieder auf 4000m, auf dem Gipfel. Fast senkrecht unterhalb, wie in Loch, sah man Abancay liegen.

Die Strasse war eine Meisterleistung der Strassenbaukunst. So wie es vorher 34km hoch ging, ging es 36 km wieder hinunter, nur viel schneller. Abancay und Curahuasi liegen Luftlinie 22km auseinander. Gefahrene Kilometer, 72. ¨Welcome in Peru¨ so ging es auch die naechsten Tage gerade weiter.

Schon viele Fahrradfahrer habe ich ueber die vielen Berge in Peru klagen hoeren, aber keiner hat von den genialen Abfahrten geschwaermt.

Als ich in der Stadt mir eine Unterkunft suchte, sprach mich eine junge Frau auf Deutsch an, fragte, ob ich aus Deutschland komme. Sie war ganz erstaunt, hier eine Deutsche zu treffen.
Sie wurde vor 20 Jahren hier geboren und war, bis sie von deutschen Eltern adoptiert wurde, hier im Kinderheim. Seit fast einem Jahr war sie nun in Peru, um das Land kennenzulernen und mit ihrer leiblichen Familie Kontakt aufzunehmen. In dem Heim, in dem sie selber frueher war, arbeitete sie zur Zeit. Es war aber klar, dass sie nach einem Jahr wieder zurueck nach Deutschland geht. Mich hat die Frau und die Geschichte sehr beeindruckt.

Nach einem laengeren Anstieg am naechsten Tag durch Doerfer und an Kuehen vorbei,

(wer hat die groesseren Bullhorns?)

war ich auf einer Hochflaeche. Auf einer laengeren Strecke befindet man sich immer zwischen 4200 und 4500m. Die Landschaft aenderte sich immer wieder.

In den Doerfern merkte man, was bellende Hunde und pfeifende Maenner gemeinsam haben: Faengt einer an, kommen gleich alle anderen herbeigelaufen und machen mit.

Nachdem ich aus einem der letzten Siedlung losgefahren bin, zogen dunkle Wolken auf, trotzdem, ich fuhr weiter. Dann fing es an zu regnen. Als ich anhielt um meine Regenjacke heraus zu holen, in dieser Hoehe wird es auch immer gleich furchtbar kalt, kam ein LKW Fahrer auf mich zu, der gerade sein Fahrzeug ueberpruefte und fragte mich, ob er mich mitnehmen soll. Zuerst lehnte ich ab, aber dann fing es an zu hageln und es wurde immer kaelter, dass ich dachte, vielleicht sollte ich doch das Angebot annehmen. Also bis zur naechsten Siedlung, da kann ich vielleicht mein Zelt aufstellen.
Kaum im Auto, ging ein Schneesturm los.
Bei der naechsten Siedlung wollte ich noch nicht raus, sah auch nicht sehr einladend aus, bei der zweiten auch nicht. So ging es gerade weiter und bei der Kaelte und Naesse ist mir die Lust am Zelten eh vergangen. Also bin ich doch bis zur naechsten Stadt sitzen geblieben. Leider war es schon zu spaet, als wir oberhalb von Puquio angekommen sind, mit dem Fahrrad reichte es mir nicht vor der Dunkelheit dort anzukommen. Also musste ich auch die schoene Abfahrt im Auto sitzen bleiben.


Von dort ging es dann zuerst einen kleineren Huegel und dann auf meinen vorerst letzten 4000m Pass. Dabei habe ich bemerkt, dass ich langsam wieder fit werde, ich muss endlich nicht mehr so schnaufen in dieser Hoehe.

In dieser Gegend sind viele Steinmauern. Manchmal sind Tiere drin, manchmal ist es auch ein Feld.

Mich wunderte, dass sie meistens fernab von jeglicher Siedlung und kreisrund waren.

Auf dem Gipfel ist der Pampa Galeras National Park, 

voll von Pampasgras und Guanacos.


einer aussterbenden Lama Art.

Dann kam die genialste Abfahrt, 100 km von 4200 auf 680m, allerdings am Anfang noch nicht so steil, da es sich um eine Hochebene handelte.

Da es schon recht spaet und kalt wurde, habe ich sie auf zwei Etappen aufgeteilt. Mein Ziel war nur unter 3000 m zu kommen, damit es nachts nicht so kalt im Zelt wurde.

An einer Kurve, in der auch ein Restaurant war, hielt ich kurz an und dachte, das waere ein nettes Plaetzchen und schon rief jemand vom Restaurant herueber, ob ich ich hier zelten moechte. Anscheinend kommen hier viele Radfahrer vorbei, die hier ihr Nachtlager aufstellen, Japaner, Chinesen, Franzosen etc. Natuerlich War ich auch gleich dabei. Die Aussicht war grandios.


Unter mir die Berge hinter denen die Sonne unterging und 2000m tiefer die Lichter von Nasca.

Mittlerweile hatte mich die Wueste wieder,


durch die es in grossen Boegen nach unten ging


Kurz vor Nasca habe ich das erste mal von den Nasca Linien gehoert, mysterioese Figuren- Linien im Sand, deren Bedeutung noch voellig unklar ist. Sie stammen aus aus den Jahren zwischen 900 BC bis 600 AC.
Die Deutsche Mathematikerin Maria Reiche hat ihr Leben diesen Linien gewidmet, ich ihnen immerhin ein paar Stunden.
Ich war noch nicht einmal richtig in Nasca, da wurden mir schon Fluege angeboten, die einzige Art um all die Linien richtig zu sehen. Da ich vor einer Woche noch nichts von dem wusste, war es mir jetzt nicht Wert, 80 US Dollar dafuer zu zahlen. Noerdlich von Nasca sind 3 Figuren direkt an der Strasse und auch ein Aussichtsturm, von dem man wenigsten diese Figuren sehen kann.


Das reichte mir. Am besten sieht man sie eh nachgezeichnet auf den Souveniersteinen.

Um auch die Arbeit Maria Reiches zu wuerdigen war ich auch noch in dem Museum. Mich wuerde interessieren, was sie fuer ein Mensch war, die das Leben in der Wueste verbrachte und Ausmessungen an den Figuren unternimmt.
Am Schluss sah ich nur noch Nasca - Linien, selbst auf der Katze.

Die Wueste hier ist wieder richtig faszinierend und abwechslungsreicher als im Norden Chiles, es kommen viel mehr Oasen dazwischen. In einer Orangenplanteage konnte ich auf wunderbar gruenem Gras mein Zelt aufstellen.
Nachdem ich mein Kilo Kaese fast verzehrt hatte, kamen dafuer mindestens 2 Kilo Orangen, die ich am naechsten morgen geschenkt bekommen hatte. Die waren aber schnell weg.

Am naechsten Abend war ich wieder in einer Oase, aber ganz anderer Art. Das war ein kleines Touristenzentrum, ich fand es sehr witzig, als ich dort angkommen war. In der Mitte war ein kleiner See


darum herum Sandduenen, wo man Sandboard fahren kann.


es waren aber fast nur einheimische Juegendliche zugange.
Spaeter sah ich Horden von aelteren Hollaendischen Touristen, die in einem Buggy durch die Wueste kutschiert wurden.

So bietet es fuer jeden etwas, fuer mich wieder ein Stueckchen Gras fuer mein Zelt.

Irgendwann bin ich nach Paracas, Richtung Meer abgebogen, von dort soll der echte Guano Duenger herkommen. Auch wenn ich endlich mal wieder das Meer gesehen hatte, es war keine gute Idee. Nur kurz konnte ich einen Blick zwischen den Fischfabriken einen Blick auf das Wasser werfen. Ansonsten roch es sehr streng.

Pisco war der Abstecher auch nicht wert, auch wenn von dort der Pisco, der Grappa Suedamerikas, herkommt. Vor ein paar Jahren war dort ein Erdbeben. Nicht nur der Kirchturm lag in Truemmern, kaum eine Strasse war geteert, alles sandig und staubig.
Dann hatte mich die Panamericana wieder.

Zuerst an Baumwollfelder vorbei,



dann wieder in die Wueste. Langsam verstand ich auch, warum hier ueberall die ¨Zona de Niebla¨ Schilder herum stehen. Von der Sonne war nicht mehr viel da nur Nebel. So soll es jetzt die ganze Kueste hoch gehen. Heute hatte ich eine Unterbrechung. Eigentlich sollte man ja meinen, je hoeher, desto weniger Nebel. Aber hier ist es anders herum. Unten in einem Flusstal und wunderbarer Oase voller Obstplantagen, war strahlender Sonnenschein.

Da kam mir ein Tschechischer Radfahrer, Petr, entgegen. Genau so ein Sonnenscheinchen. Richtig gut gelaunt. Der erste der nicht gleich ueber Leute und Wetter geschumpfen hatte, sondern richtig gut drauf war. Aber leider wieder in die andere Richtung gefahren ist.

Jetzt war es nicht mehr weit bis Lima. Zuerst kamen die Straende


Nicht sehr einladend, aber Hauptsache das Nationalgetraenk war wieder im Vordergrund. Ich habe hier, ausser Fischer, noch niemand im Wasser gesehen. Wie ich spaeter erfahren habe, ist der Sommer hier jetzt vorbei.

Bis in die Stadt hinein war der Verkehr noch recht gemaessigt. Auch in der Innenstadt sind die Strassen schoen breit. Nur einmal gab es einen groesseren Stau. Ich habe mich einfach eingereiht, natuerlich wieder einmal das einzigste Fahrrad weit und breit. Erstaunlicher Weise hat niemand gehupt, wahrscheinlich haben die endlich kapiert, dass ich im Stau genau so schnell stehe wie jedes andere Auto, wahrscheinlich sogar noch schneller.
Relativ schnell war ich dann auch bei Anibal, nicht nur Warm Shower list member von Lima, sondern auch Gruender des Peruanischen Touring cycling club. Und (noch) Besitzer eines Hotels. Nicht schlecht habe ich gestaunt, als ich vor dem Hotel Mont Blanc in Lima stand. Fuer Fahrradfahrer steht ein Zimmer zur Verfuegung. Sehr nett.

Das Hotel liegt gleich hinter dem ¨Parque de Reserva¨, der voller Springsprungen und Wasserspiele ist.

Dort blieb ich laenger als geplant, da der Fahrradclub am Montag abend eine Praesentation haben wollte. So hatte ich genug Zeit, mir die sehr schoene Innenstadt anzuschauen.


Deutschland scheint in Peru sehr beliebt zu sein, viele haben mich angesprochen, Deutsch, Englisch oder Spanisch. Beim Letzteren habe ich einfach nur gelaechelt, genickt und ¨Si, Si¨gesagt.

Leider war das Wetter nicht sehr sonnig. Es regnet anscheinend nie hier an der Kueste, aber es war morgens wie leichter Nieselregen und sonst auch nicht viel von der Sonne zu sehen, spaeter am Tag ein richtig kalter Wind. So wie die Leute hier warme Kleidung kauften, warme Maentel waren der Renner, ist unverkennbar, der Winter war im Anzug.
Richtiges Wetter um ins Museum zu gehen. Schon am ersten Tag sind mir Fahnen mit Mali Portraits und Lima auf gefallen. Das hat mich schon interessiert, wie Lima auf Mali kommt, nur von der Ausstellung war nicht viel von Mali zu sehen. Es hat recht lange gedauert bis ich darauf gekommen bin, dass Mali eine Abkuerzung fuer ¨Museo de Arte Lima¨ ist. So habe ich Werke Peruanischer Kuenstler aus verschiedenen Epochen gesehen, von Inka Keramik bis Portraitfotografien eines Peruanischen Starfotograph.

Fahrradtouren stehen in Peru, wie in fast allen Suedamerikanischen Laendern, ganz am Anfang. Fast aussichtslos eine gute Ausruestung zu bekommen. Wenn man was moechte, muss man vorher genau wissen was und es aus USA oder Europa kommen lassen. Schon daher koennen es sich nur wenige leisten. So war auch die Gruppe am Montag abend recht klein, das Interesse dafuer umso groesser, und unendlich viele Fragen, natuerlich stand auch mein Fahrrad im Mittelpunkt. Auch fuer mich gab es mal wieder viel zu lernen.

Am Dienstag den 18. Mai ging es dann weiter Richtung Norden, entlang dem Meer, anscheinend der deprimierensten Strecke Suedamerikas, nur Wueste und Nebel. Dem konnte ich aber nicht zustimmen.

Lang, lang war die Strecke aus Lima heraus. Ich weiss nicht, wie viele Universitaeten diese Stadt hat, unzaehlige. Ueberhaupt Richtung Norden hat es am Morgen ganz schoene Staus gegeben. Wo keine Uni war, war ein Shoppingcenter. Wahrscheinlich sind 90% aller Center in Peru auf diesen 15km. Wer soll da ueberall einkaufen?
Nach Anchon, dem Badestrand der Limones, was man sich bei der trueben Suppe gar nicht vorstellen kann, aenderte sich das Bild schlagartig. Eine Zahlstelle minimierte den stark reduzierten Verkehr noch mehr. Es kamen auch keinen Orte mehr, wie auf einer Sandduene ging es hoch, am Rande nur noch Pueblo Joven, Armensiedlungen neu angelegt.


Ab und zu sah man Grundstuecke im Sand abgesteckt und man fragt sich, wer soll da wohnen?

Spaeter wurde die Wueste wieder gruener. Durch den Nebel hat sich auf den Felsen einen gruenen Flechtenteppich gebildet, andere Felsen waren rot, und gelb der Sand, so war alles schoen bunt, ueberhaupt wenn die Sonne heraus kam.

Die Panamericana ist hier neu ausgebaut, 4-spurig und fuehrt an den Ortschaften vorbei. Was es anscheinend auch sehr gefaehrlich macht, zu isoliert, ueberfallgefaehrtend, wurde mir gesagt, habe davon aber nichts gemerkt.

In Huarmey einer kleinen Stadt am Meer, sprach mich eine junge Frau an, ob ich aus Deutschland sei. Sie war ganz aufgeregt, seit 9 Monaten ist sie hier, macht ein Voluntariat von der Erzdiozoese Freiburg aus, und ich sei die erste Deutsche, die sie hier trifft, ausser einer Nonne die auch Deutsche ist und hier lebt.
Sie betreut arbeitende Kinder, die Geld verdienen muessen, weil sonst die ganze Familie zusammenbricht. Hier wird geschaut, dass sie wenigstens noch in die Schule gehen, bei Hausaufgaben geholfen und sie bekommen auch Essen, weswegen manche Kinder auch nicht mehr arbeiten muessen, weil sie ¨nur¨ fuer ihren eigenen Unterhalt aufkommen muessen. Das hoerte sich alle sehr spannend und interessant an.

Mit dem Rueckenwind kam ich recht zuegig voran. Bei einer ¨Fernfahrerraststaette¨ hielt ich an und wurde gleich herzlich begruesst. Anscheinend war ich nicht die erste Radfahrerin, die hier vorbei kam. Sogar ein Deutscher Zeitungsausschnitt mit Foto, schoen eingerahmt, wurde mir gezeigt. Das Restaurante von Clemente ist wirklich eine Oase in der Wueste. Nachdem ich Kekse verzehrt und 2 Glaeser Sojamilch getrunken hatte, wollte er nicht einmal etwas dafuer.
So gut gestaerkt ging es sehr schnell nach Chimbote, dem groessten Fischereihafen von Peru. Es roch aber bei weitem nicht so, wie man annehmen koennte. Die ertragreichsten Jahren sind wegen Ueberfischung vorbei.
Trotzdem tummeln noch hunderte von bunten Fischerbooten im Hafen.

Hier wurde ich von einem Rennradfahrer ueberholt, der hielt an und meinte, wenn ich nach Trujillo komme, muss ich zu Lucho ins Casa de Ciclista. Dass diese Einrichtung unter Tourenfahrer bekannt ist, war mir schon bekannt, aber dass er auch unter den Einheimischen so beruehmt ist, hat mich doch ueberrascht. Ich habe dann nur gemeint, er wartet schon auf mich.

Nach Chimbote ging es zuert mal dur einen Tunnel. Er war nicht allzu lange, ca 300m, aber es war kaum Licht darin. Mit meiner Leuchtweste und den Reflektoren dachte ich, die Autos werden mich schon sehen, das Ende des Tunnels war auch schon in Sicht.
Noch vor dem Tunnel merkte ich, ein Polizeiauto war hinter mir. Zuerst wollte ich anhalten, aber sie machten mir Zeichen, dass ich weiter fahren soll. Also tat ich dies und sie fuhren hinter mir her, gaben mir nicht nur Rueckendeckung, sondern auch Licht. Sehr nett !! Nach dem Tunnel bedankte ich mich und sie drehten wieder um.

Auf der Strecke nach Trujillo gibt es einige Zuckerrohrfelder und somit auch einige Lastwagen mit der Ernte.

Das riecht ganz schoen speziell.

Praktisch ohne Pause fuhr ich die 130km nach Trujillo, dort hatte ich dann so Hunger, dass ich den ersten Essensstand stuermte.
Dann dauerte es auch nicht mehr lange und ich hatte das legendaere Casa de Ciclista gefunden.


Gleich sollte ich mich in das ¨Goldene Buch der Fahrradfahrer¨ eintragen. Ich war Nummer 1323, und das ist nicht einmal von Anfang an, als Lucho es vor 25 Jahren gegruendet hat. Ausser mir war ein Jugoslawe, ein Englaender, zwei Franzosen und ein Kolumbianer dort. Aussser dem Kolumbianer alle Richtung Sueden unterwegs. Der Kolumbianer, Lazaro war im Rollstuhl. Am Tag zuvor hat er den Weltrekord im Dauerrollstuhlfahren aufgestellt, 33 Stunden, ca 350 km, ein aeusserst interessanter Mann. Eigentlich war er auf dem Weg von Buenos Aires nach Columbien, wurde dann von den Behinderten in Peru aufgefordert, auch hier etwas zu tun, deswegen hat er kurzerhand beschlossen, den alten Weltrekord zu brechen. Sein naechstes Projekt, mit dem Rollstuhl in 4 Monaten von Columbien nach Canada zu fahren. Ich wuensche ihm weiterhin viel Erfolg und Durchhaltevermoegen.

Zur Feier gab es am Abend, bzw in der Nacht eine Party. Nicht gerade das, was man nach einem langem Tag Fahrradfahren braucht. Um Mitternacht war ich dann so muede und hatte genug Sangria getrunken, dass ich bei jedem Krach schlafen konnte.

Hier wartete auch ein Paeckchen auf mich, mein Rohloff Oel, vielen Dank an Manuel Dapp vom Veloschopf Steinen. Mein Reserveoel ist auf dem Weg in die Anden wegen dem Luftdruck ausgelaufen. So konnte ich endlich wieder meiner Gangschaltung etwas Gutes zukommen lassen.

Trujillo hat auch einen historischen Stadtkern, war aber fuer mich nach Lima nicht mehr so interessant.
Was ich mir aber noch angeschaut hatte war ChanChan, die groesste Pre-Columbianische Stadt Amerikas.


Sehr beeindruckend, diese riessige Stadt, wo einstmals bis zu 60000 Leute gewohnt haben sollen. Leider ist nicht mehr viel uebrig, teilweise die bis zu 4m dicken Mauern und die Verzierungen


Fuer mich hiess es am Dienstag, den 25. Mai wieder weiter Richtung Norden, Richtung Ecuador.