Mittwoch, 23. Dezember 2009

Von Melbourne in die Snowy Mountains

Ich weiss nicht, was es ist, aber als ich von der Tasmanien wieder zurueck nach Melbourne gekommen bin, dachte ich wieder, diese Stadt gefaellt mir ungemein. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich recht gut auskenne und gleich auf Fahrradweg am Yarra entlang zu meinen Freunden fahren konnte.
Allerdings wollte ich dieses mal nicht lange bleiben, bin ja schon am Sonntag vormittag angekommen, genug Zeit um alle Sachen zu erledigen. Am Abend noch ein Barbeque mit Freunden und ich hatte auch meine Kaloriendepots wieder aufgefuellt.

Ein Blick auf die Uhrzeiten, wann die Faehre nach Phillip Island geht, genuegte , ich konnte mir noch sehr viel Zeit lassen, um fuenf am Nachmittag ging erst wieder eine. Nach 12 Uhr bin ich dann los, begleitet von Sue und Paul, die mir wieder Nebenstraesschen raus aus Melbourne zeigten. Dann mal wieder ein Abschied, irgendwann, irgendwo werden wir wieder zusammen Fahrrad fahren.

Fuer mich ging es noch ein gutes Stueck weiter im Gegenwind bis zur Faehre, hat gerade noch gereicht.
Auf der Insel kommt man in Cowes an, einem richtigen Touristenort, nichts wie weg hier.
Obwohl ich eigenlich selten vorhabe dort zu uebernachten, frage ich doch immer wieder bei Caravanparks an, wieviel ein Zeltplatz kostet und tue dann meine Missbilligung kund, dass ich mit meinem Fahrrad alleine genau so viel zahlen muss wie drei Personen mit Auto und Wohnwagen.
Diesmal waren die Manager trotzdem nett, und ich erlaubte mir zu fragen, ob man nicht auch irgendwo auf der Insel umsonst uebernachten koenne. Da jetzt schon Hochsaison ist, ist auch fuer die Ranger viel Arbeit angesagt, sie kontrollieren alles, aber anscheinend nicht Montag abends, mal wieder Glueck gehabt.
Ich fand dann eines der schoensten Plaetze, an denen ich je gezeltet habe, direkt am Meer.


Nur ein Wanderweg fuehrte da hin, es war nicht zu befuerchten, dass hier noch irgendjemand vorbei kommt, auch kein Ranger.
Ganz ruhig war es natuerlich nicht, die Brandung kannte keine Nachtruhe, aber irgendwann wirkte sie auch einschlaefernd.

Am naechsten Morgen habe ich schnell zusammen gepackt, bevor mich doch noch ein Ranger entdeckt oder die ersten Wanderer ueber mein Zelt stolpern.
Ausser den Loechern im Boden von den Heringen blieben keine Spuren zurueck.

Auf der anderen Seite geht eine Bruecke runter von der Insel. Ein paar Kilometer danach faengt wieder ein Railtrail an. Am Anfang noch sehr unterhaltsam, direkt am Meer entlang,

 

dann wieder wie uebelich gerade aus und eben. Eins ist allerdings sehr positive auf diesen Fahrradwege, sie sind schoen ruhig, meist weit entfernt von jeglichen Strassen.
Nach Wonthaggi ging es weiter direkt am Meer entlang, auch hier kaum ein Auto unterwegs. In Cape Peterson suchte ich mir ein nettes Plaetzchen am Strand fuer ein Picnic. Das Wetter war schoen warm, so war ich nicht die Einzige, die auf diese Idee kam. Der Strand war voll von jungen Familien.

Weiter gings ueber saemtliche Huegel der Gegend, von den man fantastische Blicke auf alle Buchten weit und breit hatte.
Da ich recht muede war, die letzten Naechte waren doch recht kurz, wollte ich mal wieder auf einen Campingplatz, um morgens auch etwas laenger ausschlafen zu koennen. Also bin ich nach Walkersville abgebogen. Steil ging es 2 km durch den Cape Liptop Park runter ans Meer. Der kleine Platz war recht idylisch gelegen, halb im Busch, halb am Strand, keine von diesen riesigen Holiday Parks. Die Freude wurde aber gleich getruebt, als ich den Preis fuer eine Uebernachtung erfahren hatte, 25 $. Man muss mir richtig angesehen haben, wie mir beinahe die Traenen in die Augen schossen, denn der nette junge Mann hatte schnell ein Einsehen und meinte, fuer mich 10 $, er waere frueher auch viel Fahrrad gefahren. Ist das nicht nett? Mit der Haelfte waere ich ja auch einverstanden gewesen, aber die 10$ zahlte ich natuerlich noch lieber.

Von Walkersville war es nicht mehr weit zum Wilsons Promotory. Vor sechs Jahren hatte ich mir nicht die Zeit fuer diesen Umweg genommen, habe aber seither immer wieder gehoert, wie schoen es dort sein muss, dass ich diese mal auf jeden Fall dorthin wollte.
Es war mal wieder gnadenlos heiss und der Nationalpark hatte viele hohe Berge. Machte nichts, ich hatte es ja nicht eilig und die Schoenheit des Parkes machte sich bald bemerkbar.

 

Hohe Felsen, schoene Buchten, dichte Waelder und weisse Straende, die Strapazen haben sich auf jeden Fall mal wieder gelohnt.
Zuerst mal schnell Zelt aufstellen, Kleider waschen und dann gleich los, zu einem der schoensten Straende die ich bisher in Australien gesehen hatte, Squeazy Beach. Der Wanderweg ging durch Eucalyptuswaelder den Berg hoch mit Ausblick auf die Muendung des Tidal River in das Meer.


 

Dann der Strand, weisser Sand, tuerkisfarbenes Wasser, rote Felse

 

Das Wasser war zu kalt zum Schwimmen, aber prima zum Abkuehlen nach der Fahrt bei 40 Grad.

Sehr pitoreske Gegend, hat sich wirklich gelohnt hierher zu kommen.

 

Nicht nur unzaehlige Moeven gibt es hier, auch viele Papageien, die allerdings auch sehr laestig werden koennen.

 

Da sie von den Touristen gefuettert werden, meinen sie inzwischen, sie koennen sich auch selber holen, was sie wollen.

Auf meiner Wanderung am naechsten Morgen zu einer anderen Bucht



sah ich zwei Schlangen. Wahrscheinlich kam ich mal wieder so daher getrampelt, dass sie sofort in den Bueschen verschwanden.

Der Park ist zwar sehr schoen, aber es waren mir einfach schon zu viele Leute dort, obwohl es noch lange nicht voll war.
Nachdem auch noch das Wetter schlechter wurde und es anfing zu regnen, hielt mich nichts mehr und ich machte mich wieder auf den Weg.
Total patschnass kam ich ausserhalb des Parkes auf einen freien Rastplatz an. Ein junger Pole hat mir angeboten meine Kleidung, vor allem Schuhe in seinem Auto ueber Nacht zu trocknen. Sehr nett. Am naechsten morgen bekam ich die Sachen zwar nicht ganz trocken zurueck, dafuer gab es dazu einen richtig guten Kaffee direkt ans Zelt geliefert. Wie kann ein Tag besser anfangen?

Der Regen und Sturm haben inzwischen aufgehoert und ich konnte weiter ueber die Strzelecki Ranges zum Tarra Bulga Nationalpark, eine Strecke, die ich schon das letzte mal gefahren war, die dieses mal auch wieder fahren wollte.
Endlich mal wieder dirt road auf der Grand Ridge road.

 
Es ist erstaunlich welch abgelegene Gegenden man selbst hier im dicht bevoelkerten Suedosten Australiens findet, sobald man sich etwas vom Meer entfernt.

Die Eucalyptusbaeume schaelen sich wie Bananen.
 
Nach dem Regen roch es hier fantastisch. Bei den Eucalyptusdaempfen kann sich keine Erkaeltung breit machen.

Und immer dichter ging es durch den Regenwald.
 

Es muessen bei dem Regenwetter viele Waldarbeiten stattgefunden haben, der Weg war nicht in einem guten Zustand, tiefe Furchen und grosse Steine, nur langsam kam ich vorwaerts.
Auf der Suche nach einem ruhigen Oertchen im Tarra Valley zum Zelten, kam mir eine Horde Fahrradfahrer entgegen. Sie luden mich zu ihrer Weihnachtsfeier auf dem Campingplatz ein. Also doch mal wieder offiziel uebernachten.
Nicht nur die selbstegmachten Salate waren sehr gut, ich habe mich auch mal wieder koestlichst unterhalten. Bei dieser Gelegenheit konnte ich endlich mal den Australischen Christmas Pudding versuchen. Es scheint eine groessere Kunst zu sein, den herzustellen. Ehrlich gesagt, ich weiss nicht, ob sich der ganze aufwand lohnt.
Komme was wolle, ich hatte auf jeden Fall schon mal eine sehr nette Weihnachtsfeier.

Am naechsten Tag hiess es dann zuerst einmal wieder die 8 km aus dem Tarra Valley hinauf zur Grand Ridge road. So wohlgenaehrt wie ich wieder einmal war, kein Problem. Unten hat es noch so ausgesehen, als ob das Wetter schoen werden wurde, oben war ich in den Wolken

 

Es nieselte und war einiges kaelter. Nach einigen Auf und Abs ging es dann sehr lange nur noch ab, wurde einiges waermer und die Sonne kam wieder heraus.

Bevor die naechste Bergetappe anfing, goennte ich mir noch ein paar Kilometer fast eben auf dem Highway nach Bairnsdail, ab da den gemuetlichen Railtrail nach Bruthen. Wirklich erstaunlich, auf den 30 km sind mir gerade mal 3-4 Radfahrer begegnet.
Nach Bruthen begann die Steigung wieder, zuerst recht moderat auf geteerten Strassen zu den Kalksteinfelsen und -hoehlen von Buchan. Auch da war ich vor Jahren schon einmal, der nette, kleine Zeltplatz bei den Hoehlen ist immer noch voller Kaenguruhs.
Von da ab begann der Spass erst richtig, immer noch einer meiner liebsten Strecken in Australien. Fast 180 km von ca 75 Hoehenmeter auf 1000 Hoehenmeter in Jindabyne, fast alles auf dirt road, der Barry road, zuerst durch den Alpine Nationalpark, dann den Kosciuszko NP.
Die ersten paar Kilometer sind noch geteert und auf der Karte sah es mal wieder so aus, als ob noch kleiner Ortschaften kommen wuerden, aber wieder einmal waren es nur vereinzelte Haeuser, niemand war zu sehen. Da ich nicht auch noch Wasser den Berg hochschleppen wollte, wartete ich bis zur letzten Gelegenheit.
In “Seldom Seen” sollte es noch ein Roadhaus geben, wo ich Wasser bekommen sollte. Der “Ort” hiess wahrscheinlich so, weil der Besitzer selten zu sehen war, dafuer seine Kunstwerke

 

Hoffentlich sind das nicht Ueberbleibsel von Fahrradfahrer, die hier auf der Strecke blieben.
Beim Bruder des Besitzers gegenueber hatte ich mehr Glueck, endlich mal wieder bekam ich einen Menschen zu sehen. Er lies mich auch gleich in seiner Kueche meinen Wassersack und – flasche auffuellen.

Und immer weiter ging es den Berg hoch mit wunderbarer Aussicht.

 

Im Januar 2003 ging hier ein grosses Buschfeuer durch. Im November 2003, als ich das letzte mal dort gewesen war, waren nur schwarze Staemme zu sehen, vereinzelt konnte man aber schon gruene Sproesslinge herauswachsen sehen.
Wenn man nicht genau hin schaut, sieht man heute kaum mehr etwas. Nur Gedenktafeln machen darauf aufmerksam.
Auf holpriger Strecke,

 

ging es 10 km abwaerts in das Tal des Suggan Buggan. Leider blieb auch mein Wassersack auf der Strecke, habe nicht bemerkt wie er herunter gefallen ist. Als ich ihn spaeter wiedergefunden hatte, haben sich schon Tiere an dem Wasser gelabt. Nur noch ein zerfetzter Beutel war uebrig. In anderen Regionen wahrscheinlich eine mittlere Katastrophe, hier aber nicht. Das Wasser in den Fluessen und Baechen ist so gut, dass ma es ohne weiteres trinken kann.

Was mir an der ganzen Strecke besonders gefaellt, ist nicht nur ihre Abgeschiedenheit, vielleicht 3-4 Autos per Tag, sondern diese Vielzahl an kleinen Zeltplaetzen direkt an den Baechen, nur mit einem Klohaeuschen ausgestattet. Was braucht man mehr, wenn man sich zum Waschen auch in den Fluss legen kann?

Nach Suggan Buggan ging es natuerlich wieder hoch, um auf der anderen Seite des Berges in das Tal des Snowy River runtergehen zu koennen.


 

Es ist schon fast paradiesisch bei Temperaturen um die 40 Grad solch prima Fluss zu haben, in dem man sich Abkuehlen kann.

Damit der Genuss laenger anhaelt, habe ich schon am fruehen Nachmittag bei “Jacob's River” halt gemacht, gebadet, Waesche gewaschen, gelesen und den Kaenguruhs zugeschaut.
 
Nur kurz haben zwei Ranger vorbei geschaut und gefragt, ob alles in Ordnung sei.

Am naechsten Tag ging es dann richtig los, schoen dem Berg entlang immer hoeher auf ueber 1300 m. Aber wieder einmal wurde man mit einer traumhaften Aussicht belohnt

 

(wenn man genau hinschaut, sieht man, wie sich die Strasse dem Berg entlang hochschlaengelt),

Nach 25 Kilometern waren dann alle Hoehenmeter geschaft und es ging nur noch mehr oder weniger runter nach Jindabyne.
Da Weihnachten ist, goennte ich mir hier mal wieder einen Caravanpark, direkt am See gelegen.

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und sehr ruhig. Fast alle Australier zieht es ueber Weihnachten ans Meer. Mir wurde gesagt, dort muss man inzwischen ueber 100$ pro Nacht auf dem Campingplatz zahlen. Nein Danke. Hier faengt der Rummel erst am 2. Weihnachtsfeiertag an, dann bin ich aber schon wieder weg.

Nachdem ich gestern wieder bei bruetender Hitze hier angekommen war, tat das Schwimmen im See richtig gut. Heute stuermt es und sieht immer so aus, als ob es regnen wuerde, gute Gruende hier einfach rumzusitzen, zu schreiben und einfach die Aussicht zu geniessen.

Ich wuensche allen ein froehliches, stressfreies Weihnachtsfest und alles Gute fuer das Neue Jahr.