Mittwoch, 23. September 2009

Auf dem Mawson Trail to Adelaide

Nach dem Ruhetag in Port Augusta konnte ich am 5. September die Berge der Flinder Ranges gelassen entgegensehen.

Der Vorteil, wenn man frueh los faehrt, man ist schon aus der Stadt bevor der Verkehr richtig anfaengt. Ich blieb dann auch nicht auf der Hauptstrasse, sondern bin gleich in die “Old Wilmington road” abgebogen, nach tausenden von Kilometern endlich wieder weg vom Highway. Recht holperig, aber ruhig ging es von dort weiter, bis die Strasse weiter oben auf die neue Strasse nach Wilmington trifft. Von da an fing es dann an mit den Bergen. Solange ich aber alles noch fahren und ich es nebenher noch geniessen kann, ist alles nicht so schlimm.

Der Mawson Trail faengt weiter noerdlich in den Flinder Ranges an. Da ich aber nicht so einen grossen Umweg fahren wollte und da ich keine Ahnung hatte wie schwierig der Trail ist, wollte ich erst ab Wilmington auf die Strecke.

Die Strecke nach Melrose war eigentlich nur zum Test, wie gut die Strecke beschildert ist und wie schwierig. Beides kein Problem, ich traute mir zu, es auch ohne die Spezialkarten den Weg zu finden, nach jedem Kilometer und bei jeder Abzweigung kam ein Wegweiser. Ausserdem war der Weg auf schoenen breiten Feld- und Wiesenwege und fast eben, im Vergleich zum Munda Biddi ein Kinderspiel.
Am fruehen Nachmittag war ich in Melrose, habe mich aber noch einige Zeit mit dem Besitzer vom Fahrradladen unterhalten, dass ich mich entschied in diesem netten Oertchen zu bleiben. Der Campingplatz war einer der schoensten und billigsten seither.
Melrose ist nicht nur ein Mekka fuer Mountainbiker, wie man unschwer sehen kann



(das Fahrrad besteht aus Bumerangs, um auf die kulturelle Geschicht aufmerksam zu machen),
hier treffen sich der Heysen Trail (Wanderer) und der Mawson Trail (Fahrradfahrer).



Beider starten oben in den Flinder Rangs, der Heysen endet suedlich von Adelaide und der Mawson fuehrt direkt nach Adelaide.
Auf dem Campingplatz hatten schon einige Wanderer ihre Zelte aufgeschlagen. Ich war und blieb die einzige Fahrradfahrerin. Die Australier wandern (bushwalking) mehr, als dass sie fahrradfahren.

Nach Melrose wurde es bergiger, die Wege anspruchsvoller. Meist hatte man eine Weitsicht ueber alle Huegel hingweg, die um diese Jahreszeit gruen und gelb (Rapps) leuchten. Von dem Duft wird es einem ganz schummerig. Ab und zu ging es durch aufgeforstete Waelder,



auch hier links und rechts vom Weg Zaeune. Das hat mir an der ganzen Strecke am wenigsten gefallen, man faehrt immer Zaeunen entlang. Es ist unvorstellbar wie lange diese sein koennen. Wenn mal ein Tor kommt, ist es mit einem Vorhaengeschloss verriegelt, selbst wenn offiziel der Trail dort hindurchfuehren wuerde. Das hat mich so manchen Umweg gekostet.
Im Bundaleer Forest war so ein Tor genau vor einer Huette, in der ich eigentlich uebernachten wollte. Fuer die Wanderer waren Stufen ueber den Zaun, fuer mein Fahrrad mit dem Gepaeck aber unueberwindbar. Zum Glueck habe ich in einem Seitenweg ein paar Straeucher ausserhalb einer Bezaeunung gefunden, zwischen denen ich mein Zelt aufschalgen konnte.
In der Nacht hat es dann angefangen zu regnen, ganz schoen heftig und hat am Morgen waehrend des Fruehstuecks und Zusammenpackens angehalten, bis ich dann losgefahren bin. Meine Vermutung hat sich dann auch bestaedigt, ich konnte ganz schoen froh sein, dass es die Tage vorher so trocken war, denn jetzt war der Weg ein einziges Schlammloch.



Nach 10 m konnte ich mein Fahrrad kaum mehr schieben. Der Dreck hat sich um die Reifen gewickelt und an den Bremsen festgesetzt. Nach 500m war das schlimmste vorbei, ein Grasstreifen am Rande des Weges hat das Schieben doch erheblich erleichtert.
Spaeter auf der Strecke fand ich immer oefters diese Schilder,



die wahrlich ihre Berechtigung hatten.


Ab und zu fuehrt die Strecke durch Ortschaften, die sich alle sehr aehneln. Alle Mitte des 19. Jh gegruendet und man hat den Eindruck, seither hat sich nicht mehr viel getan, als ob die Zeit stehen gebliegen waere und man jetzt alles wieder fuer den Tourismus abgestaubt haette. Jeder Ort wurde gepraegt von Steinhaeusern mit ihren schmuckvollen Verzierungen und fast jeder hatte vier Kirchen, United, Anglican, Lutheran und Catholic. Bei einer Einwohnerzahl von 200 – 300 ganz schoen viel. Natuerlich hatte jeder Ort auch sein Museum, obwohl der ganze Ort selbst eines war.
Melrose ist anscheinend der aelteste in den Flinder Ranges, andere Orte koennen dafuer mit dem aeltesten Hotel, Bar, Miene, General Store, etc.. aufwarten. So hat jeder etwas besonderes zu bieten, nicht nur den besonderen Charme.
Ich mag diese General Stores, leider haben sie kaum eine Ueberlebenschance. Auch hier geht die Bevoelkerung lieber in die Grossstadt in die Supermaerkte. In manchen herscht jetzt schon gaehnende leere in den Regalen.

Ganz anders sieht es in den Gegenden aus, die durch den Wein bekannt sind, vor allem Barossa Valley und Clare Valley. Diese profitieren sehr von dem Tourismus. Von Clare nach Auburne fuehrt der Mawson Trail auf dem Riesling Trail. Ungefaehr 20km schlaengelt sich, fast eben, der Weg, von Weinkeller zu Weinkeller, schoen angelegt abseits der Strasse. Endlich einmal einen Grund fuer all die “Grey Normads”, Rentner, die ihr Haus gegen ein Wohnmobil eingetauscht haben, ihr Fahrrad von dem Auto zu nehmen. Eigentlich wollte ich nur schnell durch den recht teuren Ort Clare mit dem 4 Sterne Caravanpark fahren, weiter nach Auburn, habe aber vorher noch kurz halt im Tourist Information gemacht.
Auf halber Strecke merkte ich dann, dass ich dort meinen Geldbeutel liegen gelassen hatte. Also schnell zurueck, wo ich ihn dann zum Glueck mit Inhalt vorfand. Ich war dann aber so fertig, dass ich mich doch in den Luxus- Campingplatz begab.

Weiter ging es ueber die Huegel und durch Ortschaften. In Riverton habe ich Travis Fahrrad und seinen Hund Cedel vor einem Cafe stehen sehen. Da konnte ich natuerlich nicht einfach vorbei fahren, eine laengere Pause war angesagt. Leider fuhr er in eine andere Richtung weiter, er mag Berge und dirt roads nicht so sehr und wollte auf direktem Wege nach Horsham.
Bei mir ist es umgekehrt. Wo immer moeglich, ich bevorzuge dirt road, ausser wenn es zu matschig wird. Ich liebe es einfach so fern von allem Verkehr, in aller Ruhe so vor mich hin zu fahren. Es ist einfach viel interessanter, als immer nur auf alsphaltiertem Weg.

In Kapunde, eines der herzigen, alten Orte, kam ich mal wieder recht frueh an, wollte eigentlich mich nur mal kurz erkundigen, wieviel der Campingplatz hier kostet. Aber dann sah ich wieder ein Fahrrad dort stehen, 1. Grund zu bleiben, dann war er noch recht guenstig, 2. Grund zu bleiben, und in dem Ort gab es richtige Laeden und kostenloses Internet, 3. Grund zu bleiben.
Das Fahrrad gehoerte Iain, einem tasmanischen Radfahrer, der den Mawson Trail in die andere Richtung fuhr. Solche Begegnungen sind immer sehr wertvoll, diese Infomationen, die man erhaelt und weitergeben kann, erhaelt man so nirgends. Nicht nur ueber die besten Uebernachtungsmoeglichkeiten, oder Strecken, die man auf dem Mawson Trail lieber meiden sollte, ging es, sondern mein Interesse galt auch Fahrradfahren in Tasmanien, wo ich auch noch hin moechte.

Am naechsten Tag ging es dann mit entsrechenden Varianten zu dem Trail weiter. Zuerst mal durch quasi “Deusche Landen”, das Barossa Valley, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete in Australien, sehr von Deutschen Einwanderen gepraegt. Auch wenn man waehrend des 2. Weltkrieges die meisten deutschen Staedtenamen umbenannt hatet, ausser Hahndorf, sind doch noch einige deutsche Namen zu entdecken und der deutsche Einfluss ist unuebersehbar, nicht nur an den Brezeln und Laugenweckle.
Dem Rat von Iain folgend, bin ich nicht die “Steinengartenstrasse” hoch gefahren, er kam sie herunter und hatte damit schon Probleme wegen der Steile und den grossen Steinen, bin ich eine teilweise geteerte Strasse hoch. Die erwiess sich dann aber auch als recht steil. Dafuer hatte ich eine prima Aussicht.



Auch vor den abgeschlossenen Toren hatte mich Iain schon gewarnt. Hier gab es allerdings Seitentuerchen mit einer ca 40 cm hohen Schwelle. Kein Problem, wenn man nur mit Fahrrad unterwegs ist. Ich hatte wieder einmal meine Probleme mit dem Fahrrad samt Gepaeck. Immer das Fahrrad zu entladen und dann alles wieder aufzupacken war mir viel zu umstaendlich. Irgendwie bekam ich doch immer wieder mein Fahrrad darueber, nur ein Flaschenhalter ist bei diesen Aktionen abgebrochen.

Hier muss es in den letzten Tagen unheimlich geregnet haben. Der Weg durch den Wald war ein einziger Sumpf. Mein einziges Ziel war, ja nicht mit den Fuessen auf den Boden. Kurz vor Ende musste doch mein linker Fuss daran glauben.
Auf meiner Karte war nicht weit ein Campingplatz im Wald eingezeichnet, den hatte ich eigentlich als Ziel vorgesehen. Dort angekommen sah es aber nicht so nach einem Campingplatz aus, obwohl ein Schild darauf hin wies. Da auch eine Telefonnummer angegeben war, dachte ich, da ruf ich mal an. Meine Vermutung wurde bestaedigt, es steht zwar Campingplatz dran, es aber keiner. Dafuer wurde ich mit dem Ranger verbunden, der mir den Tipp gab, ein bisschen weiter den Berg hoch zu fahren, wo eine Huette mit Klohaeuschen und Wassertank war, dort sei heute Nacht niemand, dort koennte ich uebernachten. Das war mir natuerlich auch recht, ueberhaupt nachdem ich es gesehen hatte.



Mitten im Wald, total abgeschieden, mit Feuerstelle aussen und einem kleinen Ofen innen, sogar elektrisches Licht gab es. Da es sehr kalt wurde, habe ich mir es an dem Ofen gemuetlich gemacht. Mehr braucht man eigentlich nicht, einfach nur die Ruhe und ein Feuer, damit kann man sich den ganzen Abend beschaeftigen. Vielen Dank an den Ranger vom Cromer Shed, der mir diesen genialen Tipp gegeben hat.

Auf der letzten Etappe nach Adelaide habe ich mir ein Stueck vom Mawson Trail erspart um die verschlossene Tore zu umfahren. Auch die Strecke auf der Strasse war wunderschoen durch eine Schlucht und an Felsen entlang und kaum Verkehr.
Vor Adelaide kommt der Mawson Trail auch wieder auf die Strasse zurueck, bevor er in den Riverpark lane Radweg uebergeht, der am Torres River direkt nach Adelaide fuehrt. Eigentlich ist es recht schoen, aber nach den letztenn Tagen in den Bergen auch recht langweilig, ich vermisste die Herausforderung von den dirt roads.

Nach meiner Einsamkeit auf dem Mawson trail mit den nur kleinen Oertchen dazwischen, war das Ankommen in Adelaide ein richtiger Schock. Es waren einfach zu schnell zu viele Leute um mich herum. Richtig gluecklich war ich, als ich gleich in einem Fahrradladen neue Ersatzspeichen fand und gleich wieder aus der Stadt heraus fahren konnte, Richtung Sueden auf die Berge. Die Aussicht auf die sich weit ausbreitende Stadt war genial und ich konnte wieder aufatmen. In Blackwood bei Helen, Robert und ihren drei Hunden, konnte ich es dann gut aushalten, frische Luft, wenig Leute und viel Natur drum herum.
Hier habe ich zwei faule Tage verbracht gut gegessen und mich sehr gut unterhalten. Am letzten Abend wurde ich in das Restaurant auf den Mount Lofti eingeladen, welch ein Luxus. Bei schoensten Ausblick ueber die Stadt haben wir wunderbar gegessen. Manchmal frage ich mich, womit habe ich das alles verdient. Ich hoffe, ich kann mich einmal revanchieren. Vielen Dank an Helen und Rob, diese Pause mit den Gespraechen, Essen und Wein hat mir richtig gut getan.