Samstag, 28. Februar 2009

Sued Malaysia und Singapore

Schon tags zuvor, als ich mir einen Weg aus Kuala Lumpur auf der Karte suchen wollte, merkte ich, es gibt fast nur Highways. Ich gab es auf einen Route zu planen, beschloss einfach mal loszufahren, bis mich jemand stoppt. Der Vorteil von einem Land, in dem es kaum Radfahrer gibt, ist, es gibt auch kaum Verbotsschilder dafuer.
Sehr schnell war ich auf dem Highway Richtung Sueden, ehrlich gesagt fuehlte ich mich hier viel wohler, als im Stadtverkehr von Kualalumpur. Hier hatte ich einen breiten Seitenstreifen fuer mich alleine, kein Auto kam mir zu nahe, der Verkehr nahm immer mehr ab und es ging durch die reine Natur. Diese Highways sind nicht mit den Autobahnen Deutschlands zu vergleichen. Hier wird noch im gemaessigten Tempo gefahren. In Ruhe meinen Gedanken nachhaengend habe ich so die erste Haelfte der Tagesetappe hinter mich gebracht. Bei einer Mautstelle wurde ich von der Polizei gestoppt, die wollte aber nur wissen woher ich komme und wohin ich fahre. Sichtlich erleichtert, dass er dort bleiben durfte und nicht mitfahren musste, liess er mich weiter ziehen.
Bei Seramban musste ich den Highway verlassen und Richtung Port Dickson im Westen weiter. Aber gleich haben mich die Autos, enge Strassen und Ampeln dermassen genervt, dass ich auf den neuen Highway bin. Es gab auch nur diesen einen Wegweiser nach Port Dickson. Bei der Auffahrt merkte ich, da gab es ja doch Verbotsschilder. Auf einem Schild waren 4 Fahrzeuge abgebildet, darunter auch ein Fahrrad. Kann man leicht uebersehen, dachte ich und bin weiter. Keiner hat mich deswegen zurecht gewiesen. Es kamen nur Anerkennungszeichen von den Autofahrern (“Thumb up”). Ein Mann an der Raststaette hat mir zugestimmt, das es viel weniger gefaehrlich ist hier zu fahren, als auf der engen, kurvenreichen, alten Strasse.
Die Stadt Port Dickson hat sich als voellig uninteressant heraus gestellt. Es ist nur beruehmt wegen den Ressorts und Straenden. Leider ist aber auch hier das Wasser nicht gerade einladend zum Schwimmen.

Am naechsten Tag ging es auf der schmalen, kurvenreichen, huegeligen Strasse nach Melaka. Hier war ich den Autofahrern viel mehr im Weg als auf dem Highway, staenndig mussten sie wegen mir abbremsen, aeusserst unangenehm. Der Highway hatte auch den Vorteil, dass keine Hunde unterwegs waren. Auf den Nebenstsrassen kommen sie wieder aus den Hoefen bellend heraus geschossen
Die Landschaft wird wieder einmal hauptsaechlich von “Sime Darby” gepraegt, denen gehoert wohl fast das ganze Land mit den Oelpalmplantagen. Nur kurzfristig werden sie von Bananenstauden und Kautschukbaeumen unterbrochen. Das macht das Radfahren sehr eintoenig.
In Melaka, wo ich vor 10 Jahren schon einmal war, habe ich kaum mehr etwas wieder erkannt, nur der historische Stadtkern. Heute wird das Centrum von zwei grossen Einkaufszentrum gepraegt, McDonalds, KFC und Burger King sind auch mehrfach dabei. Die Trishaws sind reich mit Blumen geschmueckt, die schrecklichen Lautsprecher mit der dazu passenden Musik sind noch die alten.



Bei angenehm frsichen Wind ging es weiter, eigentlich am Meer entlang, aber davon habe ich mal wieder nichts mitbekommen.
Malaysia ist seit langem das erste Land, in dem man Sonntags wirklich das Gefuehl hat, es ist ein Feiertag, auch wenn das Land hauptsaechlich vom Islam gepraegt ist. Es gibt keine Strassenarbeiten und viele Geschaefte sind geschlossen. Die Essenstaende machten erst am Spaetnachmittag auf. So hatte ich kaum Gelegenheit, bei den 43 Grad mich im Schatten auszuruhen.
Die Highways hatten mich dann kurz vor Johur Bahru wieder. Es war mal wieder der sicherste und schnellste Weg das Stadtzentrum zu finden. Dort habe ich zuerst einmal uebernachtet, bevor ich mich nach Singapore begab.
Es war noch frueh am Morgen als ich auf der mehrspurigenn Strasse den Schildern nach "Woodlands" folgte. Das war ein drunter und drueber.
Vor der Grenze splittet sich die Strasse, paar Spuren fuer LKWs, PKWs und Motorraeder, Fahrraeder haben sie vergessen. Ich ordnete mich in eine der vielen, schmalen Spuren fuer Motorraeder ein. Hier sah es ganz anders aus, als am Grenzuebergang Weil am Rhein. Auch hier gibt es massenweise Pendler, die kommen aber meistens mit Motorraedern. Es gibt aber kaum LKWs, die Gueter werden hier groesstenteils auf dem Wasserweg transportiert.
Zuerst wusste ich nicht ob es das Malayische Immigrationsbuero oder eine Mautstelle war. Ich fuhr einfach mal an den Schalter und zur Belustigung der nett laechelnden Dame habe ich gefragt, ob ich etwas zahlen muesste. Das musste ich nicht, aber meinen Pass wollte sie sehen. An den Stempeln merkte ich dann gleich, wo ich war.
Auf der anderen Seite der Bruecke, auf Singapore Seite, das aehnliche. 5-10 Spuren fuer Motorradfahrer und ca 50 Schalter. Wieder eine nette, junge Dame hinter der Glasscheibe. Diesmal fragte sie nach meiner Arbeitsgenehmigung. Ich war wahrscheinlich die einzige weit und breit um diese Uhrzeit, die nur zum Vergnuegen eingereist ist. Deswegen musste ich das obligatorische Einreiseformular ausfuellen. Das dauerte natuerlich etwas laenger, hinter mir staute es sich. Eigentlich haetten sie auch die Spur wechseln koennen, aber geduldig warteten sie, bis ich fertig war, Das war's dann auch schon.
Singapore, das erste Land seit Oesterreich, wo ich die Sprache spreche, wie angenehem.
Nach der Grenze befand ich mich gleich auf einer wunderschoen ruhigen Strasse mit viel Gruen drum herum. Es war ein richtiger genuss hier zu fahren. Die Autofahrer werden immer darauf hingewiessen, auf Fahrradfahrer Ruecksicht zu nehmen.

Schnell fand ich meine Unterkunft auf der anderen Seite der Insel. Ein deutscher Radfahrer, der in Singapore wohnt, hat mir Richard vermittelt, da er mich selbst zur Zeit nicht beherbergen kann.
Zum Abendessen gingen wir aus, bei dieser Gelegenheit konnte er mir zeigen, wie sich die Gegend hier entwickelt hat. Aus alten britischen Militaergebaeuden wurden Brauereien mit Feinschmeckerlokalen, aus Moebellagern Weinstuben mit Urwaldgaerten. Alles sehr schoen und sehr schoen teuer.
Am naechsten Tag ging es zu Paul Moir, der "Rohloff-Vertretung" von Singapore und wahrscheinlich ganz Suedostasien, zumindest der erste auf meiner Reise, der sich mit der Schaltung auskennt, der Hauptgrund, weswegen ich ueberhaupt den Abstecher nach Singapore gemacht hatte. Nicht, dass ich schwerwiegende Probleme mit der hervorragenden Schaltung gehabt haette. Nach 27000km und bevor ich mich in den Dschungel von Indonesien begab, wollte ich sie durchchecken lassen. Den ganzen Vormittag hat Paul sich dafuer Zeit genommen und alles wieder Bestens instand gesetzt. Bei der Gelegenheit gab es auch gleich eine neue Kette und Ritzel. Das duerfte jetzt wieder die naechsten 15000 km reichen.
Leider bekomme ich von Garmin fuer mein GPS keinen Service. Seit Anfang Juli bin ich mit Garmin Deutschland in Kontakt. In der Mongolei liess sich das Geraet nicht mehr einschalten. Das hatte ich mit dem gleichen Modell schon einmal, da war es mitten auf Madagaskar, auch so ein Ort, wo man solche Ausfaelle am Wenigsten brauchen kann. Aber damals bin ich nach ein paar Wochen wieder heim, habe das Geraet eingeschickt und bekam ein Neues auf Garantie zurueck.
Das Gleiche ist mir jetzt mit dem "neuen" Geraet wieder passiert, nur bin ich jetzt nicht nach Deutschland zurueckgekommen und Garmin Deutschland kann keinen weltweiten Service bieten, geschweige denn ein Geraet ins Ausland schicken. Auch habe ich natuerlich keine Originalverpackung dabei, in der ich das kaputte Geraet zurueck schicken sollte. Mittlerweile war ich schon bei Garminvertretungen in der Mongolei, Laos, Thailand, keiner konnte mir weiterhelfen. Vor Weihnachten fiel Garmin Deutschland ein, ich solle mich an Garmin UK wenden, die koennten Geraete ins Ausland schicken. Nur ist in der Zwischenzeit meine Garantie abgelaufen und bevor sie nicht was von Garmin Deutschland bekommen, koennen die auch nichts machen. Mitte Januar habe ich von Garmin Deutschland die Nachricht bekommen, sie haetten es an Garmin UK weitergeleitet und diese wuerden sich in Kuerze mit mir in Verbindung setzen. Das ist jetzt auch wieder einen Monat her. Wenn ich in England anrufe, wissen die von nichts und ich muss meine Geschichte immer von vorne erzaehlen. Die Deutschen sind nicht in der Lage, mir eine Kontaktperson oder Referenznummer zu geben. Das ist der Stand der Dinge und ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass sich daran etwas aendert. Meine letzte Hoffnung war Singapore, dass sie der Vertretung dort Bescheid gegeben haetten, aber von denen hoere ich jetzt nichts mehr. Von dem Marktfuehrer von GPS haette ich wirklich besseren Service erwartet. Ich brauche kein GPS fuer den Sonntagsspaziergang daheim, sondern auf Reisen und zwar weltweit und erwarte deswegen auch weltweite Unterstuetzung, wie es auch von andere Firmen angeboten wird.
Spaetestens in Australien brauche ich dringend ein GPS, aber ein zuverlaessiges.
So, das war mir jetzt einfach ein Anliegen, nach der langen Zeit oeffentlich darueber zu berichten, um eventuell anderen Garminkunden diese unerfreuliche Situation zu ersparen.
Nun wieder zu etwas angenehmeren.
In Singapore habe ich es mir einfach nur gut gehen lassen und den westlichen Standard genossen. Auch diese Stadt hat sich in den letzten Jahren wesentlich veraendert. Die schoene Anlagen um den Boatsquai, wo ich bei einem fantastischen italienischen Essen Stefanie aus Phuket mit ihrer Familie wiedertraf, gab es damals noch nicht.



Auch an die wunderschoene Markthalle "Lau Pa Sat" kann ich mich nicht mehr erinnern.



Stundenlang haette ich einfach nur so herum fahren koennen und schauen. Dabei entdeckt man dann solche Dinge.
Natuerlich die Merlion Statue durfte nicht fehlen.


Singapore hat eine sehr gute Luft, wesentlich angenehmer als Malaysia, ruecksichtsvolle Autofahrer, ueberall Strassennamensschilder, einfach sehr angenehm.
Trotzdem hiess es auch hier wieder nach drei Naechten Ade zu sagen. Wie gesagt, Singapore ist sehr schoen, aber auch sehr schoen teuer.

Wieder ueber den neuen Grenzuebergang von Woodlands rueber nach Johor Bahru. Die gleiche Prozedur, nur war ich diesmal fast alleine, keiner wollte sonst nach Malaysia. Statt wieder quer durch die Stadt, bin ich diesmal an der Waterfront entlang gefahren. Eine weise Entscheidung, war wirklich wunderschoen, mit vielen schoenen Gebaeuden auf der einen und das Meer auf der anderen Seite.
Eigentlich wollte ich gerade nach Melaka durchfahren, aber in Batu Pahat hatte ich eine Einladung von einer sehr netten Familie. Die wollten unbedingt, dass ich zwei Naechte bleibe. Da ich noch einiges im Internet erledigen wollte und ich nicht wusste, wie die Verbindung in Indonesien sein wird, sagte ich zu. Ansonsten dachte ich, dass die Stadt nicht viel zu bieten hat. Darum habe ich bis zum Spaetnachmittag gearbeitet. Meine Gastgeber haben waehrend dessen Englisch unterrichten. Danach wollten sie mir noch die Gegend zeigen.
Zuerst ging es zu einer Organic Fruit Farm. Auch hier verucht man immer mehr abstand von all dem Gift zu bekommen. Vor allem die Passionsfruechte gediehen praechtig.



Dann ging es weiter zu einem Chinesischen Tempel. Eigentlich breche ich da nicht mehr so in Begeisterung aus, aber dieser war wirklich einmalig. Er war in einem kleinen Fischerdorf direkt am Meer,

mit vielen witzigen Figuren,



Schildkroeten und Ananas fuer langes Leben und Reichtum.




In einem Teich der mit einem Gelaender umgeben war schwammen riessige Fische. Jung und Alt hingen darueber und versuchten die Fische zu beruehren, was Glueck bringen sollte. Spaeter, als kaum mehr jemand da war, bin ich auch kurz hin und der Fisch schwamm mir praktisch in die Haende. Kann jetzt noch etwas schief gehen?
In Batu Pahat lebt jeder in Kaefigen, alle Haeuser sind mit doppeltem Gitter umgeben, aus Angst vor indonesische Einbrecher. Unzaehlige Schloesser muss man oeffnen und schliessen, bevor man raus oder rein kann. Fuer mich waere das nichts. Natuerlich haben sie mich vor Indonesien gewarnt, ein Land anscheinend voller Diebe und Verbrecher. Aber ich kann ja nicht nur durch wunderbare, einfache Laender fahren und anschliessend behaupten, die Welt ist nur schoen, es gaebe keine Probleme. Ausserdem erinnerte mich das an all die Warnungen, die ich ueber Osteuropa und Russland hoerte. Danach hatte ich in diesen Laendern mit die schoensten Erlebnisse.
Am naechsten Tag ging es dann zu meiner letzten Etappe in Malaysien, zurueck nach Melaka. Kurz nachdem ich das ueberdimensional Trishaw in Muar bestaunt hatte,




traf ich Frankie mit seinem Trishaw. Ein recht seltsamer Anblick, erstens mal sieht man sie nie ausserhalb geschlossener Ortschaften und dann war es auch kein Islam Malayie sondern, chinesischer Malayie.
Frankie tranierte fuer eine Benefitzfahrt nach Penang. Es war mal wieder fast unertraeglich heiss, wahrscheinlich mit ein Grund weswegen er Probleme mit seiner Oberschenkelmuskulatur hat, zuviel Salzverlust. Im Schatten wartete er auf einen Freund, der ihn abholenn sollte.



Nachdem ich ihn mit Salztabletten versorgt hatte, machte ich den Vorschlag, ich koennte ja mit seinem Gefaehrt und er mit meinem Fahrrad weiter fahren. Das funktionierte aber aus zwei Gruenden nicht, erstens hatte ich Schwierigkeiten mit seinem Fahrrad mit Beiwagen geradeaus zu fahren und zweitens war mein Fahrrad nicht leichter, also auch keine Erleichterung fuer ihn. Hoechstens, da mein Fahrrad Gangschaltung hat, seines nicht. Er hat mich dann ganz spontan zu sich nach Melaka eingeladen. Als sein Freund schon im Anmarsch war, bin ich alleine weiter, musste noch in die Stadt, ein paar Sachen erledigen, z.B Faehrticket kaufen.
Spaeter trafen wir uns in der Stadt und fuhren zusammen zu seinem Haus, er diesmal mit einem uralten, sehr schoen hergerichteten englischen Fahrrad.
Recht spaet am Abend kam noch sein Freund, ein Reporter einer lokalen Tageszeitung, um mich zu meinem "Einjaehrigen" zu interviewen.
Am naechsten Morgen, 17. Februar, mein Jubilaeumstag, brachte mich Frankie zur Faehre nach Sumatra.
Kaum zu glauben, dass schon ein Jahr vorbei ist. Allerdings, wenn ich bedenke, was ich alles erlebt hatte, haetten es auch 5 Jahre sein koennen. So kann es ruhig weiter gehen.