Montag, 5. Januar 2009

Vom Dschungel umschlungen – Angkor, Kambodscha

So viel war schon lange nicht mehr an einer Grenze los, wie zwischen Thailand und Kambodscha bei Poipet. Von Kambodscha kommen hunderte von Haendlern mit ihren Handkarren und holen Waren in Thailand. Zum Glueck wurde ich ueberall daran vorbei gewunken, so ging es recht flott durch. Leider habe ich hier auch bestaedigt bekommen, was ich schon von anderen Touristen gehoert hatte. Thailand hat seine Visa Regelung geaendert, wenn ich jetzt wieder einreise, bekomme ich nur noch ein 14 Tagesvisum. Nur wenn man nach Thailand fliegt bekommt man noch 30 Tage. Man koennte gerade meinen, die haetten etwas gegen Fahrradfahrer. Jeder, ob mit Bus oder Fahrrad, hat mir mit Grauen von der Strecke zwischen der Grenze und Siem Reap berichtet. Darum war ich ganz erstaunt, dass 4 km nach der Grenze der ganze Staub und Sand aufgehoert hat und feinster Teer kam. Das hielt aber nur ca 50 km bis zur ersten groesseren Stadt, Sisophon, an. Mit gemischten Gefuehlen kam ich in das Land zurueck, in dem ich mich beim ersten Besuch nicht sehr wohl gefuehlt hatte, ausser natuerlich meine Zeit in Kampong Cham. So sehr mir die “westliche” Welt in Thailand gefallen hat, so sehr freute ich mich jetzt wieder auf kleinen Strassen, zwischen Bananenstauden, winkenden Kindern und Strohhuetten fahren zu koennen. Was mir aber immer noch nicht gefaellt, sind die hupende Autos. In Thailand gibt es zwar viel mehr Verkehr, es ist aber wesentlich stressfreier. Zwischen Sisophon und Siem Reap kam die haerteste Strecke seit langem. Von den mehr als 100 km waren ca 75 ungeteert, nur Staub und Steine. Zum Glueck hatte ich einen aelteren Schweden mit Fahrrad getroffen, so hatte man wenigstens nebenher nette Unterhaltung. Sein deutscher Wortschatz hat sich an diesem Tag um einige Kraftausdruecke bereichert. 5 Stunden Fahrrad fahren in einer Staubwolke, mit staendig Sand in den Augen kann nicht gesund sein. In der Gobi war es aehnlich, aber da war kein Verkehr, hier rasten immer noch die Autos an einem vorbei. Ab und zu fuhr ein Wasserwagen entlang und bespritzte die Strasse. Bei Temperaturen um die 40 Grad hielt dies aber nicht lange an. Die letzten 20 km vor Siem Reap waren dann wieder vom Feinsten. Bald wird auch das letzte Zwischenstueck geteert sein, dann kann man ohne gesundheitliche oder moralische Bedenken die Strecke durchfahren, wie langweilig. Nach einer stundenlangen Dusche hatte ich meine Poren und Ohren vom Staub befreit. Die Stadt hat mir auf Anhieb recht gut gefallen. Es gibt schoene alte Haeuser im franzoesischen Stil und schoene Maerkte. Hier konnte man, wie ich es auch vor hatte, einige Zeit aushalten, sogar laenger als geplant, da ich mal wieder viel zu schnell war und Weihnachten hier sein will. Darum habe ich am ersten Tag noch keine touristischen Aktivitaeten unternommen, sondern mich den Freuden und Pflichten gewidmet, wie sie anfallen, wenn man laengere Zeit unterwegs ist. Erst am zweiten Tag habe ich mich dann zu den Tempeln von Angor aufgemacht. Gleich mal vorab, das wird keine historische oder sonstige Abhandlung ueber diese Tempel, da gibt es schon massenweise Buecher, Geos und Merians, von Leuten geschrieben, die sich da wesentlich besser auskennen als ich. Hier nur ein kurzer Bericht, wie ich das Ganze erlebt habe, natuerlich mit Fahrrad. Schon sehr frueh bin ich aufgestanden, wollte eigentlich schon bei Sonnenaufgang dort sein, weil es da besonders reizvoll sein soll, hatte dann aber doch keine Lust im Dunkeln die 7 km rauszufahren. Immerhin war ich dann um 7 Uhr am Ankor Wat, dem groessten und bekanntesten der Tempel. Es waren kaum Touristen hier. Stundenlange wandelte ich zwischen den Reliefs des groessten religioesen Gebaeudes der Welt. Teilweise stellen sie Goetten dar, oder aber ganze geschichtliche Szenen der hinduistischen Mythen auf 800 m um den inneren Tempelkomlex Schon erstaunlich was die Leute vom 9. - 13 Jh dort alles zustande gebracht haben. Heute ist es die wichtigste Pilgerstaette fuer Leute von Kambodscha. Als ich weiter zum Angkor Thom gefahren bin, wurde mir langsam das Ausmass des ganzen Gebietes bewusst. Es sind immer ein paar Kilometer, die man zwischen den Tempeln radeln darf und davon gibt es ja einige. Die meisten nehmen ein TukTuk, ein “Mopedtaxi”, aber man kann auch auf einem Elefanten reiten. Ich bevorzuge immer noch mein Fahrrad, da kann man sich am besten entspannen. Der imposannteste Tempel von Ankor Thom ist Bayon, er hat ca 52 Tuerme und auf jedem Turm sind vier Gesichter, in jede Himmelsrichtung eines. Alle laechelnd. Im Gegensatz zu Angkor Wat ist Bayon nicht so gut erhalten. Die verschachtelte, symetrische Struktur ist aber noch zu erkennen. Es sah so aus, als ob ein Tempel in den anderen gebaut wurde. Die Waende waren teilweise recht dicht aufeinander, dass man die Reliefs kaum mehr erkennen konnte. Langsam kamen immer mehr Touristen und ich wurde immer mueder. Aber ein Tempel wollte ich noch sehen, Tha Phrom. Da war dann die Batterie meines Fotos am Ende. Ich konnte das Wurzelgeflecht einfach so geniessen, ohne staendig fotografieren zu muessen. Am naechsten Tag habe ich dann mit diesem Tempel meine Tour wieder begonnen. So frueh am Morgen waren noch keine Leute dort und in dem anderen Licht so alles ganz anders aus. Dieser Tempel ist noch am dichtesten vom Dschungel umschlungen. Ueber die Jahrhunderte, bis die ersten Franzosichen Entdecker Ende des 19. Jh kamen, hatte die Natur schoen Zeit sich auszubreiten. Vor lauter Wurzelbeschauung uebersieht man fast die einzigartigenn Reliefs, die auch hier zahlreich vorhanden waren. Kaum ein Stein blieb von der Bearbeitung verschont. Auch hier ist die symetrische Struktur noch gut zu erkennen

Es ist einmalig mit dem Vogelgezwitscher und dem Waldluft einfach nur rumzuwandeln. Stundenlang bin ich herumgestiegen und habe hinter Steinhaufen immer noch etwas Neues entdeckt. Meist war ich alleine, die anderen Touristen mit ihren Fuehren blieben auf den Hauptwegen.
Irgendwann gings wieder zurueck aufs Fahrrad, ich wollte noch andere Tempel sehen. Der naechste war Takea. Obwohl er der Aelteste ist, wurde er nich fertig gestellt. Planke Steinquader bilden den steilsten und hoechsten Tempel. Wo Touristen, meist sehr beleibt, mit Muehe hoch und mit noch mehr Muehe wieder runter stiegen, sind die Khmer Kinder nur so hin und her gehuepft um ihre Ware zu verkaufen.
Es existieren mehrere Theorien, warum die Steine nicht auch mit Reliefs versehen wurden, z.B. dass ein Blitz eingeschlagen ist oder der Tod des Koenigs. Wie dem auch sei, es gibt ja noch genug andere Tempel, fuer mich aber nur noch einen, Prea Khan, die anderen habe ich, wenn ueberhaupt, mir nur noch im Vorbeifahren angeschaut.

Dieser Tempel war noch viel “unaufgeraeumter” als Ta Prohm, insofern noch viel aufregender, wie die Entdecker es vorgefunden haben moegen.
Nur dass man auch hier jetzt Leute antrifft.

Diese Frau bereitet mit den Blaettern eine Paste zu, die dann gekaut wird. Ich habe allerdings keine Ahnung fuer was das gut sein soll. Das war alles am Heilig Abend tagsueber. Am Abend fand ich eine katholische Kirche, in der ein Gottesdienst auf Englisch statt fand.


Das Grippenspiel war auf Khmer, mit traditionellen Kostuemen und Tanz. Ich habe noch nie einen so schoenen Erzengel gesehen. Die Kirche war brechend voll, wahrscheinlich hauptsaechlich Touristen und Expats.
Das wars dann auch schon mit Weihnachten. In einem Land, in dem der Buddhismus dominiert, ist auch nichts anderes zu erwarten. Immerhin gab es fuer mich ja noch Weihnachtslebkuchen.

Der 1. Weihnachtsfeiertag verlief hauptsaechlich mit e-mails schreiben, telefonieren und Fahrrad richten. Am Abend war ich allerdings noch in meinem ersten Konzert, seit ich auf der Tour bin. Ein schweizer Kinderarzt, Beat Richner, ist nicht nur Arzt, er hat bisher auch schon 5 Krankenhaeuser aufgezogen. Da er noch dazu sehr gut Cello spielt, gibt er angeblich zwei mal die Woche Benefitzkonzerte, um Geld fuer seine Projekte zu sammeln. Er spielt nicht nur, sondern er informiert auch ueber seine Arbeit. Das war einer der eindruecklichsten Abende der ganzen Reise. Ich weiss gar nicht, woher der Mann die ganze Zeit und Energie her nimmt, ich komme schon lange nicht mehr zum Floeten. Trotz dem Ernst der Lage war es doch recht humorvoll gemacht.
Fuer mehr informationen: http://www.beatocello.com

Am naechsten Tag ging es dann endlich weiter, war ganz schoen lange in Siem Reap, aber mit Angkor hat es sich wirklich gelohnt. Wegen der neuen Visaregelung in Thailand habe ich beschlossen dafuer laenger in Kambodscha zu bleiben, einmal um den See Tonle Sap zu fahren und Silvester in Battambang zu verbringen.
Gleich am ersten Tag ging es richtig los, mit 145km einer meiner laengsten Etappen, aber so eben wie das hier um den See ist, kann auch ich ein bisschen schneller fahren. Eigentlich ist der See der groesste Suedostsasiens, nur zur Trockenzeit ist davon nicht mehr viel zu sehen. Ein italienischer Radfahrer hat mich eingeholt, mit ihm bin ich ein Stueck zusammen gefahren. Eigentlich kamen sie ja mir immer entgegen, erst hier schon das zweite mal, dass ich mit jemandem fahre. Auch ganz nett mal Unterhaltung zu haben, aber dann fahre ich auch gerne wieder langsamer.

Ein kurzes Stueck bin ich in die andere Richtung schon einmal gefahren, als ich von Phnom Penh nach Kampong Cham gefahren bin. Ich habe mich aber an nichts mehr erinnert. Es sieht sowieso alles hier irgendwie gleich aus, nicht sehr inspirierend die Gegend, einfach flach. Nur ist es erheblich trockener als Mitte Oktober, nicht mehr so leuchtend gruen sondern eher gelblich.

Um wenigstens ein bisschen Abwechslung zu haben bin ich nach Kampong Luang abgebogen, eine auf Booten im See befindende Stadt. Der Weg dorthin war nicht gerade angenehm, sehr verwahrlost alles, ueberall Abfall und Gestank. Darum bin ich nur bis ans Ende des Weges, habe mir die Stadt im See nur von Weitem aus angeschaut.

Der Gedanke, mein bepacktes Fahrrad hier irgendwo stehen zu lassen und mit dem Boot weiter zu fahren, war mir nicht gerade angenehm.

Nach 5 Tagen kam ich in Battambang an. Unterwegs habe ich immer wieder englischsprechende Khmer Leute gefragt, ob sie Silvester feiern, zur Antwort bekam ich immer nur ganz erstauntes Kopfschuetteln. Da Battambang eigentlich eher eine Touristenstadt ist, dachte ich, dass dort vielleicht etwas los waere, aber weit gefehlt. Silvester scheint die genau so viel zu interessieren wie Weihnachten. Es gab allerdings viele Hochzeiten, darum gab es ein bisschen Feuerwerk, aber nicht um Mitternacht.
Dafuer habe ich mir ein besseres Hotelzimmer gegoennt, dass ich im Neuen Jahr wo Nettes aufwache. Das hat sich auch ganz schoen gelohnt, habe recht viel Zeit dort verbracht um zu schreiben und mit dem alten Jahr abzuschliessen.

Nur an einer Sache hat man gemerkt, dass ein neues Jahr begann, der run auf Motorradhelme. Ab 2009 is auch hier Helmpflicht.


Am ersten Januar habe ich mich dann wieder zur Grenze nach Thailand aufgemacht. So wie die Auto gefahren sind, muessen die doch ganz schoen gefeiert haben. Aber ansonsten keine Anzeichen von Feiertag oder sonst was, wirklich alles ganz normal. Ich habe wenigstens allen beim Vorbeifahren ein “Happy New Year” gewuenscht, ob sie es verstanden haben oder nicht.
Am 2. Januar ging es dann ueber die Grenze fuer die “Thailand Sued Schnelldurchfahrt”