Donnerstag, 24. Juli 2008

Naadam, Visum und endlich ein bisschen mehr Mongolei

Nach meinem letzten Bericht, bin ich zum Naadam nach Zumod geradelt. Das eigentlich Haupt-Naadam findet in Ulan Bator am 11-13 Juli statt. Da mir hier zuviele Touristen sind bin ich mit einem spanischen Radler, der sich auch in meiner Herberger in Ulan Bator eingefunden hat, nach Zumod geradelt. Naadam ist ein Wettkampfspiele, Reiten, Ringen Bogenschiessen.

Leider wurde das Ereignis von ein paar Unannehmlichkeiten ueberschattet:
Ersten, hat es geregnet und es wurde sehr kalt, zweitens hatte ich am zweiten Tag meine erste Magen-Darm Probleme und drittens habe ich das erste und bisher letztes mal mit nicht so netten Mongolen Bekanntschaft gemacht. Aber auch hier, wenn man den Braten "Tourismus" gerochen hat, gibt man die alten Werte zu Gunsten des Geldes auf.
Wir waren angemeldet in der Naehe von Zumod bei der Ger einer Nomadenfamilie unser Zelt aufzuschlagen und da uns gesagt wurde, es waere viel zu gefaehrlich mit dem Fahrrad dorthin zu fahren, wurden uns Pferde angeboten.

Als wir ankamen wurden wir zuerst mal im Regen stehen gelassen, bis wir endlich hereingebeten wurden. Nachdem es aufgehoert hat, sind wir dann losgeritten, sahen dann am ersten Tag nur den Zieleinlauf von einem Pferderennen und wurden dann wieder zurueckgefuehrt. Da wir nicht mal absteigen durften vom Pferd, dachten wir, das koennen wir auch mit dem Fahrrad. Fuer die Pferde mussten wir dann das Vielfache des normalen Preises bezahlen. Ich habe diese Erfahrung unter "Lehrgeld" abgespeichert und durch die vielen positiven Erfahrungen seither fast wieder vergessen.

Wir sind dann gleich am Abend zum Essen nochmals zurueck in die Stadt, mit dem Fahrrad, was soweit auch kein Problem war. Erst um 4 Uhr morgens fing es bei mir an. Weiter will ich darauf nicht eingehen. Aber gegen spaeter fuehlte ich mich doch wieder soweit OK, dass ich fruehstuecken konnte und auf den Festplatz fahren, mit dem Fahrrad. Dort fing es dann wieder an. Von einem Leiter einer Touristengruppe bekam ich Medikamente, die wenigstens die Symptome beseitigte. Ein paar Stunden war ich mich am Zelt der Polizei ausgeruht. Die waren dann wieder recht nett zu mir, haben mir zum Essen und Trinken angeboten, was ich aber alles ablehnen musste. Das Zelt war an einen erhoehten Platz aufgebaut, von dort hatte ich eine schoene Aussicht auf das Geschehen.




Fuer den Spanier war es auch nicht schlecht, denn er konnt sein Rad dort lassen und sich zu Fuss in den Trubel stuerzen.

Nach ein paar Stunden ging es mir dann wieder so gut, dass ich auch noch zum Ringen konnte. Mich haben die Schlangenmaedchen allerdings viel mehr interessiert, die in dem Stadium nur eine Schaueinlage lieferten.



So hatte ich am zweiten Tag trotz Magenverstimmung doch noch einiges von den Festivitaeten und unsere Fahrraeder haben wir trotz saemtlichen Prophezeihungen wieder ganz zurueck gebracht.
Am Abend fuhr der Spanier wieder zurueck nach Ulan Bator, ich blieb noch eine Nacht, da ich weiter in den Terelij Nationalpark wollte, um die Hauptstadt noch fuer ein paar Tage zu meiden. Ausserdem waere ich eh nicht mehr in der Lage gewesen zurueck zu fahren.

Zum Glueck ging es mir dann am naechsten Morgen wieder so gut, dass ich mich wirklich aufmachen konnte. Ich wusste, wenn ich es nicht ganz in den Park schaffe, kann ich ja auch unterwegs wieder an einer Ger mein Zelt aufstellen.
Zuerst ging es ueber Berge und Wiesen auf einem noch zu erkennenden Feldweg ca 20 km nach Osten auf die "Hauptstrasse". Das ist der Vorteil, wenn es sonst keine geteerten Strassen gibt, man weiss sofort, wenn man ein Hauptroute erreicht hat.

Dass viele Mongolen aus Ulan Bator auch die freien Tage nutzten, um raus aufs Land zu fahren, merkte man, dass der Verkehr Richtung Terelij sehr zunahm. Ist ja auch nicht zu verdenken, ist ja auch eine sehr schoene Gegend.
An einer Ger ganz in der Naehe des Schildkroetenfelsen wurde ich wieder von einer mongolischen Familie freundlich herein gebeten.





Jetzt war fuer mich die Welt wieder in Ordnung. Ich war integriert, konnte beim Ausnehmen der Ziege und Blutwurst machen helfen, habe mit den Kindern Volleyball gespielt bin mit der einer Kleinen Nachts noch um den Felsen, um eine kleine Ziege zu suchen.

Da ich meinem Magen noch ein bisschem Erholung goennen wollte, hatte cih einen guten Grund die Koestlichkeiten abzulehnen, die mir angeboten wurden, was sonst recht unhoeflich gewesen waere.

Eigentlich wollte ich dort gar nicht mehr weg. Aber als alle am Naechsten Morgen wieder recht beschaeftigt waren, sah ich ein, ich sollte langsam den Platz den mein Zelt einnahm, wieder freigeben.

Ganz fit fuehlte ich mich noch nicht, aber ich hatte auch kein bestimmtes Ziel, ausser mir noch ein bisschen den Nationalpark anzuschauen. Das habe ich auch ausgiebig gemacht, ich habe mehr geschaut als Fahrrad gefahren. Tat auch mal ganz gut und es gab auch einiges Interessantes.



Am Abend fand ich ein Plaetzchen neben einer Ger, die nicht bewohnt war, sondern nur fuer Touristen, die Pferde ausleihen wollten, da war. Nicht weit weg war aber noch eine bewohnte Ger. Das war mir sehr recht so, einerseits hatte ich mal meine Ruhe und andererseits
doch jemand in der Naehe.




Immer wieder sieht man, dass schon kleine Kinder hart arbeiten muessen. Da mein Zelt in der Naehe eines kleinen Baches war, konnte ich beobachten, wie schon die Kleinsten Kanister mit Wasser zu ihrer Ger schleppten.



Fuer jemanden, der mit fliessend Wasser aufgewachsen ist, eigentlich schon unvorstellbar, dass alles Wasser das man benoetigt, selber herschaffen muss.
So verbrachte ich ein paar erholsame Tage in dem Park und war erst Sonntag abends wieder zurueck um am Montag endlich mein Visum abzuholen. Irgendwie konnte ich mich gar nicht so richtig darueber freuen. Ich bin einerseits schon froh auf dem Landweg nach Vietnam zu kommen, aber ich muss vor dem 4. August nach China einreisen und dann habe ich nur 28 Tage. Das schraenkt doch meine Bewegungsfreiheit gewaltig ein. Aber wenigstens geht es weiter.
Gleich am naechsten Tag habe ich mich dann auf eine laengere Tour ins innere der Mongolei gemacht. Mein Ziel war Karakorum, die alte Hauptstadt der Mongolei (im 12 Jahrhundert). Unterwegs konnte ich wieder in einige mongolische Familien Einblick gewinnen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sie miteinander umgehen, sehr herzlich und freundlich und wie sie aufeinander angewiesen sind. Die Kinder haben von Ende Mai bis Anfang September Schulferien. Sonst wuerden die Eltern alles gar nicht schaffen.



Vielleicht war es auch nur meine Anwesenheit, aber sie scheinen richtig mit Spass bei der Sache zu sein.



Natuerlich, ueberhaupt wenn sei fotografiert werden.
Familie ist lebensnotwendig. Dass man so alleine durch die Welt radelt, ist fuer sie unvorstellbar.
Bei Mongol Els, ca 300 km suedwestlich von Ulan Bator gabs die ersten Vorboten der Gobi, Sandduenen und weil viele Touristen vorbei kommen auch gleich die Kamele dazu.



Eigentlich erschreckend soweit noerdlich schon so viel Sand zu haben, aber es waren zum Glueck nur ein paar Duenen, es wurde danach, ueberhaupt in den Bergen, wieder gruen.
Hier habe ich schon fast mein Ziel erreicht: Hachorien, oder Karakorum wie es auch genannt wird



Frueher die Haupstadt der Mongolei, bis sie dann von einem Enkel Dschingis Khan nach Peking verlegt wurde. Lange war dann dort nur ein Kloster, das aber zu Sowietzeit zerstoert wurde. Heute ist es teilweise wieder aufgebaut und es gibt wieder Moenche, die auch das Radfahren moegen.



Eigentlich wollte ich in Karakorum in ein Ger-Camp, um endlich mal in den Genuss einer Dusche zu kommen. Auf dem Weg dorthin wurde ich von einer Mongolischen Grossfamilie aus Ulan Bator, eingeladen, die dort am Fluss ein paar Tage zeltete. Also wieder nix mit Dusche, dafuer eine gruendliche Waesche im Fluss und ein leckeres mongolisches Essen: Khorkhog. Steine werden zusammen mit Fleisch in einen grossen Topf gefuellt, dazu kommt Wasser und hier noch Kartoffeln, Karotten und Kraut. Der Topf wird gut verschlossen und auf das offene Feuer gestellt. Nach einer halben bis ganzen Stunde ist das ganze fertig.


Die fetten, heissen Steine reicht man von einer Hand in die andere, das soll sehr Gesund sein.
Auf der Rueckfahrt konnte ich in den Bergen nochmals die ganze Schoenheit der Mongolei geniessen und einige Kinder mit Luftballons begluecken. Zusammen gab es ein sehr schoenes Bild.



Natuerlich habe ich alle Ballonfetzen aufgesammelt und mitgenommen, damit sich keine Ziege daran verschlucke.
Immer wieder regt meine Ausruestung grosses Interesse. Hier war es besonders gross. Aller versammelten sich um mein Zelt um alles genau zu beobachten.



Am Anfang war das Interesse noch gegenseitig. Jetzt war ich schon bei so vielen Familien, dass es immer noch schoen und nett ist, aber ich muss nicht mehr unbedingt zuschauen, wie man Pferde melkt. Auch dass ich keine Kuh melken kann weiss ich inzwischen. Fuer die Milch meines Morgenkaffees brauche ich mindestens 15 Minuten.
Da ich das Leben der Nomaden, wenigstens im Sommer, jetzt kenne und sich alles wiederholt, ist fuer mich Zeit weiterzuziehen. Ich moechte mal wieder etwas ganz Neues kennenlernen.
Auf halber Strecke zurueck nach Ulan Bator traf ich Steven Weinberg der mit einem alten 4CV von Paris nach Peking fahren will. Wir haben uns nur gegenseitig angschaut und uns gewundert, wer verrueckter ist, er mit seinem fast 50 Jahre alten Auto oder ich mit dem Fahrrad. Fuer ihn ist jetzt allerdings vorerst Schluss. Die Chinesen lassen ihn mit seinem Auto zumindest dieses Jahr nicht mehr rein. Fuer mich geht es zum Glueck weiter. Morgen werde ich Ulan Bator entgueltig verlassen. 10 Tage brauche ich ungefaehr bis zur Grenze. Peking werde ich wahrscheinlich nicht vor den Olympischen Spielen umfahren koennen.
Das naechste mal dann aus dem Reich der Mitte, keine Ahnung wann das sein wird..