Montag, 9. Juni 2008

Abschied von Russland

Nach einer Stunde warten habe ich am Nachmittag mein Visum für die Mongolei erhalten. War mal wieder ein gutes Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Nichts stand mehr im Wege, am nächsten Tag weiter zu ziehen.

Schon auf der Karte auf dem Mongolischen Konsulat habe ich gesehen, dass ich von nun an einige Berge erwarten, wirkliche Berge nicht nur Hügel wie seither. Gleich am Anfang wollte mich ein Autofahrer mitnehmen. Er meinte, von nun an geht es 7 km nur bergauf. Was sind schon 7 km dachte ich, die Sonne schien und es war einfach schön. Darum schickte ich ihn alleine weiter. Als er weg war wurde es aber richtig schön steil. Ich habe wahrscheinlich über eine Stunde gebraucht. Wenn ich mitgefahren wäre, hätten mich die 2 Reporter von den Irkutsk Nachrichten nicht erwischt, denen ich oben auf einem der Berge genug Zeit gab, ihre Kamera aufzubauen.


Eigentlich dachte ich, dass das Interview an der Sprachbarriere scheiterte und ich wieder mal die Chance verpasst habe, ein Fernsehstar zu werden. Aber ein oder zwei Tage später behauptete ein Mann, er habe mich im Fernsehen gesehen und wusste so ziemlich genau meine Route.

Die ´7km´ wiederholten sich noch ein paar mal. Am Schluss habe ich bei steilen Abschnitten einfach geschoben. Nach 3 Tage Irkutsk war ich recht entspannt und da das mit dem Visum so gut geklappt hat, stand ich jetzt auch nicht mehr unter Zeitdruck. Nicht einmal die Schotterpisten konnten mich aus der Ruhe bringen. Nur als der Wolf aus dem Wald kam, bin ich schnell weiter. Zum Glück ging es gerade bergab.
Da alles sehr bewaldet ist, gab es nicht viele Aussichtspunkte, nur einmal konnte ich in das weite Tal zurückblicken, in dem Irkutsk liegt.


Irgendwann ging es dann nur noch bergab, runter zum Baikalsee, endlich wurde mir auch den ersten Blick darauf gewährt.


Den ganzen Tag war es sehr heiß, egal wie hoch, unten am See war es auf einmal 15 Grad kälter.
Er ist mit 1637 m der Tiefste See der Welt. Im Winter gefriert er komplett zu, so dass man richtig darauf fahren kann. Vorstellbar, dass er auch noch um diese Jahreszeit recht kalt ist und damit die Umgebung recht kühlt. Das Wasser ist kristallklar und hat anscheinend noch Trinkwasserqualität. In dem See gibt es den anscheinend recht leckeren Umul, da ich aber Fisch eh nicht mag, habe ich darauf verzichtet. Am Straßenrand wird er geräuchert und zum Kaufen angeboten.


In dem ersten Dorf, in Kultuk, wohnt eine pensionierte Französischlehrerin, die privat Zimmer vermietet, da die Rente nicht sehr hoch ist. Das ist immer noch besser als Schweinehaltung, meinte sie, wobei ich nicht weiß, ob der Unterschied immer sehr groß ist. Aber es war so schön und ruhig und fern vom Tourismus, dass ich gleich 2 Nächte geblieben bin.


Die weitere Strecke ging am Südufer des Sees entlang. Leider liegt dazwischen noch die Eisenbahnlinie, so dass das Ufer nur selten erreichbar ist. Für eine Rast gab es nur ein paar wenige Cafes gab es entlang der Strecke:

Eines Abends, als ich mal wieder anhielt um mir Gedanken über einen Schlafplatz machte, kam ein Auto aus einer der sehr seltenen Seitenstrassen und hielt an, was auch äusserst selten vorkommt. Nachdem ich dem Mann die Standartfragen beantwortet habe, woher ich komme, wohin ich fahre…., fragte ich ihn, wo man denn hier gut übernachten könnte. Er meinte, da gäbe es ein Hotel. Ich wollte aber kein Hotel, sondern ein Platz zum Zelten, am Besten am See. So ging es hier und her, bis er mir dann erklärt hat, er wäre Präsident von dem Hotel und ich könne da für 100 Rubel (ca 2.80 Euro) übernachten, rief schnell der Rezeption an und erklärte, dass ich komme. Da sage ich auch nicht mehr nein.
Das Hotel war in mitten von Feriencamps `Turbasa`. Es war an einem schönen Samstag Abend im Juni, es war recht warm und trotzdem nichts los. Sie richten alles noch für die Saison her, die recht kurz sein muss. Nur 2 Fischer versuchten mit selbst gebastelten Angeln ein paar Fische zu fangen. Wegen Überfischung ist es verboten mit dem Netz zu fischen. Für die, die davon leben müssen recht hart.





Endlich traf ich meinen ersten Weltumrundler, allerdings mit dem Motorrad. Da so wenige Zweiradfahrer unterwegs sind, macht man trotzdem halt. Er kam aus Japan und fährt genau entgegengesetzt wie ich und nimmt noch Afrika mit.

Da ich noch recht viel Zeit habe, bis mein Visum abläuft, habe ich mir eine Runde im Selenga Delta gegönnt, ich hatte das Gefühl, das bin ich Russland schuldig, nochmals tief in das wahre Leben einzutauchen, fern von allen `M’s` (Autobahnen) und Eisenbahn. Es war so schön durch die winzigen Dörfer zu fahren, so dicht am See. Ganz am Rande befindet sich ein Kloster, wo die Khans sich geschlagen haben.

Hier spricht man kein Russisch sondern Burjatisch. Für mich ist es aussichtslos es zu verstehen. Wenn ich etwas gefragt werde, gebe ich gleich Antwort auch auf die noch nicht gestellten Frage.
Da die Burjats mit den Mongolen verwandt sind, sah ich hier auch mein erste Yurte:


Danach führte die Strasse weg vom See, zwischen dem Fluss und der Eisenbahn. Nicht viel Platz zum Zelten. Von einer Bauernfamilie wurde ich mal wieder eingeladen. Auch da sieht man, dass Bauer nicht gleich Bauer ist. Sie wohnten in einem Grosse Hof mit Schwester und Babuschka, ein riesiges Haus, mit großer Küche und richtigem Badezimmer, ganz anders als das Bauernhaus, in dem ich die Woche zuvor gewesen bin. Da die Kinder schon ausgezogen sind, bekam ich ein Zimmer für mich alleine. Nur eines war gleich wie immer, ich bekam sehr viel zu essen und es hieß „Kuschet, Kuschet“
Der letzte Abschnitt nach Ulan Ude war vom Gegenwind geprägt, der durch das enge Tal mir entgegen blies. Aber auch da wusste ich, ich habe genug Zeit und habe das schöne Wetter genossen. Irgendwann kam ich trotzdem an.


Nach fast 4 Monaten merke ich doch eine gewisse Müdigkeit und bin froh, dass mir noch recht viel Zeit für die letzten 250 km bis zur Grenze bleibt.