Dienstag, 31. Mai 2011

Gegen den Jakobsweg

Bevor ich Santiago wieder verlassen hatte, dachte ich, das legendäre Foto von meinem Fahrrad mit der Kathedrale muss schon noch sein



So früh am Morgen hatte ich sogar den ganzen Platz fast für mich alleine.
Nach langem hin und her habe ich mich doch dazu entschlossen, den Jakobsweg in verkehrte Richtung ein Stück zu fahren.



Er ging in die Richtung, in die ich wollte und alle Örtlichkeiten, die ich noch sehen wollte waren auch dabei.
Allerdings rechnete ich mit einigen Schwierigkeiten, da der Pilgerweg nur in eine Richtung, nach Santiago, ausgeschildert ist. Wer geht schon einen Pilgerweg wieder zurück, Pilger sind ja keine Pendler.
Zum Grössten Teil hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten, den Weg zu finden. Die Pilger stehen zwar auf dem Weg noch nicht im Stau, aber zwischen den Gruppen sind nur wenige Meter. Wenn an einer Abzweigung niemand entgegen kommt, muss man höchstens 2 Minuten warten, bis die nächsten einem die Richtung weissen.

Mein Glück, dass sie mir alle entgegen liefen, dann sahen sie mich, falls sie nicht zu sehr in Gedanken versunken waren, telefonierten oder SMS schrieben. Nur kurze Strecken blieb ich auf dem Original-Camino.


Die waren zwar teileweise sehr schön, aber viel zu voll.
Wenn nebenan eine Strasse war, bin ich dort gefahren. Dort war es nämlich meistens leer.
Wenigstens hat man hier immer Unterhaltung, ob man will oder nicht.
Um die Mittagszeit ebbte der Pilgerstrom auf einmal ab, da hatte ich dann meine Mühe den Weg zu finden. Die meisten rafften sich dann nicht mehr auf, sie blieben in den Kneipen rumhängen

Ansonsten war es ganz schön bergig. Den ganzen Tag hatte ich das Gefühl, ich fahre bergauf. Das grösste Glück und Vergnügen war dann, wenn am Ende des Tages die letzten 12 Kilometer nur noch bergab ging.

In der Zwischenzeit hatte ich mitbekommen, wie super günstig die Pilgerherbrgen sind. Die Vorstellung mit so vielen Leute in einem Raum zu schlafen schreckte mich allerdings von Anfang an ab. Dann bau ich doch lieber mein Zelt auf und schlafe in frischer Luft und Natur.

Auch auf den Strassen wurde es wegen den Steigungen immer anspruchsvoller. Dass trotzdem viele Fahrradfahrer unterwegs sind, sieht man auch an der Beschilderung


Auf den leeren Strassen konnte man gut in Schlangenlinien den Berg hochkomme, bis auf 1330 m


dem Poio Pass. Bei dieser wunderbaren Aussicht viel das auch nicht so schwer.


Dort oben gibt es ein paar Bergdorfer, die (leider) auch begehrte Touristenziele sind. Jedes Steinhaus ist neu hergrichtet, die Touristenbusse reihen sich der Strasse entlang auf.



Für mich hiess es zur grossen Freude zum Abschluss des Tages wieder einige Kilometer bergab. Als ich unten in Vega de Valcarce angekommen war, wo es laut meiner Karte einen Campingplatz geben sollte, wurde mir gesagt, dass dem nicht so sei. Aber eine Pilgerherberge würde es geben. Vielen Dank. Aber vielleicht gibt es dort mehr Information. Wie eigentlich immer war auch diese Frau sehr nett und meinte, ich könne im Dorf am Bach zelten, das würde so manche machen. Das erfreut doch mein Herz, sofort habe ich mich auf den Weg gemacht, noch etwas zum Essen eingekauft und mich am Bach niedergelassen. Der Nachteil war, es war fast Mitten im Ort, da ergeben sich so manche Schwierigkeiten mit den den menschlichen Bedürfnissen überhaupt, da es erst so spät dunkel wurde.
Die Nacht war dann noch sehr kalt. Am nächsten Morgen war Eis auf meinem Zelt. Obwohl die Finger beim Zeltzusammenpacken beihnahe eingefroren sind, habe ich mich doch gefreut, ich fühlte mich so lebendig. Den Winter über in Deutschland wurde ich so verweichlicht, jetzt merkte ich, ich halte doch noch etwas aus, das ist wunderbar! Ich glaube kaum, dass mich jemand versteht.

Die ersten Kilometer ging es noch sanft bergab, auch nicht gerade ideal zum Warmwerde, bis die Strasse sich dann wieder in Serpentinen in schwindelnde Höhen empor schraubt.


An diesem Tag sogar noch höher als am Tag zuvor. Es war ein erhebendes Gefühl wie man langsam alles nicht nur hinter sondern auch unter sich gelassen hat.


Immer noch kamen ab und zu, die kleine Bergdörfer. Es war Sonntag und einige Ausflügler unterwegs.


Obwohl es lange und teilweise sehr steil nach oben ging, war mir klar, dass ich es schaffen würde. Mir blieb ja auch nichts anderes übrig. Wiedereinmal habe ich mich mehr auf die wunderschöne Landschaft


und die blühende Büsche


konzentriert und mich nicht so sehr um den Anstieg gekümmert. Das können die Beine mittlerweile automatisch. Und irgendwann hatte ich es dann geschafft, ich war oben am Eisernen Kreuz.


In Anbetracht der Eisschicht auf meinem Zelt, wollte ich nicht unbedingt auf 1500m im freien Übernachten und da ich doch dann recht fertig war, habe ich mir mal wieder eine Herberge angeschaut. Auch diesmal bin ich sofort wieder umgekehrt. Ich glaube kaum, dass ich je so müde sein kann, dass ich in so einer Einrichtung schlafen könnte. Mit der Gewissheit, ich würde schon etwas zum Schlafen finden, hatte aber noch keine Ahnung was, wollte mich überraschen lassen, fuhr ich noch ein bisschen weiter. Und plötzlich, mitten im Nichts, nach ca 6km und ein paar Höhenmeter tiefer stand ich vor einem Campingplatz. Ich traute meinen Augen nicht. Gleich bin ich rein, habe gefragt, ob das wirklich ein Campingplatz wäre und ich hier richtig zelten könnte. Sie lachten nur und meinten selbstverständlich und sprachen dann gleich auf Deutsch weiter. Ein junges Päarchen, sie spanisch, er deutsch, hat hier vor einem Jahr einen Campingplatz aufgemacht. So abgelegen wie der war, war ich der einzige Gast. Wahrscheinlich bin ich deswegen so verwöhnt worden, nach einer heissen Dusche gabs noch einen riessigen prima Salat.

Bei dieser Ruhe habe ich trotz Kälte fantastisch geschlafen. Am nächsten Tag habe ich, wie die Autofahrer im Winter, zuerst einmal das Eis von meinem Zelt gekratzt.


Frühstücken war dann kein Problem mehr, die Sonne kam schon heraus und es wurde schnell warm.

In Astegra war ich mal wieder in der Kathedrale, musste wieder feststellen, von aussen gefallen mir die Bauwerke viel besser als von innen. Was mich von mehr interessiert hätte, war der schlossähnliche Palast gleich daneben.


Palacio de Gaudi. Nicht weil es das Museum des Camino's ist, sondern, weil das Bauwerk sehr beeindruckend ausgesehen hat. Nur war es Montag und ich glaube auf der ganzen Welt sind Montags Museen geschlassen.

Weiter war die Strasse gesäumt von sehr müden Pilgern.


Manche machten es sich auch einfacher und nahmen Esel als Lasttiere mit.


So habe ich schliesslich Leon erreicht, wo den Pilgern schon ihre Denkmäler gesetzt wurden.


Wie alle bedeutende Städte war auch hier alles voll mit Touristen neben den Pilgern. Mich hielt es nicht lange dort, ich bin weiter nach Mansilla, nicht sehr schön, meisten einer grossen Strasse entlang. Dort hat es einen Campingplatz gegeben, nur war dieser noch geschlossen, keine Ahnung warum. Ich traf 2 Holländer mit Fährrädern und auch etwas mehr Gepäck zum Zelten. Eigentlich wollte ich sie davon überzeugen, trotzdem in dem schönen Park zu zelten. Die wollten aber eine heisse Dusche und meinten sie fahren zu der Pilgerherberge und fragen, ob sie da zelten dürften. Da es ja auch eine nette Erfahrung sein konnte, schloss ich mich denen an.
Die Herberge war natürliche schon sehr voll, zuerst wurden uns Matratzen in den Schlafräumen angeboten, nie im Leben. Ich glaube die wahre Herausforderung vom Jakobsweg liegt nicht am Gehen, sondern an den Herbergen. Man muss allerdings bemerken, es ist immer sehr sauber dort
Wegen der Überfüllung wurde unserem Wunsch, im Garten zu zelten gerne entgegen gekommen. Es wurde dann ein richtig netter Abend mit einer Flasche Pilgerwein.

Noch nie sass ich so früh auf dem Fahrrad. Die ersten Pilger machten sich um 6:00 Uhr auf den Weg. Die zwei Holländer fuhren Richtung Santiago weiter und ich, wie gehabt, in die Gegenrichtung.
Auf einer kleinen unbefahrenen Strecke ging es weiter. Auf dem Pilgerweg gleich nebenan war einiges los. Trotzdem mussten sich einige Radfahrer bei den Wanderern dazwischen schlängeln, so etwas verstehe ich nicht.
78 Radfahrer hatte ich heute gezählt, dazu kam noch eine Gruppe mit mindestens 30 Radfahrern. Wanderer sind unzählbar, ich möchte nicht wissen, wie es hie im Juni, Juli und August aussieht.
Wenn ich mein Fahrrad nicht hätte, ich würde es jede Sekunde vermissen. Der Weg ging häufig nur gerade aus einer Strasse entlant, wo man wunderbar Fahrrad fahren konnte, beim Gehen konnte es sich ganz schön in die Länge ziehen
In Carion de los Condes habe ich einen Rentner aus London getroffen, der praktisch seit 9 Jahren am Camino in seinem Wohnmobil lebt und diesen in und auswendig kennt. Er konnte mir dann genau sagen, wenigsten für diesen Abschnitt, welche Strecke ich gut mit dem Fahrrad fahren und wo ich lieber auf der Strasse bleiben soll.
Als ich dann kurz vor Castorjeriz an so einem Strecke vorbei gekommen bin, der anscheinend sehr steil und steinig sein soll, wurde gerade ein Fahrradfahrer mit dem Rettungswagen abtransportiert. Manche Radfahrer haben es überhaupt nicht im Griff, aber müssen unter allen Umständen jeden Zentimeter auf dem Camino gefahren sein. Für mich unverständlich.
An diesem Tag bin ich mal wieder, trotz Gegenwind, über 120km gefahren, weil die Holländer am Tag zuvor gemeint hatten, hier hätte es so einen tollen Campingplatz. So toll war er dann auch nicht, aber so voll wie schon langer keiner mehr, nicht nur Caravans, sondern auch Fahrradfahrer mit Zelten.

Der nächste Tag war geprägt vom Gegenwind. Da ich eh eigentlich nur bis Burgos wollte, hatte ich es auch überhaupt nicht eilig. Deswegen bin ich dann auch weitgehenst auf dem Camino geblieben, hatte einen wunderschönen Tag auf fast nur unbefestigten Wegen, wenigstens bis Burgos. Obwohl es kalt und regnerisch war, war ich sehr gut drauf. Kurz vor Burgos kamen noch ein paar schmucke Örtchen.


und recht verkehrsberuhigt ging es weiter nach Burgos.


Ein sehr schöne Stad., Zuerst dachte ich, hier könnte ich es ein Weilchen aushalten, habe mir sogar die Kathedrale von innen angeschaut, schon ein monumentales Bauwerk. Das bekommt man gar nicht ganz auf ein Foto.

Nachdem ich noch ein bisschen in der Innenstadt herumgefahren bin, hatte ich dann doch wieder genug und da es noch sehr früh war, habe ich mich entschlossen weiter zu fahren.

Der Weg aus der Stadt heraus war weniger angenehm, als herein. Auch der Camino führt hier über Kilometer hinweg entlang der Route Nationale. Auch der Gegenwind wurde am Nachmittag wiede stärker, machte mir aber erstaunlicher Weise weniger aus. Das wird sich auch wieder ändern.

Nachdem ich wieder in ein Strässchen abgebogen war, war es auf einmal wieder total ruhig, überhaupt kein Verkehr.
Es war sehr interessant auch mal die Örtchen ein paar Kilometer links und rechts vom Camino zu sehen. Sie profitieren nicht von dem ganzen Pilgertourismus, sind total verarmt, obwohl auch dort einige schöne Kirchen aus dem 12. Jahrhundert zu sehen sind.

In einem der Orte hätte es nach meiner Karte einen Campingplatz geben sollen. Ich habe einen der älteren Frauen, Jugendliche, geschweige denn Kinder, sieht man hier überhaupt nicht, gefragt, wo denn hier der Campingplatz sei. Die hat nur gelacht, Camping hier? Ich solle doch zu den Pilgern nach San Juan fahren, dort würde es eine Herberge geben.

San Juan besteht aus einer Klosterkirche, einem alten Kloster, in dem jetzt die Herberge untergebracht ist und einer Bar. Weiter hinten hat es noch ein paar Häuser. Auf einer Wiese vor der Kirche konnte ich mein Zelt aufstellen.


Unglaublich wieviel Krach in einem Ort Spätabends sein kein, in dem nur 27 Einwohner gibt. Dazu kommen ein paar mal so viele Pilger.

Obwohl die ersten wieder um 6:30 an meinem Zelt vorbei schritten, liess ich mir Zeit. Als ich am 8:15 nochmals die Toilette in der Herberger nutzen wollte, war alles schon verschlossen, die letzten Pilger mussten vor der Tür frühstücken.

Das erste Stück blieb ich noch auf dem Camino, schön durch den Wald, wechselte dann aber auf die Strasse, weil diese niveliert war, dann kam eine wundervolle Abfahrt über mehrere Kilometer. Danach blieb ich ich auf der Strasse, weil der Pilgerweg einfach zu voll war. Erst nach 6 Uhr, als die meisten Pilger in Bars oder Schlafsäalen rumhingen konnte ich auf dem Camino durch das Rioja Gebiet

nach Logrono. Hier waren sie so schlau und haben den Pilgerweg einfach auch in anderer Richtung als Fahrradweg in die Stadt ausgeschildert.
Bevor ich auf den Campingplatz ging, habe ich mir zuerst einmal die Stadt angesehen. Vor der Kathedrale war eine Demonstration. Mit einem Mann, der ein T-Shirt mit schönem Fahrradaufdruck anhatte, kam ich ins Gespräch. So habe ich das erste Mal über die Unruhen in Spanien gehört. Dass es dem Land sehr schlecht geht und viel Armut herrscht, sieht man sobald man ein bisschen von dem Camino abweicht. Früher hat mir ein Spanier gesagt, in dem Gebiet von Leon gibt es 25% Arbeitslose, in den Wintermonaten, in denen die Herbergen geschlossen und keine Pilger unterwegs sind, schliessen auch viel andere Geschäfte und Restaurants, dann ist die Arbeitlosenquote noch höher. Der grösste Teil ist hoch verschuldet.
Jetzt demonstrierten sie gegen die Politik und wollten am liebsten alle Politiker absetzen.

An der Uni, wo es eine Fahrradinitiative gibt mit Fahrradwerkstadt konnte ich meine Kette putzen und einfetten. Das tat ihr richtig gut. Nicht nur um diese Initiative zu unterstützen habe ich noch ein knallgelbes T-Shirt gekauft, bekam noch Buttons und Aufkleber.

Dann gings auf den schlimmsten und teuersten Campingplatz. Auch hier war ein holländischer Radfahrer, deswegen war es doch dann noch ganz nett.
Weiter gings weitgehenst auf kleinen Strässchen. Inzwischen war ich schon im Baskenland. Die Städte hatten zwei Namen auch die Hinweissschilder waren teilweise zweisprachig. Erstaunlich wie komplett anders dieses Baskische ist, es scheint überhaupt nichts mit romanischen Sprachen zu tun zu haben.
Um Lizarra/Estella wollte ich eigentlich nur drum herum fahren. Die Städte sind zwar alle sehr schön und alt, aber doch hat man sie langsam gesehen. Dann entdeckte ich, dass an einer Kirche ein Aufzug runter in die Altstadt ging. Das fand ich dann so witzig, dass ich es unbedingt ausprobieren musste. Es hat sich mal wieder gelohnt, ein nette alte Stadt, aber auch hier konnte man kaum ein Foto machen, ohne dass einem ein Pilger in den Weg lief.


Vor Pamplona kam noch eine nicht sehr hohe, dafür steile Strasse, ich konnte gerade noch fahren. Ein älterer Rennradler hat neben, hinter mir geschoben, war deswegen nicht langsamer als ich, musste aber ein witziges Bild abgegeben haben. Zum Schieben bin ich einfach zu faul und ich finde es einfach viel anstrengender Ausserdem war es dass erste Mal, dass die Sohle meiner Radschuhe teilweisse gebrochen waren.

Die Fahrt nach Pamplona war dann relativ einfach. In den Weg waren Muscheln eingelegt, man musste ihnen nur folgen, dann war man recht schnell in der Stadt. Für die Fahrradfahrer haben sie auf den Radwegen die Muscheln aufgezeichnet.

Nach all den Kathedralen war der Stierkampf hier eine richtig nette Abwechslung.


An den Gassen waren schilder angebracht, wo die Stiere durch mussten.


Da mir gesagt wurde, der Campingplatz würde nur 7 km ausserhalb liegen, dachte ich, ich hätte noch genügend Zeit mir alles schön anzuschauen.
Nachdem ich schon halb aus der Stadt war, war ich noch im Supermarkt und da ich schon einige Kilometer gefahren war, dachte ich, es sei nicht mehr weit. So war ich noch vollbepackter, als ich auf einmal vor einem Tunnel stand, davor ein grosses Schild, für Fahrradfahrer verboten. So etwas konnte man wirklich nicht ausversehen übersehen. Ausserdem stehe ich sowieso nicht so sehr auf Tunnels.

Zwei Radfahrer hielt ich an und fragte, wie ich den nach Eusa komme, wo der Campingplatz ist. Ja da müsse ich ganz um den Berg herum fahren, das sei noch ganz schön weit, mindestens 8 Km. Na prima. Es war schon spät und überall hingen meine Lebensmittel, die ich kurz zuvor erstanden hatte herum. Das hätte doch die Frau vom Tourist office wissen müssen, dass es mit dem Fahrrad ein bisschen weiter ist. Nicht verzagen, einfach losradeln. Es war dann auch gar nicht so schlimm und nicht mehr ganz so weit, aber sehr spät. Ich wollte nur noch duschen, essen schlafen.

Eigentlich war geplant, dass ich mich in Pamplona vom Jakobsweg verabschiede und auf spanischer Seite in den Pyrenäen Richtung Andorra weiter fahre. Nachdem ich dann am nächsten Morgen einen Anruf bekam, dass es meiner Mutter nicht gut ging, wollte ich schnell nach Deuschland zurück
In Spanien ist es kaum möglich, das Fahrrad im Zug zu transportieren. Ausserdem wollte ich nicht sofort in den Zug. Darum bin ich doch noch die letzte Etappe über die Pyrenäen nach St Jean Pied de Port, Frankreich gefahren. Dort gibt es einen Bahnhof und da täglich von dort dort hunderte von Pilger loslaufen, müssen auch genügend Züge fahren.

Die Bergstrecke war am Samstag stark frequentiert, weniger mit Autos als mit Motorradfahrer und Fahrradfahrer, Rennradler, auch in meine Richung. Die Wanderer gingen etwas abseits.
In Roncesvalles habe ich nochmals Pause gemacht, das liegt auf knapp unter 1000m der Fussweg ging auf über 1400m Dass es auf der Strasse nicht ganz so hoch wird, konnte ich aus der Karte ersehen.

Bei der Pause habe ich weitere Varianten der Pilger gesehen.


Der wird wahrscheinlich nicht in Schottland losgelaufen sein.

Gut genährt ging es dann weiter. Nur 1-2 Kilometer nach Roncesvalles stand ein Radfahrer neben einem Schild Passo irgendwas, auf 1030 m. Ich fragte den Radler, wann denn der richtige Pass kommt. Er meinte, das sei er schon, ab hier würde es nur noch 26km abwärts gehen. Da war ich doch schon fast enttäuscht, wusste auch nicht, warum ich noch so viel gegessen hatte.

26km waren es dann nicht bergarb, vielleicht 10km, schön durch den Wald an Felsen entlang.


Einige Radfahrer kamen mir schiebend entgegen. Meiner Mutter hätte die Fahrt auch gefallen.
Fast unmerklich war der Grenzübergang zu Frankreich. Dann waren es noch ca 16km fast eben.
Die Innenstadt von St Jean Pied war nicht zu verfehlen, kleine Gässchen voll von Pilgern, die sich wahrscheinlich am nächsten Tag auf den Weg machen wollte. Ich wollte nur noch etwas zum Trinken kaufen, aber alles war furchtbar überteuert.
Sofort bin ich zum Bahnhof und tatsächlich kam kurz darauf ein Zug an, der noch mehr Pilger in die ohnehin schon volle Stadt brachte.


Fast leer fuhr der Zug wieder zurück nach Bayonne, wo noch mehr Pilger warteten. Für mich ging es mit dem Nachtzug nach Paris, dann mit dem TGV nach Strasbourg und dann nach Deutschland.

So schnell kann alles vorbei sein, wenigstens vorerst. Das einzige was mir während der Reise Angst gemacht hatte war der Gedanke, dass ich eigentlich kein anderes Leben mehr haben möchte als so auf dem Fahrrad. Insgesamt war es wieder so prima, es ist einfach Leben und Freiheit pur, einfach Zelten wo man will. Ich hatte allerdings auch sehr viel Glück mit dem Wetter und es war wahrscheinlich die schönste Jahreszeit.

Mal sehen, wann es wieder los geht. Auch diese Reise hat wieder viele andere Tourenwünsche erweckt.

Samstag, 14. Mai 2011

Gruesse aus Santiago di Compostela

So hat alles mal wieder angefangen..


Urse hat mich samt Gepäck und riesen Fahrradkarton auf halsbrecherische Weise, die Stirn klebte sozusagen an der Windschutzscheibe, in ihrem uralt, quitschgelben Golf auf den Flughafen gebracht.
Beim Check In haben Sie es natürlich nicht akzeptiert, dass ich sämtliche Radtaschen einfach mit Hilfe eines Müllsackes (extra strong) zu einem Gepäckstück umgemodelt hatte. Ich musste es noch bei der Verpackungsstelle in Folie einwickeln lassen. War auch OK, so konnte ich meinen grossen, roten Packsack noch mit einwickeln lassen, dann wars zwar ein grosser Kokon, der als Gepäckstück akzeptiert wurde.
Alles kam überpünktlich und wohlerhalten in Lissabon an.


Der Vorteil wenn man um die Mittagszeit ankommt ist, man kann sich alle Zeit der Welt lassen. In Ruhe, sprich 42 Minuten habe ich alles zu einem fahrtüchtigen Fahrrad zusammengebaut.


und sofort gings in die Innenstadt, über die Promenade.


Bei Beate samt Familie bin ich sehr gut untergekommen. Da ich schon vor ein paar Jahren in dieser Stadt war und es mir in den Beinen kribbelte, bin ich am nächsten Tag gleich weiter


schön am Tejo entlang. Da gab es sogar einen richtig schönen Fahrradweg.
Nicht immer, aber immer öfters. Einmal musste ich meinen Weg zwischen Sandstrand und Bahngleis suchen, bis ich eine Unterführung gefunden hatte.

Da ich die Kurve bei der Tejo-Mündung voll ausgefahren bin, wurde es richtig ruhig. Dahinten ist nichts mehr los. Da hatte es sogar genug Platz für einen Fahrradweg, obwohl dieser da nicht von Nöten gewesen wäre. Das war im weiteren Verlauf öfters der Fall, da wo auf der Strasse auch nichts los war, gab es die besten Radwege. Immerhin konnte ich dann auf der Meerseite fahren, hatte ein paar Meter besser Aussicht.
Danach waren am Meer entlang nur noch Klippen, das hiess für mich ganz schön lang den Berg hoch. An meinem ersten Tag mit all dem Gepäck hätte ich es mir gerne erspart. Manchmal hat man hat keine Wahl. Eine junge Frau wollte mich in ihrem Mini Cooper mitnehmen. Ich muss einen recht schlappen Eindruck gemacht haben, der gar nicht so verfehlt war.

Dann hatte ich das schmucke Fischerdörfchen Ericeira erreicht.

Hier hatte es sogar einen Campingplatz der genau so günstig war wie eigentlich alles hier.


Endlich mal wieder im Zelt schlafen, das war wie heim kommen.
Auch wenn es nicht Wildcampen war. Das sehen die Portugiesen wegen den vielen Bränden auch nicht gerne.

Weiter ging es über die Klippen.

wegen der Aussicht und weil alles so schönt blühte, war es ganz erträglich.


Obwohl es zu dieser Jahreszeit noch sehr ruhig war, versuchte ich doch die Route Nationale zu vermeiden. So wurde selbst dieses nicht sehr spektakuläre Radfahren in Europe ein bisschen spannend.
Zuerst ging die von mir gewählte “Abkürzung” noch, es war ein schmaler Weg mit vielen Steinen, dann kam Sand, für mich immer wieder eine 100m lange Schiebeetappe.


und wie meistens, wenn es schon schlimm ist, kommt es noch schlimmer. Auf einmal stand ich vor einem Pfütze/Schlammloch, die den ganzen Weg eingenommen hat.


Sah wirklich interessant aus. Nach 1-2 Metern konnte ich zum Glück ins Gebüsch abbiegen.
Es dauerte ganz schön lange, bis ich den nur ein paar wenigen Kilometer entfernten Ort erreicht hatte. Es war allerdings eine wunderbare Strecke, wo ich von Schnacken zerstochen wurde, wenigstens ein Hauch von Abenteuer.

Dann nur noch einmal den Berg hoch und weiter gings luxuriös auf guten Fahrradwegen, die waren genau so leer wie die Strasse nebenan


Fast idylisch ging es durch die Kautschuckwälder.


Die Dörfer bereiten sich für den grossen Ansturm in ein paar Wochen vor, neue Radwege werden gerichtet und rot angespritzt.
Sehr bevölkert ist die Gegend hier nicht und der Tourismus scheint der einzige Einkommensquelle hier zu sein. Dafür lohnt es sich auch die Dörfer nett herzurichten. In Costa Nova zum Beispiel sind alle Häuser längs gestreift.


Und weiter ging es Richtung Norden. Kurz vor Porto traf ich die ersten Reiseradler, Petro und Catia aus Portugal. Sie fahren zwar “nur” in Portugal, sind aber äusserst interessiert und auch dem entsprechend ausgerüstet längere Touren zu fahren. Sie haben mir schon verraten, dass es einen schönen Radweg nach Porto gibt. Und so stand ich auch wenig später, nach recht angenehmer Fahrt vor der Luis IV Brücke.


Danach war ich gleich in der Altstadt Porto's


Vor ein paar Jahren war ich schon einmal hier und wieder hat es mir hier sehr gut gefallen. Ich hätte schwören können, dass wir damals in Porto auf einem Campingplatz gewesen wären, aber die Frau von der Touristen Info meinte, in Porto würde es keinen Campingplatz geben. Nu denn, sie muss es ja wissen, da nutzt kein Widerspruch. Schade, so konnte ich mich nicht allzu lange hier aufhalten. Machte nicht viel, mit dem Fahrrad ist man überall schnell durch.

Catia und Pedro hatten mir auch schon verraten, dass es nach Porto auch noch schön auf dem Fahrradweg weiter ginge und dass man auf den Holzwegen auch mit dem Fahrrad fahren darf.


Das war wirklich herrlich, damit die Dünen geschont werden gibt es über Kilometer hinweg diese Wege.

Aber auch dieser war mal zu Ende, weiter ging es dann umso schlimmer über 30-40km auf Kopfsteinpflaster, ganz schön nervig. Schnell fahren kann man darauf auch nicht. Dann kam noch Gegenwind dazu, Probleme mit dem Kocher, die ich endlich lösen wollte und dass Pedro gemeint hat, Viano de Castello sei eine schöne Stadt und ich habe ungeachtet dem rapiden Abfall meiner durchnittlichen Kilometerleistung in dieser Stadt schon Schluss für den Tag gemacht.
War dann ganz gut so, denn selbst wenn man “nur” Fahrrad fahren muss, sind immer wieder andere Dinge zu erledigen.

Am nächsten Tag war ich dann schneller als gedacht an der Grenze zu Spanien. Mit einer Fähre konnte ich locker übersetzen. Zum Glück musste ich noch eine halbe Stunde warten, so konnte ich noch die letzte Postkarte mit portugiesischer Briefmarke schreiben und abschicken.


Unglaublich wie sich die Landschaft auf der anderen Seite in Spanien änderte. Vorerst war es vorbei mit Sandstränden nur noch Felsenküsten, schön pittoresk.
Schnell war ich in Baiona, einer kleinen Stadt am Meer, das mir sehr gut gefallen hat.


Hinter dem Hafen erheben sich die ersten ernsthafte Berge. Wahrscheinlich gehören sie schon zu den Pyrenäen.
über diese und noch manch andere musste ich drüber, nicht mehr weit, und ich war in Santiago di Compostella!!!

Es war schon recht spät am Abend als ich da angekommen war. Der Tag ist so lange hell, da merkt man gar nicht wie spät es eigentlich ist. Irgendwann ist man dann nur noch so müde, dass man nur noch einen Platz zum Schlafen möchte, wie es hier der Fall war.

Vorerst hielt sich mein Interesse an der Kathedrale in Grenzen, ganz simpel ein Schlafplatz war mit jetzt lieber. So wandelte ich zuerst einmal durch die Gassen


zur Touristinfo, habe mich dann kurz entschlossen, mir ein Hotel in der Stadt zu gönnen.

Am nächsten Tag ging es dann wirklich los. Die Kathedrale war um 11 Uhr schon so voll wie bei uns höchstens zu Weihnachten. überall standen Rucksäcke herum.


Auch die Stadt war voll von Pilgern,

jung und alt,


aber jeder machte einen glücklichen Eindruck hier angekommen zu sein. Vor der Zerifikatausgabe musste man Stunden anstehen. Ich stellte mir schon vor, dass es so auf dem ganzen Jakobsweg aussieht.
Santiago ist eine schöne interessante Stadt, aber bei all den Leuten hat es mir nach einem Tag gereicht und ich zog am Freitag den 13. Mai weiter.