Dienstag, 10. August 2010

Karibik, Bogota und das Ende

Die Lethargie wegen der Hitze oder dem massiven Regen ging mir langsam auf den Nerv. In beiden Fällen konnte man nachmittags nichts machen.
Deshalb habe ich beschlossen, mich wenigsten für ein paar Tage in die Berge zu flüchten.

Obwohl es Sonntagvormittag war, waren schon einige Lastwagen unterwegs, als ich Santa Marta verlies. Dazu kam noch, dass auf den Strassen das Wasser stand und sie voller Schlamm und Sand waren. Ich war richtig froh, als ich die Stadt hinter mir lassen konnte.
Nach ca. 10km kam die Abzweigung nach Minca. Auf dem kleinen Strässchen durch den Dschungel wurde der Verkehr gleich viel ruhiger. Es gab kaum mehr Autos, nur noch ein paar Mopeds.
Ich wusste, ich musste auf 600m hoch, konnte aber fast alles fahren, obwohl die Mopedfahrer meinten, ich wäre viel zu schwer beladen und mir ihre Hilfe angeboten hatten. Nur wenn die Straße allzu schlecht wurde - sie war früher einmal geteert, davon ist aber nicht mehr viel übrig - habe ich geschoben. Das war dann ganz interessant, so sah ich viel besser, was im Gebüsch so alles kreucht und fleucht.
Ein Motocrossfahrer, Raffael, kam mir entgegen, wollte sich mit mir unterhalten. Sein Englisch war ganz passabel. Er hat mir nur so von der Gegend vorgeschwärmt. Da er mir unbedingt einen Platz oberhalb von Minca zeigen wollte, wollte er mir helfen in den Ort zu kommen. Das war mir wegen den Straßenverhältnissen doch nicht ganz geheuer. Ich meinte, ich schaffe es schon noch alleine.
Kurz vor dem Regenschauer habe ich die ersten Hütten von dem Dorf erreicht. Der Hitze konnte ich entfliehen, dem Regen nicht. Das machte aber nicht viel, ich habe mich vor den ersten Laden gesetzt, Kekse und 2 Beutel Wasser getrunken.

Mein Ziel, ein Hostel von einem Deutschen, Chris, wo man auch zelten konnte, lag noch 1 km weiter, oberhalb von Minca. Der Regen dauerte nicht lange und ich konnte bald weiter. Hier begegnete mir Raffael wieder, er hat mich bis zum Hostel begleitet. Die Aussicht war traumhaft schön, weit ab von jeglichem Trubel. Etwas weiter abseits auf einer Wiese zwischen riesigen Bambuspflanzen, konnte ich mein Zelt aufstellen. Daneben stand ein Häuschen mit Dusche, alleine für mich, einfach genial.
Unten am Haus haben sie ein Fernseher bereitgestellt, für das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Das musste ich natürlich unbedingt sehen. Zuerst schaute ich alleine, dann hat sich ein Texaner zu mir gesellt, er war aber nicht sehr gesprächig. Das Spiel war meiner Meinung nach auch nicht so besonders.

Gegen später musste ich nochmals ins Dorf hinunter, wollte schauen was es so essensmäßig zu bieten hatte. Leider nur die üblichen frittierten Sachen, Empanadas, Papa Rellenas, (gefüllter Kartoffelbrei, frittiert) etc. Es gab auch zwei Pizzerias, aber ich wollte eigentlich nicht essen gehen. Bei den 2-3 Läden fand ich schnell heraus, wo ich am günstigsten meine Wasserbeutel bekomme und wo es Jogurt gab. Das war so ziemlich alles, was ich brauchte, das meiste hatte ich von Santa Marta mitgebracht. Was mich allerdings erstaunte, war, dass es kein Obst zu kaufen gab, auch auf meinen Wassermelonensaft, musste ich verzichten, obwohl es hier unzählige Bananenstauden, Mango- und Papayabäume gab. Also bin ich zurück und habe auf die altbewährten Instantnudeln zurückgegriffen.

Nach einer sehr angenehmen Nacht, endlich mal wieder im Zelt, kam ein sehr ruhiger Tag. Fast die ganze Zeit habe ich nur zwischen all dem satten Grün und den riesigen Bambusstauden herumgetrödelt.


Zum Glück zwang mich der Hunger wieder irgendwann ins Dorf zu laufen, ein paar Kekse und Empanadas zu essen. Gerade bevor es wieder richtig zu regnen anfing, habe ich meine Hütte wieder erreicht. Als die Sonne wieder hervor kam, musste ich wieder aktiv werden. Pozo Azul, den Platz, von dem mir Raffael am Tag zuvor so vorgeschwärmt hatte, wollte ich sehen. Weit sei es nicht mehr, hat man mir gesagt. Also bin ich mit meinen Flipflops losgezogen.
Ein Paar lief vor mir, denen bin ich einfach gefolgt, sonst hätte ich die Abzweigung wahrscheinlich nicht gesehen. Ich wusste auch gar nicht, was eigentlich mein Ziel ist, ich wusste nur, dass es Pozo Azul hieß, aber nicht, ob es ein Berg, Fluss oder sonstiges ist. Der Name, „Azul“ – „blau“ ließ aber eher auf ein Gewässer schließen.
Das Paar lief und lief, immer weiter und ich bin ihnen gefolgt, immer im gleichen Abstand, habe mich schon gewundert, wie weit es ist.
Als es schließlich über einen Brücke ging, an einem schönen Pool mit Wasserfall vorbei, bin ich zuerst dem Paar weiter durch ein Tor, auf ein schmalen Pfad gefolgt, habe dann aber beschlossen, dass für mich der Pool Pozo Azul ist, und drehte um. Später erfuhr ich, dass ich damit auch sehr richtig lag.



Auf dem Rückweg begegnete mir noch ein riesengroßer Falter.


Nachdem ich später nochmals ins Dorf hinunter gelaufen war, hatte ich wirklich genug Bewegung.
Richtig zu spüren bekam ich es erst am nächsten Tag, da hatte ich einen ganz schönen Muskelkater in den Waden, was mich doch zu einem Schmunzeln veranlasste. Nach so vielen Kilometer Radfahren Muskelkater nach einem Spaziergang. Es werden halt andere Muskeln beansprucht.

Am nächsten morgen kam Chris vorbei und meinte, Jutta wollte mich gerne treffen. Schon als ich hier angekommen bin, hat er mir von Jutta erzählt, eine Deutsche, die wie ich mit vollbeladenem Fahrrad in Minca angekommen war und sich jetzt hier ein Haus baut.
Natürlich wollte ich Jutta auch treffen, deswegen war für mich die Sache klar, ich blieb noch eine Nacht.
Den Vormittag habe ich wieder in meinem Urwald mehr oder weniger herumgetrödelt bis der Hunger kam und ich ins Dorf bin, diesmal aber mit Fahrrad um meine Waden zu schonen. Bevor ich zu Jutta bin, habe ich noch ein paar Pfade ausprobiert, kam aber nicht weit, zu viele Steine und Schlamm, Pferde sind hier wirklich angebrachter.

Dank der Skizze von Chris habe ich das Haus von Jutta schnell gefunden. Momentan wohnt sie noch in einem kleinen gemieteten Häuschen und baut sich daneben ihr Bambus-Traumhaus.


Sie kam gleich heraus und hat mich herzlich empfangen. Natürlich hat man unter Gleichgesinnten gleich viel Gesprächsstoff. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsste von ihr schon gelesen oder gehört haben. Sie meinte dann, sie sei die Radnomadin, das war mir natürlich ein Begriff und ihre Webseite hatte ich auch schon einmal aufgerufen. Sie kommt aus Esslingen, fast meine alte Heimat, etwas älter als ich und ist auch 2 ½ Jahre unterwegs, aber hauptsächlich in Südamerika. Als sie dann das letzte mal in Deutschland war, hatte sie gemerkt, dass ist nichts mehr für sie und hat beschlossen, sich in Kolumbien das Traumhaus zu bauen. Zum Glück hat es immer wieder angefangen zu regnen, als ich meinte, es wäre Zeit wieder zu gehen. So verbrachten wir den ganzen Nachmittag zusammen, am Schluss bin ich doch im Regen wieder hochgefahren.

Am Abend habe ich angefangen auszusortieren, was ich von meinen Sachen nicht mehr brauche, was ich Chris und Jutta lassen konnte. Das Ende meiner Reise nahte in riesigen Schritten. Es tat auch mal wieder richtig gut, ein bisschen Gewicht abzuwerfen.

Nachdem ich die letzte Mango verzehrt hatte, das einzige Obst, das man hier bekam, direkt vom Baum, machte ich mich wieder auf ans Meer, ich wollte ja unbedingt noch im Atlantik schwimmen, bevor ich Südamerika wieder verlassen musste. Ich hörte, dass es in Buritoca einen schönen Strand geben sollte, 65km weiter östlich. 
Zuerst ging es am Tayrona Nationalpark entlang. Dort soll es auch sehr schöne Strände geben, man kann aber wegen der starken Strömung nicht schwimmen, kommt dort nicht mit dem Fahrrad hinein und es kostet für Columbianische Verhältnisse unglaublich viel Eintritt. Darauf konnte ich gut verzichten.
Hier gibt es auch ein indigenes Volk, die Kogui,

auch mit dem Fahrrad.

Gleich hinter dem Nationalpark kam ein sehr schöner Strand, wo man auch zelten konnte, aber leider war auch hier die Strömung zu stark, dass schwimmen zu riskant war. Außerdem war das Wasser zu aufgewühlt, führte zu viel Dreck mit sich, als dass es einladend zum Schwimmen gewesen wäre.
Also fuhr ich weiter nach Buritaca. Der Ort selber war eher eine Geisterstadt. Es ging aber ein Weg ab, zu den Cabanas Rio de Buritaca. Was mich dort allerdings erwartete, fand ich alles andere als berauschend. An der Flussmündung reihte sich ein Restaurant an dem anderen, sehr viele Touristen waren dort, vom Strand konnte ich kaum etwas sehen. Es gab mitten auf einem Platz eine eingezäunte Wiese auf der „Camping“ stand. Sofort bin ich wieder umgedreht und fuhr zurück an den Strand, der wenigstens schön war. Es war sehr angenehm unter den Palmen zu zelten und den Rest des Tages in der Hängematte zu verbringen.

Da es allerdings nichts zu tun gab, bin ich am nächsten Morgen wieder zurück nach Santa Marta, nur um meine Lebensmittelvorräte aufzustocken, bin dann weiter nach Taganga, einem „kleinen“ Fischerdorf gleich neben Santa Marta, hinter einem Hügel in einer kleinen Bucht.



Kaum dort angekommen, kam schon eine Frau auf mich zu und fragte, ob sie mir helfen könne. Von ihr erfuhr ich den einzigen Platz, wo ich hier zelten könnte. Das „Ocean Reef“ war ein typischer Fall von einem Hostel, recht neu, sehr nette Leute, die alles machen um in die Bibel aller Reisenden, dem Lonely Planet zu kommen.
Fast alles war gratis, Internet, WiFi, Küche, Kaffee, etc. Der Platz zum Zelten war nicht gerade der schönste, den ich je hatte, im Garten, auf einem kleinen Stückchen Wiese, daneben aber unter einem Dach ein paar Hängematten und das Ambiente war sehr nett und ruhig. Außerdem war es äußerst günstig. Also blieb ich.

Da es noch sehr früh am Tag war, machte ich mich gleich auf die Suche nach einem schönen Strand, wo man auch schwimmen konnte. Schon im Dorf vor den Hotels, tummelten sich nicht nur Einheimische im Wasser. Ich wusste aber weiter nördlich sollte es noch einen schöneren Strand geben. Also weiter über Klippen am Meer entlang in eine kleine Bucht. Der erste Eindruck war nicht sonderlich, zu viele Leute, Hütten, wo man etwas zum Essen bekam und einige Einheimische, die irgendetwas verkaufen wollten. Der Strand und das Wasser war aber schön, das wichtigste, man konnte schwimmen. Als ich dann noch einen Masseur sah, gefiel es mir sogar noch besser. Meine Vorahnung, dass es noch weiter einen noch schöneren, leereren Strand geben könnte, hatte sich später bestätigt. Ich wollte aber heute nicht mehr in meinen Fliplops weiter laufen. Außerdem hatte ich mein Badesachen dummerweise nicht dabei.

Bevor ich am nächsten Tag an Strand bin, habe ich mir zuerst mal ein Buch besorgt, das gehört einfach dazu. Eigentlich hatte ich ja noch ein Buch, aber das war zu gut um so ruck zuck ausgelesen zu wreden, das wollte ich mir für den Heimflug aufheben. Am Strand kam ein Krimi dann gerade richtig.

Das Meer war an diesem Tag nicht so schön wie am Vortag. Schon morgens hatte es geregnet, war recht windig, dass einiges im Wasser aufgewühlt wurde. Es war auch nicht ganz so warm, was mir ja gerade recht war und noch besser war, dass deswegen nicht so viele Leute hier waren.
Das Schwimmen mit Schwimmbrille ließ ich bald bleiben, ich wollte lieber nicht sehen, was da im Wasser herum schwimmt.
Dafür gönnte ich mir eine Massage. Das Ergebnis war, dass ich glänzte wie eine Speckschwarte von dem Kokosöl, das sie als Massageöl benutzten. Gerochen hat es gar nicht so unangenehm. Im Wasser war das Zeug kaum mehr herunter zu bekommen.
Es dauerte nicht mehr lange und es fing an zu donnern und nieseln, also lieber gleich zurück, über die Klippen wollte ich nicht bei Regen in Flipflops.

Mittlerweile sind die letzten Tage angebrochen. Ich genoss nochmals den Sonnenuntergang und die Ruhe am Meer, die von den schwankenden Fischerbooten ausging.

Nach meiner nun letzten Nacht im Zelt konnte einiges in Taganga lassen. Das werde ich nun schwer vermissen. Meine Fahrradreise war somit fast zu Ende.

Sehr früh war ich wieder in Santa Marta und überlegte mir, was ich nun mit dem Tag anfangen könnte. Eigentlich hatte ich schon alles erledigt, was ich für den Flug am nächsten Tag nach Bogota vorbereiten wollte. Dann kam mir die Idee, ich könnte ja nochmals kurz zu Jutta nach Minca hochfahren. Ein kurzer Anruf um zu klären, ob sie daheim ist, dann in ein Hostel einchecken und mein Gepäck abladen, und schon war ich wieder auf dem Weg raus aus der Stadt. Jutta hat mir angeboten, dass ihr Mann ein Teil meines Gepäcks im November mit nach Deutschland nehmen könnte. Da ich für meine Campingausrüstung in nächster Zeit leider keine Gelegenheit mehr haben werde, brachte ich ihr meinen Sack mit Zelt, Schlafsack und andere Kleinigkeiten.
So leicht bepackt war es einfach wieder ein Vergnügen auf den Berg zu fahren. Eigentlich schon verrückt, dass ich nach all den Jahren und tausenden von Kilometern immer noch nicht genug vom Fahrradfahren hatte.
Der kurze Besuch wurde doch wieder etwas länger, ich hatte vergessen, wie es da oben regnen konnte. So etwas hatte auch Jutta noch nicht erlebt. Das noch gemietete Häuschen hatte Wellblech, jegliche Unterhaltung war unmöglich. Wenn man etwas sagen wollte, musste man sich anschreien. Ihr neues Haus wird ein Palmwedeldach haben.

Der kleine Bach vor ihrem Haus wurde zum reißenden Strom, nahm sämtliche Bretter, die als Brücken dienten mit. Das Stückchen Wiese war ein Teich, der Weg ein Fluss.
Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es auch wieder aufhören wird und dann der Wasserspiegel sehr schnell wieder sinkt und ich sowieso ein ruhiger, gelassener Mensch geworden bin (mal sehen, wie lange das in Deutschland anhalten wird), hätte ich direkt in Panik geraten können. Irgendwie musste ich ja an dem Tag wieder nach Santa Marta hinunter kommen.
Jutta und ich haben gekocht, gegessen und noch eine Flasche Wein aufgemacht. Nach 1 ½ Stunden ließ der Regen und somit der Krach nach und wir konnten uns endlich unterhalten.
Wie vermutet, das Wasser verschwand recht schnell und ich kam bei wunderbarer Sicht und frischer Luft noch vor Dunkelheit wieder zurück und genoss den letzten Abend am Meer.

Am nächsten Tag lief wieder alles wie am Schnürchen. Da man auf den Inlandsflügen das Fahrrad nicht verpacken musste, konnte ich auf den Flughafen fahren. Dort musste ich nur die Pedale weg, den Lenker umdrehen und die Luft raus lassen. Mein Gepäck ist in den letzten Tagen auf ein Minimum geschrumpft. Mit Fahrrad hatte ich nur noch 28kg zum einchecken. Die große Tasche als Handgepäck ließ ich lieber nicht wiegen. So musste ich nur für 8 kg Übergepäck zahlen.
Allerdings kam noch ein Mann vom Bodenpersonal und meinte ich müsse mein Fahrrad in Plastik einwickeln. Ich sagte nur Nein! Schließlich hatte ich mich ja vorher informiert. Um seiner Autorität doch noch gerecht zu werden, meine er, ich müsse mehr Luft aus dem Vorderreifen lassen. Damit hatte ich kein Problem und gehorchte bereitwillig und er war zufrieden.
Dass der Flug eine Stunde Verspätung hatte, störte mich wenig. Der Flughafen von Santa Marta ist wunderschön gelegen, direkt am Strand. Eigentlich könnte man in der Wartezeit auch nochmals schwimmen gehen. Ich gesellte mich zu den Fischern und trank einen Kaffee.


Dann noch ein bisschen lesen und schon war Zeit zum Einsteigen. Es war sehr beruhigend als ich mein Fahrrad in einer der Ladeluken sah.

Beim Abflug merkte man wieder, dass es sich um ein sehr katholisches Land handelte, jeder um mich herum bekreuzigte sich. Es half auch mir, auch ich kam heil an.
In Bogota herrschten andere Temperaturen, die Stadt liegt auf 2600m, in Santa Marta waren es um 7 Uhr schon 30 Grad, in Bogota um die Mittagszeit 16Grad.

Eigentlich ist Bogota eine Fahrradstadt mit mehr als 300km ausgebauten Fahrradwegenetz und dem Ciclovia,

An Sonn- und Feiertagen sind einige Strassen von 7 bis 14 Uhr für Autos gesperrt.
Es war Sonntag, aber leider gerade 14 Uhr, als ich zur ersten Strasse kam, die Autos schossen gerade wieder richtig auf die Strassen. Ein paar Versorgungsstationen waren aber noch da


wo ich etwas zum Essen und Trinken bekam.

Zwischen den Spuren der Autobahn, sind Fahrradstreifen. Um von einer Seite zur anderen zu gelangen, sind in gewissen Abständen Fahrradbrücken wo man gut hoch und runter fahren konnte. Leider waren aber sehr viele Baustellen dazwischen, die machten das ganze ganz schön verwirrend.

In der Innenstadt waren ganze Strassen gesperrt. Ich wusste, dass am Dienstag ein Feiertag sein wird, aber dass es ausgerechnet der 200ste Jahrestag der Befreiung war, erfuhr ich erst dort. Die Vorbereitungen für die Festivitäten waren im vollem Gange. Zum Glück war ich nicht mit dem Auto unterwegs, es war das reinste Chaos, da fast alle Strassen in der Innenstadt Einbahnstrassen waren.
Es dauerte sehr lange, bis ich mich durchgewurschtelt hatte.
Schließlich landete ich in dem touristischen Teil von Bogota, in La Candelaria.
Dank Andy vom Cranky Croc, der selber kein freies Zimmer mehr hatte, fand ich dann auch gleich eine günstigere nette Unterkunft.

In den letzten Jahren hat sich Leben in den Hostels drastisch geändert. Seit es die günstigen Netbooks gibt und jeder mit einem eigenen Computer reist, steht auch überall WiFi zur Verfügung. Man spricht kaum mehr miteinander, sondern jeder sitzt mit seinem Gerät herum, chatet über Facebook, telefoniert über Skype, schreibt E-Mails und lädt Photos auf das Internet. Ich muss gestehen, teilweise gehöre ich auch dazu.

In La Candelaria ist alles schön bunt.



Noch zwei Tage blieben mir vor dem Flug nach Deutschland, um die Stadt anzuschauen, meine Sachen zu packen, vor allem das Fahrrad und noch ein paar Souvenirs zu kaufen. Da ja am Dienstag Feiertag war, blieb mir eigentlich nur einen Tag. Also zuerst einen Fahrradkarton besorgen, das ist immer das schwierigste, aber klappt doch immer wieder, man muss nur wissen, wo Fahrradläden sind. Und die gibt es hier wie fast überall in Südamerika entlang einer Strasse, einer nach dem anderen, so kann man jeden Laden abklappern, bis man einen gefunden hat, oder bis man endlich verstanden worden ist, was man eigentlich möchte.

Wie schon erwähnt ist Bogota eine richtige Fahrradstadt, hat sogar ein sehr modernes Fahrradparkhaus

Meine Stadtrundfahrt gab ich bald auf. Ich hatte das Gefühl, noch mehr Strassen waren gesperrt. Da wo Fußgänger durch kamen, durfte ich nicht einmal Fahrrad schiebend durch. Mein Fahrrad könnte ja explosiv sein. Sehe ich aus wie ein Selbstmordattentäter? Jegliche Diskussion brachte nichts, ich wurde immer wieder weg geschickt. Das hat mich sehr an Peking zur Zeit der Olympiade erinnert. Also brachte ich mein Fahrrad wieder zurück ins Hostel und bin zum nächsten Punkt Souvenirs übergegangen.

In der Stadt haben sich sämtliche ethnischen Gruppen Kolumbiens zu Demonstrationen versammelt. Wahrscheinlich wollten sie auch endlich mal ihre Rechte und Freiheit. Man merkte sehr deutlich, es war nicht jedem zum Feiern zumute.

Am nächsten Tag, dem Nationalfeiertag, war alles noch chaotischer. Die Anzahl der Polizisten hat weiter zugenommen. In manchen Strassen standen sie Spalier und überall waren Absperrungen.

Ich schnappte nur mein Fahrrad und fuhr aus der Innenstadt hinaus. Im Fernsehen brachten sie die Paraden, die muss ich nicht gesehen haben, erst recht nicht live. Es war ja Feiertag und somit CicloVia Tag. Aber bei manchen Strassen war trotz Autoverbot kaum ein Durchkommen, da sie voll von Fußgängern waren. Die meisten hatten wenigstens ein Teil mit den kolumbianischen Farben an sich, andere waren komplett darin gekleidet



Ich schnappte nur mein Fahrrad und fuhr aus der Innenstadt hinaus. Im Fernsehen brachten sie die Paraden, die muss ich nicht gesehen haben, erst recht nicht live. Es war ja Feiertag und somit CicloVia Tag. Aber bei manchen Strassen war trotz Autoverbot kaum ein Durchkommen, da sie voll von Fußgängern waren. Die meisten hatten wenigstens ein Teil mit den kolumbianischen Farben an sich, andere waren komplett darin gekleidet

Selbst an Strafen außerhalb der Innenstadt waren Polizeiposten aufgestellt.

Am Abend war ein Konzert und Feuerwerk angesagt. Da ich schon gesehen hatte, viele auf den Platz zu dem Konzert wollten, beschloss ich, das Feuerwerk sehen reicht mir. Später am Abend bin ich mit einem Paar aus dem Hostel wieder in die Stadt. Der Platz war mittlerweile wegen Überfüllung geschlossen. Noch mehr Polizisten und Militär hat es in die Innenstadt geschafft, auch die Schwarzmänner mit Schild, Helm, Schlagstock und Tränengaspistolen, eine Gesellschaft in der ich mich nicht wohl fühle.
Als wir Richtung Platz ließen, haben wir uns schon gewundert, warum uns so viele Leute entgegen kamen. Dann sah ich die Schlägertruppe, die sich mit Jugendlichen Kämpfe lieferten. Als es knallte, ist jeder losgerannt, eine sehr unangenehme Situation (aber nachdem was ich später über Duisburg gesehen habe, noch sehr harmlos – außer den vielen Schlagstöcken).
Versuche von einer anderen Seite näher an den Platz zu gelangen scheiterten ebenso. Ich wollte auch nichts riskieren, wollte ja am nächsten Tag fliegen.
So liefen wir durch die anderen Gassen der Innenstadt, schauten Straßenkünstlern zu bis das Feuerwerk angefangen hatte. Eigentlich schon nett am letzten Abend in „Freiheit“ solch ein Spektakel präsentiert zu bekommen, allerdings konnte ich es in dieser Gesellschaft mit all den Waffen nicht richtig genießen. Von dem Konzert haben wir überhaupt nichts gehört. Ich zweifelte daran, ob es überhaupt stattgefunden hatte.
Nach dem Feuerwerk bin ich wieder zurück ins Hostel, es gab keine Gründe zu bleiben, nachts wird es auch unangenehm kalt.

Da mein Flug erst am Nachmittag um 17Uhr war, hatte ich noch genug Zeit mein Fahrrad einzupacken und die letzten Dinge einzukaufen. Im Hostel hatte ich erfahren, dass es ganz schöne Krawalle gegeben hatte, aber im Gegensatz zu Deutschland wird in Kolumbien über solche Sachen nicht berichtet.

Meinen Chauffeur habe ich schon auf 12:30 bestellt. Mit dem Fahrrad bin ich lieber immer früher am Flughafen, da ist das Bodenpersonal noch freundlicher und drückt eher mal ein Auge wegen Übergepäck zu. Bei dem Verkehrschaos und den Staus rechnete ich damit, dass wir sehr lange brauchen werden.
Schlussendlich sind wir doch gut und rechtzeitig am Flughafen angekommen. Dort war alles auch kein Problem, die angekündigte Airport Tax musste ich nicht zahlen, das Fahrrad bei IBERIA hat anstatt 75 Euro 75 USD gekostet, und dann bekam ich sogar noch 64 000 Kolumbianische Pesos zurück, keine Ahnung warum, ich habe sie einfach eingesteckt, ohne gross zu fragen. Da ich sie auf dem Flughafen nicht mehr ausgeben konnte, nahm ich es als Zeichen, dass ich wieder zurückkommen muss.

Der Flug von Bogota nach Madrid hatte eine Stunde Verspätung. Nach einem schnellen Lauf durch den Flughafen bekam ich gerade noch meinen Anschlussflug nach Frankfurt. Schon da fragte ich mich, ob wohl mein Gepäck es auch geschafft hatte.
In Frankfurt bekam ich meine große Tasche, in der sich alle Satteltaschen befanden, aber mein Fahrrad war nicht aufzufinden. Am IBERIA Schalter war mein Name schon bekannt, mir wurde gleich mitgeteilt, dass das Fahrrad noch in Madrid sei und am Abend in Frankfurt ankommen werde. Ich ließ es zu meinem Bruder schicken, der mich vom Flughafen abholte. Bei ihm und seiner Familie im Odenwald verbrachte ich die erste Zeit. Zwei Tage später kam mein Fahrrad dort auch unversehrt an.

Ich werde öfters gefragt, ob ich nicht länger fort sein wollte, als ob 2 ½ Jahre nicht genug wären. Aus familiären Gründen war es höchste Zeit zurück zu kommen.
Außerdem mit dem Fahrrad hätte ich eh nicht weiter gekonnt. Die Grenzen nach Panama auf dem Landweg von Kolumbien sind schon lange dicht. Von Venezuela wird nicht nur vom Auswärtigen Amt, sondern auch von Reisenden abgeraten. Die beiden Länder mögen sich gerade nicht so sehr. Mittlerweile sind auch dort die Grenzen dicht. Mein Hauptziel war auf jeden Fall den Atlantik zu erreichen, was ich auch geschafft hatte.
Da ich es recht eilig hatte nach Deutschland zu kommen, bin ich gleich nach Frankfurt geflogen. Die Strecke auf Europäischer Seite vom Atlantik nach Deutschland wird im Frühjahr nächsten Jahres nachgeholt, damit der Kreis auch wirklich geschlossen ist.

Insgesamt war ich 888 Tage unterwegs und bin 61140 km gefahren.
Wenn es so etwas wie „Multicycling points“ geben würde, dürfte ich jetzt sicherlich ein paar Mal um sonst um die Welt fahren.

Ich möchte mich hiermit bei meiner Familie, meinen Freunde, Bekannten und Unbekannten bedanken. Ohne deren Hilfe wäre die ganze Reise nicht möglich gewesen. Auch jetzt noch bin ich sehr dankbar für alle Freunde, die mich in meiner wohnungslosen Zeit bei sich aufnehmen.

Das ist vorerst das Ende des Blogs, aber mein Leben geht natürlich weiter, mit neuen Herausforderungen. Mitte September werde ich hier eine neue Web Adresse angeben, wo man weiteres erfahren kann.

Und die Moral von der Geschicht....
• Das Leben ist etwas Wunderbares
• Die Welt ist bei weitem nicht so schlecht wie es in den Medien dargestellt wird. Es gibt mehr gute als böse Menschen
• Die Erde ist ein faszinierender Planet