Montag, 5. Juli 2010

Von Ecuador nach Colombia

So wie vor Quito ging es nach der Hauptstadt weiter. Zuerst hoch, dann in eine tiefe Schlucht,

und aus dieser dann auch wieder heraus.
Nach den zwei Tagen in Quito atte ich aber die Ruhe weg, ausserdem war ich Berge und Taeler mittlerweile gewohnt.

Kurz vor dem Aequator traf ich ein australisches Paar auf dem Fahrrad. Diese Unterhaltung dauerte ein bisschen laenger, Landkarten und Reisefuehrer wurden ausgetauscht.

Ca 66 km noerdlich von Quito ist der Aequator.


Ein paar Monumente, ansonsten nicht viel. Das touristische Aequatorcenter wurde anscheinend etwas abseits der Panamericana gebaut.
Immerhin gab es hier etwas. Als ich auf Sumatra den Aequator ueberquert hatte, habe ich davon nichts gemerkt.

Weiter gings an Seen und Vulkanen vorbei, die letzteren immer noch hinter Wolken, bis nach Otavalo. Eigentlich bin ich nur ins Zentrum, da ich einen Geldautomaten gebraucht hatte. Da es einen grossen Markt als Touristenattraktion gab, wusste ich, hatte mich aber eigentlich nicht gross interessiert. Bis ich ihn und die Leute gesehen hatte.

Frauen mit ihren weissen Blusen, Goldketten und wieder sehr interessant die Huete


manche sahen auch aus wie direkt aus Tirol samt Pfauenfeder,

War doch ganz interessant alles so im Vorbeifahren zu sehen.


Noch ein paar Kilometer auf und ab, dann nur noch ab, mindestens 20 km auf 1600 Hoehenmetere, in das Tal des Rio Chota. Auf einmal war alles viel trockener und so warm wie noch nie zuvor in Ecuador. Es wohnten hauptsaechlich Afro-Ecuatoriner hier.
Weiter hinten im Tal kamen noch ein paar Doerfer und eine Hosteria nach der anderen. Die haben nicht immer etwas mit Uebernachtungen zu tun und wenn, dann relativ teuer. Es sind Sportplaetze, Schwimmbaeder, Erholungsorte, etc.

Eigentlich wollte ich irgendwo zelten. In einem der letzten Doerfer machte ich kurz halt, um noch etwas zum Essen zu kaufen und ueberlegte mir kurz, ob es noch Sinn macht weiter zu fahren. Der Gegenwind war wieder zur Bestform aufgelaufen und ich sah, dass ich langsam an das Ende des Tales gekommen war, d.h. wieder fuer lange, lange Zeit bergauf.
Da kam Fuji aus Japan auf mich zu und fragte mich, in welche Richtung ich fahren wuerde. Er kam vom Norden, auch mit dem Fahrrad und waere in einem Hotel ein bisschen die Strasse hinunter. Damit war fuer mich die Sache erledigt. Fuji war seit 6 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs, bevor er nach Mexiko kam, hat er ganz Afrika umrundet. Es wurde mal wieder ein sehr netter, informativer Abend. So genau wollte ich es gar nicht wissen, wann ich wo wieviel rauf und runter muss. So wie er sich das alles merken konnte, so schnell habe ich es wieder vergessen.
Nur dass es am naechsten Tag sehr, sehr steil, lange bergauf ging, daran konnte ich mich noch erinnern.


Am Anfang konnte ich es noch sehr geniessen. Bei wunderbarem Sonnenschein ging es den Berg hoch, so dass ich noch fahren konnte.
Auf einer Bergkuppe hat mir eine Frau eine Frucht geschenkt, die wollte ich schon immer mal versuchen, es war wie eine suessliche Gurke, waechst aber auf Baeumen. War sehr gut, leider habe ich sie danach nie wieder gesehen.

Nachdem ich nach 30 km schon die ersten 1000 Hoehenmeter hinter mir hatte, es recht kalt wurde, anfing zu regnen und dann nur noch bergauf bergab im Wechsel, hatte ich keine Lust mehr. Im vorletzten Ort vor der Grenze machte ich nochmals halt, habe mich warm eingepackt ins Bett gelegt, es war einfach so kalt.

Es ist unglaublich auf welch steilen Haengen hier noch Sachen angebaut werden.


Ebenere Flaechen gibt es ja kaum. Leider konnte ich nicht richtig sehen, was dort angebaut wurde.

Durch ganz Ecuador haben mir graue Plastikbehaelter am Wegesrand begleitet.



 
Die Haeufigkeit uebertraf sogar noch die der Windeln. Es gab sie nicht in Peru und in Kolumbien habe ich sie nur einmal kurz nach der Grenze gesehen, aber als Blumentoepfe. Ich fragte mich, was urspruenglich deren Inhalt war. Warum liegen sie durch das ganze Land verteilt am Wegesrand? Bis ich eines Tages hinter des Raetsels Loesung kam: es wird Essen darin verkauft! Was natuerlich keinen Grund dafuer war, dass sie am Wegesrand lagen. Aber warum den Behaelter noch weiter mitschleppen, wenn er leer ist, Pfand gab es dafuer offensichtlich nicht.

Ecuador war eines der anstrengensten Laender, in denen ich seither war. Die Anzahl der Kilometer ebener Strecke, konnte man an einer Hand abzaehlen. Kaum einen Tag mit weniger als 1000 Hoehenmeter, meist weit darueber, bis zu 2000 auf 70km. Keinen Tag, an dem man sich bei leichterer Strecke ein wenig erholen konnte.
Das Land hat viel mehr zu bieten, als ich gesehen hatte, nicht nur die Vulkane hinter den Wolken, sondern das Amazonasgebiet, die Kueste und natuerlich die Galapagos Inseln. Die werde ich mir anschauen, wenn ich als reiche Touristin wieder komme.

Dann die Grenze, alles kein Problem. Nur bei der Einreise nach Kolumbien war eine Schlange am Schalter, das erste mal in Suedamerika, das hat etwas gedauert.

Um die Mittagszeit war ich in Kolumbien


Von der Grenze waren es nur noch wenige Kilometer bis nach Ipiales. Nicht lange musste ich ueberlegen, ob ich bleiben soll oder nicht. Der naechste Ort war mir zu weit weg.
Ich stand gerade so an der Strasse, da sprach mich ein Mann in sehr gutem Englisch an, Englischlehrer, hat mehrere Jahre in den USA gelebt. Er half mir eine guenstige Unterkunft zu finden. Guenstig war sie schon, aber nicht so toll.
Ich habe mich gleich wieder aufgemacht, die Stadt zu erkunden. Dabei ist mir wieder ein Foto von einer Kathedrale, die in eine Schlucht gebaut wurde, aufgefallen. Ich wollte diese schon gerne in Natura sehen, hatte aber keine Ahnung wo sie ist, bis ich zufaellig las, es ist Las Lajas nur 10k von Ipiales entfernt. Ich also nichts wie zurueck in meine Unterkunft, mein Fahrrad gescnappt und los.
Nachdem man sie schon von weit oben gesehen hatte, habe ich mir kurz ueberlegt, ob ich den ganzen Weg hinunter fahren soll. Aber so ohne Gepaeck war es mal wieder ein Kinderspiel. Es hat sich dann auch wirklich gelohnt.


Viele Wasserfaelle und Felsen drum herum.

Auf dem Weg wieder hoch, kam mir ein Fahrradfahrer mit Deutschlandfahne entgegen. Eigentlich bin ich damit die einzige. Nur kurz wollte ich wissen, warum er unter Deutscher Flagge faehrt. Dann fing er an, ich dachte, er hoert ueberhaupt nicht mehr auf.


Natuerlich zuerst Fussball, ganz aktuell Deutschland – Australien 4:0, deutsche Produkte, deutsche Administration, deutsches Denken und Handeln. Ich habe ungefaehr die Haelfte verstanden, deutsch sprach er leider nicht. Leonardo zeigte mir seine 2 Personalausweisse, aus Ecuador und Columbien und wollte wissen, ob wir in Deutschland auch so etwas haetten. Ich zeigte ihm dann meinen deutschen. Als er da sah, dass ich in Stuttgart geboren wurde, war er ganz weg, wahrscheinlich dachte er, ich muesste deswegen ein ebensolches Qualitaetsprodukt wie Mercedes sein. Ich kam nicht darum herum, ich musste mit ihm wenigstens auf einen Kaffee mit nach Hause. Er wohnte in einem uralten Haeusschen, nicht viel weiter unten, auf dem Gebiet, das zu Las Lajas gehoert.
Es war zwar recht nett, war trotzdem sehr froh, als ich wieder auf dem Fahrrad sass, er redete einfach sehr viel und da ich nur die Haelfte verstand, war es ganz schoen anstrengend.

Ich weiss nicht was es war, aber Kolumbien hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Wahrscheinlich war mit daran der Einfluss der Rad- und Andersreisenden schuld, die mir alle gesagt hatten, wie toll es in Kolumbien ist.
Ansonsten ging es hier genau so weiter, wie es in Ecuador aufgehoert hat: ueber einen Berg, dann in eine Schlucht hinunter,



sehr weit hinunter, dann mehr oder weniger flach, bis es wieder hoch ging, lange hoch, im Regen ueber einen Berg, hinunter nach Pasto.

Dass Kolumbien ein sehr Fahrradfahrer-freundliches Land ist, muss sich schon herumgesprochen haben. So viele Radreisende wie an diesem Tag sind mir schon lange nicht mehr begegnet. Aber alle fahren mir entgegen, anscheinend faehrt niemand wie ich in Richtung Norden.
Bevor ich Pasto verlassen hatte, begegnete mir ein irisches Paar, die mir gleich prophezeiten, dass mir ein wunderbarer Tag bevor stehen wuerde.
Aus Pasto heraus ging es zuerst mal wieder den Berg hoch um danach wieder runter zu gehen. Auf halber Strecke nach unten kam mir Byran, ein kanadischer Fahrradfahrer entgegen. Wahrscheinlich war er ueber eine Pause sehr dankbar, schlug gleich vor, da gerade ein Cafe in der Naehe war, wir koennten ja etwas trinken. Mir war es auch recht. Er war vor ein paar Monaten in Calgarie gestartet und wollte bis Buenos Aires, vielleicht auch weiter bis Ushuaia.

Fuer mich ging es danach weiter runter, auf unter 1000 m, so tief war ich seit dem Sueden Ecuadors nicht mehr, dort unten war es dann auf einmal auch recht warm.
Die Strasse war fast “Death-Road” wuerdig,


einfach in die Felswand gehauen.



Das erste mal gab es auch wieder Tunnels. Der erste war nicht so wild, es ging den Berg runter, es gab genug Reflektoren an den Waenden und das Ende war bald in Sicht. Der zweite war nicht mehr so witzig, es ging bergauf, er war laenger, kaum Reflektoren und dazu Verkehr. Das droehnt ungemein und da ich nicht wusste, wie sichtbar ich mit meinen Reflektoren bin, habe ich mich immer an die Wand gepresst, sobald etwas kam. Aber auch das war irgendwann vorbei und heil ueberstanden.

Spaeter sind mir noch zwei Fahrradfahrer, ein Spanier und ein Chilene, begegnet. Die mussten noch ganz schoen den Berg hoch.

Keiner der Radreisenden die ich getroffen hatte, haben in Kolumbien gezeltet. Jeder meinte, es gaebe genug guenstige Unterkuenfte. Das gefiel mir nicht so sehr, da ich ausgesprochen gerne zelte.
Am Vormittag fand ich die Anzahl der Hotels bestaedigt, am Nachmittag dann nicht mehr. Nachdem ich den letzten Ort mit Hotel, beides hat mir nicht so gefallen, verlassen hatte, kam nichts mehr, absolut nichts. Das erste mal hier. Eigentlich kommen immer wieder wenigstens vereinzelt Haeuser, nicht hier. Aber auch keine Gegend zum wild Zelten, alles war eingezaeunt.
Erst kurz vor 18 Uhr kamen dann wieder ein paar Huetten. Aus einer kam gerade ein Mann heraus, ich fragte ihn, wie weit es bis zum naechsten Hotel sei. Eine Stunde mit dem Fahrrad meinte er. Also ging ich zu meiner zweiten Frage ueber, ob es hier einen Platz zum Zelten gaebe. Er meinte, ich koenne an seinem Haus zelten, wir koennten aber auch die Nachbarin fragen. Also sind wir zur Nachbarin. Da war aber nur die Tochter und Grossmutter zu hause, mir mussten warten, bis die Frau kam. Kurz bevor es ganz dunkel war, kam sie, hatte dann nichts dagegen, dass ich hier zelte, hatte mir auch eine Huette angeboten aber ich bevorzugte wie ueblich mein Zelt.
Nachdem ich mein Zelt aufgestellt hatte, habe ich meinen Kocher herausgeholt, natuerlich alles unter Beobachtung der Herumstehenden. Ich habe alles kommentiert, damit sie besser verstanden, was ich hier mache. Beim Kocher meinte die Frau gleich, ich koennte von ihr Essen haben. Bekam einen Teller voll mit Reis und Bohnen, war ganz prima. Die Kinder bekamen dafuer die letzten Koalabaeren, die ich als Gastgeschenke aus Australien mitgebracht hatte. Die Erwachsene waren dann fast noch mehr begeistert, obwohl sie das Tier ueberhaupt nicht kannten, wollten aber auch welche, hatte aber leider keine mehr. Dafuer bekamen sie die letzten Australienkugelschreiber.

 

Damit waren sie auch ganz gluecklich, obwohl ich gleich merkte, in einem Land mit einer so hohen Rate an Analphabetisten ist ein Kugelschreiber kein geeignetes Gastgeschenk. Eusebia, die Mutter, zeigte mir aber gleich ganz stolz, dass sie ihren Namen schreiben konnte.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie grosse Wirkung so kleine Geschenke haben. Gleich wurden vor allem die Kinder viel zutraulicher, wichen nicht mehr von meiner Seite. Zuerst durfte ich mit der 14jaehrigen Englischhausaufgaben machen. Anscheinend haben sie Englisch, aber sprechen koennes sie es ueberhaupt nicht. Mich haette interessiert, wie die Lehrer sind. Sogar die juengere, 11 Jahre, kam mit ihrem Englischheft.
Fuer mich wurde es recht spaet, bis ich endlich in mein Zelt kam, es war aber wieder ein sehr interessanter Abend.

Da die Maedchen einen langen Schulweg hatten und frueh mit dem Bus abgeholt wurden, war jeder schon wach. Ich machte mich auch auf, kochte mir meinen Kaffee und ass mein Fruehstueck, was genaustens beobachtet wurde. Als ich damit fertig war bekam nich von denen noch Fruehstueck, einen Teller voll mit gebratenen Bananen. Jetzt war ich aber papp satt.

Am Anfang ging es noch dem Fluss entlang, aber dann ging es hoch, mal wieder 5km fuer die ich eine Stunde brauchte. War aber nicht weiter dragisch. Ich wurde gut versorgt.

 

Frischer Brombeersaft, gut gekuehlt, wurde mir gereicht. Der war ganz schoen gut. Ueber das Wasser, das dafuer verwendet wurde, wollte ich mir lieber keine Gedanken machen. Brauchte ich auch nicht, in der Zwischenseit vertrage ich einiges.

Auf dem Berg war ein Ort, in dem es dann alles gab, was sonst noch das Herz von Mensch und Tier begehrte, sogar einen Schuhladen fuer Pferde.


Hufeisen in allen Groessen, bei all den Pferden sicher ein Verkaufsschlager.

Danach ging es natuerlich wieder runter, tief runter. Rennradler kamen mir entgegen, die sich hinten an Lastwagen gehaengt hatten. Nach der Bruecke, einige Kilometer weiter unten, ging es natuerlich wieder hoch. Auch heute war es mal wieder aussichtslos einen offiziellen Uebernachtungsplatz zu erreichen, da musste ich gar nicht lange fragen.
Da ich nach einem Plaetzchen Ausschau halten wollte, wo ich mein Zelt aufstellen konnte und weil ich auch keine Lust zum Fahren mehr hatte, schob ich mein Fahrrad den Berg hoch. Fast an jedem Haus wurde mir etwas zum Trinken gereicht, Tee, Wasser, frisch gepresster Maracujasaft. Nur war kaum Platz fuer das Zelt bei dem steilen Gelaende. Wenn ein paar Quadratmeter eben war, stand ein Haus darauf und wenn die Bewohner Glueck hatten, passte noch ein Klohaeuschen daneben.

Schliesslich fand ich doch wieder ein schoenes Stueckchen Wiese. Die aeltere Frau und der Mann hatten nichts dagegen, dass ich mein Zelt dort aufstellte. Mal wieder sprangen sehr viele Kinder herum, liessen mich aber weitgehenst in Ruhe. Als ich fertig war und mein Wasser fuer meine Suppe fast kochte, kam die aelteste Tochter mit einer grossen Schuessel mit einer wunderbaren Suppe heraus. Ok, dachte ich, dann kann ich das Wasser, das fast kochte fuer einen Tee nutzen. Kaum zu Ende gedacht, hatte ich einen Becher voll Tee in der Hand.
Einfach wunderbare Leute hier.
Zwei junge Maenner, 18 und 19 Jahre, kamen schuechtern daher und fragten, ob sie sich zu mir setzen duerften. Natuerlich. Beide hatten Englisch in der Schule, aber von der Qualitaet hatte ich ja am Abend zuvor schon eine Kostprobe.
Einer studierte Kriminalistik, der andere war auf einer Polizeischule und machte einen Englischkurs. Sie sprechen Englisch so aus, wie auch Deutsche es ausprechen wuerden. Dazu kommt noch, dass im Spannischen “v” wie “b” ausgesprochen wird. So wird aus “live” “lib” . Trotzdem, es war eine sehr nette Unterhaltung.
Mich hat erstaunt, dass die zwei wissen wollten, wie es in Ecuador ist, es ist doch gar nicht so weit weg. Aber anscheinend waren sie suedlich bis Las Laja, der Wahlfahrtsort an der Grenze und nach Norden bis Cali, 200km weiter. 
Es wurde mal wieder ein sehr langer Abend.
Am naechsten Morgen hatten die Kleinen mir Bilder gemalt, einer hat mir ein grosses Blatt bunt angemalt.



Wie leid es mir tat, dass ich keine Gastgeschenke mehr hatte.

Als ich am Abend zuvor an meinem Schlafplatz angekommen war, dachte ich eigentlich, ich haette den Berg erklommen, aber mal wieder weit gefehlt, es ging nochmals 14km steil nach oben. Die Berge haben aber ihren Schrecken verloren, zu viele habe ich schon hinter mich gebracht. Man darf sich nur nicht der Illusion hingeben, nach der naechsten Kurver koennte es wieder den Berg hinunter gehen. So bleiben einem einige Frustrationen und Entaeuschungen erspart, wie im wahren Leben.

Ausser von den Bergen wurde ich wieder durch den Regen ausgebremst. Normaler Weise macht er nicht viel aus, aber wenn er als richtiger tropischer Regen nieder geht, ist es besser eine Pause einzulegen.


Dreimal war das an dem Tag der Fall, einmal konnte ich mich in ein Internet Cafe fluechten, einmal war es nur auf dem Land vor einem Landen, das dritte Mal war ich schon fast in Popayan, meinem heutigen Ziel, musste aber an einer Tankstelle nochmals eine Pause einlegen. Das war aber dann ganz nett. Gleich wurde mir Limonade und Brot gereicht. Da fuer die Angestellten bei dem Schauer auch nicht viel zu tun gab, hatten wir unser Spass. Es klang schon merkwuerdig, als ich behauptete, ich sei aus Deuschland mit dem Fahrrad gefahren, und dann auch noch ueber Australien!

Endlich hatte ich die schoene, weisse Stadt Popayan erreicht. Fuer eine Stadterkundung war es aber viel zu spaet. Das einzige, was ich wollte, war eine trockene Unterkunft und eine heisse Dusche und noch kurz etwas zum Essen kaufen.
Als ich im Supermarkt war, dachte ich, vielleicht gibt es ja auch ein kleines Flaeschchen Wein. Als ich zu den Alkoholikas kam, war das Regal mit einem Vorhang verhangen, mit einer Notiz davor, dass wegen den Wahlen am Sonntag von Freitag 18Uhr bis Sonntag abend kein Alkohol verkauft werden darf.
Es war Freitag abend, 2 Minuten nach 6Uhr. Dann halt keinen Wein.

Erst am naechsten Tag, bevor ich die Stadt verliess, habe ich noch ein paar Runden gedreht, wenigstens ein bisschen Sightseeing.



Der Regen hatte am Morgen aufgehoert gehabt und somit, da es Wochenende war, auch einige Einheimische auf die Raeder gelockt. Schon deswegen macht Kolumbien sehr viel Spass zum Fahrradfahren, es gibt viele Kolumbianer, die das auch tun, egal ob Rennrad oder Mountainbike.

Die Strecke ging durch eine Gegend in der ich das einzige indigene Volk, Guambianos, in Kolumbien gesehen habe. Auch auf dem Fahrradfahren



Wahrscheinlich das einzige, was nicht original war, waren die Fahrradhandschuhe. Selbst die Maenner haben hier Roecke an, auch auf dem Fahrrad.

Spaeter hat der Regen wieder eingesetzt und einige Pausen waren angesagt, die immer auch mit Essen verbunden waren. Hier gibt es auch einiges zu probieren.
Zum Beispiel Panella,


unglaublich suess und kalorienreich, so aehnlich wie Halwa, mit Erdnuessen in Blaetter eingewickelt. Danach haette ich nichts mehr zum Essen gebraucht, aber ich musste noch mehr Pausen einlegen.

Einmal wieder eine Tankstelle mit Restaurant und Hotel. Kurz habe ich mir ueberlegt ob, ich gleich in dem Hotel bleiben sollte, es sah zwar neu und sauber aus, machte aber einen zwielichtigen Eindruck.
Trotzdem fragte ich, wieviel es kostet Sie hatten Schwierigkeiten herauszufinden, wieviel es fuer eine Person kostet und ich war erstaunt, dass ich gleich den Preis fuer die ganze Nacht bekam, sie wunderten sich schon, dass ich diese alleine verbringen wollte. Wollte ich dann doch lieber nicht. Lieber fuehr ich weiter in den naechsten Ort, nass war ich eh schon.
Dort war Markt, alles stand unter Wasser und von den Plaenen, die ueber die Staende gespannte waren, schuettete wie aus Eimern. Mir war das voll egal. Es war auch kein Ort, an dem sich Touristen aufhalten, trotzdem fand ich ein Hotel, einfach aber sauber, vor allem trocken.

Da ich wusste, nach Cali ist es nicht mehr weit, blieb ich am naechsten Morgen einfach liegen, bis es aufgehoert hatte zu regnen. Danach hat es auch kaum mehr angefangen zu regnen, zumindest nicht so, dass es mich zu einer Pause gezwungen haette..
Dann gab es noch die grosse Ueberraschung!! Es ging topfeben bis nach Cali. Sehr schnell kam ich vorwaerts und wunderte mich, dass auf der auf einmal sehr gut ausgebauten Strasse kaum Verkehr war. Zunaechst dachte ich, dass vielleicht am Wahlsonntag Autofahrverbot war. Dem war aber nicht so.

In Cali gab es wieder ein Casa de Ciclista, dort hatte ich mich angemeldet. Es war nicht schwer die Gegend zu finden. Als ich dann mehr oder weniger ratlos herum gestanden bin, kam ein Radfahrer daher und hat mich zu Miller Hernan gebracht. Dort waren schon 3 Fahrradfahrer, ein Franzoesisch/Argentinisches Paar und ein Franzose. Alle natuerlich Richtung Sueden unterwegs.
Dannn war da noch Daniel, ein Freund der Familie. Er hat gleich angefangen mit mir Deutsch zu reden. Kaum zu glauben, er hat es sich selber beigebracht, da er unbedingt in Deutschland studieren moechte. Den ganzen Abend hat er mich ausgefragt, wollte mehr Deutsch lernen, ich war ganz schoen gefoerdert.
Ausserdem war es ganz schoen beschaemend fuer mich, dass ich nach all den Monaten in Suedamerika immer noch sehr geringe Spannischkenntnisse habe.

In dem urwaldartigen Garten konnte ich mal wieder mein Zelt aufstellen.


wo ich mal wieder wunderbar geschlafen hatte. Selbst die Froesche stoerten mich nicht, im Gegenteil, sie quakten mich in den Schlaf.

Nachdem ich am naechsten Tag die Waesche gewaschen und das Fahrrad gerichtet hatte, war ich in einem Einkaufszentrum. Da schlackerten mir nur so die Ohren. Bisher habe ich nur recht arme Kolumbianer kennen gelernt aber da sah ich, es muss auch sehr, sehr reiche geben. Man weiss ja, woher es kommt.
Zwischen all den Springbrunnen gab es freies Wifi. Ich war bei weitem nicht die einzige, die es nutzte, ueberall sassen Teenies mit ihren Geraeten.

Den Rest des Tages habe ich in der Oase hinter dem Casa de Ciclista verbracht. Das Bad in dem Fluss habe ich mir doch erspart.


obwohl es endlich mal wieder richtig warm war.

Am Dienstag, dem 22. Juli habe ich mich wieder aufgemacht, weiter in Norden Richtung Atlantik.