Dienstag, 15. Juni 2010

Durch die Wueste Nord-Perus in die Berge Ecuadors

Soweit war Peru erstaunlich unproblematisch nach all den Geruechten, die ich ueber dieses Land und Leute gehoert hatte. Es gab keinen Ort, in dem ich mich unwohl gefuehlt haette und die Leute waren mehrheitlich recht freundlich.
Nur noerdlich von Trujillo gab es eine Strecke, bis Pacasmayo, die ich nicht unbedingt fahren wollte. Der einzige Radfahrer, den ich getroffen hatte, der sie gefahren war, ist ueberfallen worden. Meine neu erhaltene Kreditkarte wollte ich nicht unbedingt wieder abgeben muessen.
Der Gedanke, dass ich fuer die naechste 100km einen Bus nehmen musste, liess mich nicht gerade zur Eile antreiben. Schon als ich tags zuvor Auskuenfte ueber den Bus einholte, merkte ich, das ist nicht meine Art zu reisen.
Kurz bevor ich los bin, meinte Lucho ich koennte bis Chocope, die ersten 45 km noch mit dem Fahrrad fahren und von dort einen Minibus nehmen. Das hat doch meine Laune wieder erheblich verbessert.
Es war schon recht spaet, musste mich noch von all den anderen Fahrradfahrern im Casa de Ciclista verabschieden, bis es voller Tatendrang wieder los ging.

Es war immer noch alles Wueste. Um Mittagszeit kam ich in Chocope an. Keine zwei Minuten fuhr ich auf und ab um noch einem Bus zu schauen, als ich von einem Mann angesprochen worden bin. Ich verstand nur “Pacasmayo” und sein Auto wuerde da hinten stehen. Auch gut und bin mit. Bei dem Auto handelte es sich um einen Tanklastzug, in dem sein Sohn wartete. Zuerst fragte ich mich, wo man da ein Fahrrad unterbringen soll. Kein Problem, da wo eigentlich ein Ersatzrad sein sollte, hatte das Fahrrad gut Platz.


Der Fahrer ist anscheinend auch schon auf der Strecke ueberfallen worden, darum wusste er gleich, was ich in Chocope wollte. Die Strecke ging wirklich durch sehr vereinsamte Wuestengegend. Mit dem Tanklastzug hatte ich zwar nicht das schnellste Fahrzeug erwischt, kam aber heil durch.
Kurz vor Pacasmayo wollten der Fahrer und sein Sohn noch etwas essen gehen. Ich hatte mir kurz ueberlegt, ob ich mit dem Fahrrad weiter soll, aber hatte eigentlich auch Hunger. Also bin ich mit, hatte einfachheitshalber das gleiche bestellt, wie die anderen, viel Auswahl gab es wie ueblich nicht, ueberhaupt wenn “Carne” nicht in Frage kommt, weil man da nie weiss, was man bekommt.
Ich bekam dann eine Supper serviert, aus der ein Huehnerfuss heraus schaute, die Krallen frische geschnitten. Das hat nicht gerade meinen Appetitt angeregt. Der Rest war dann aber ganz gut.

Am Rande von Pacasmayo wurde ich wieder rausgelassen, bei einem riessigen Zementwerk. Nach Trujillo wollte ich nicht wieder in eine Stadt, liess Pacasmayo links liegen und fuhr geradewegs weiter. Die Gegend ist ab hier wieder recht bevoelkert, immer wieder kommen Orte mit Unterkuenften. Nachdem ich erst das Risikogebiet hinter mir hatte, wollte ich nicht gleich irgendwo zelten.

Mit Rueckenwind ging es recht flott vorwaers. Kurz vor Lambayeque hat mich ein Rennradler eingeholt, ist erstaunlich lange neben mir hergeradelt und hat sehr viel in Spanisch auf mich eingeredet. Da es ein recht nettes Buerschchen war, habe ich halt immer nur gelaechelt und genickt, weiss nicht ob er es gemerkt hat, dass ich kaum etwas verstanden habe. Soviel hatte ich allerdings verstanden, dass es keinen Sinn macht, weiter zu fahren, denn die naechste Uebernachtungsmoeglichkeit sei zu weit. Das passte mir nun gar nicht, aber hier siegte mal wieder die Vernunft.

Auch hier haben vergangene Kulturen ihre Spuren hinterlassen. Als Graeber haben sie richtige Pyramiden gebaut. Die Ausgrabungen werden in einem neuen Museum in Lambayeque ausgestellt. Da ich ja noch so viel Zeit hatte, habe ich mir das angeschaut. Unglaublich wieviel Gold und Silber die hatten, und wieviel Schmuck sie produziert haben.
Das Oberhaupt wurde mit zwei seiner Frauen und Lama, Kind und Diener bestattet.
Ohne Zweifel, es war sehr gut gemacht und interessant, nur ich hatte bald genug, ich bin gesaettigt. So schnell gehe ich nicht mehr in ein Museum.

Am naechsten Tag ging es durch das Tal der Pyrmaiden.


Es ist hier aber bei weitem nicht so touristisch wie in Aegypten. Hier kommen nicht viele Touristen durch.

In den kleinen Doerfern, in denen ich meine Soyamilch bekam, wurde ich umzingelt von Schulkindern.


Man sah ihnen richtig an, wie sie schier platzten vor Neugier, wollten mir sicherlich 100 Fragen stellen, sagten aber kein Wort. In Ruhe konnte ich laechelnd meine Sojamilch trinken, verabschiedete mich und fuhr weiter.

Die Landschaft wurde immer schoener, bergiger, mit viel Gebuesch. Es sah so aus, als ob ich bald wieder Zelten konnte. Noch erfreute mich der Anblick der Berge.

In dem Ort, wo ich uebernachten wollte, war einiges los. Mototaxis waren hinten mit reich geschmueckten Plattformen ausgestattet, wie bei einem Karnevalsumzug.
Um 17 Uhr ging es dann los. Kleine Kinder herausgeputzt wie Prinzessinnen und Prinzen, oder als Batman oder Gurillakaempfer verkleidet, wurden so durch das Dorf gefahren.


Das haben die Suedamerikaner echt gut drauf, stolze Eltern, aber kaum ein Kind laechelte. Das ganze dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann war es wieder vorbei mit der Herlichkeit. Spaeter erfuhr ich, das war fuer ein Jubilaeum des Kindergartens.

Das erste Zimmer, das ich mir dort angeschaut hatte, war furchtbar. Eigentlich waren die Unterkuenfte (ausser dem im Juliaca), recht ordentlich, aber das war wieder einmal eine spezielle Ausnahme. Zimmer, wie im Rohbau, aber das schon seit Jahren, ohne Fenster, dreckig, nur mit einem Stahlbett, nur Beton, wie eine Zelle. Waehrend mir diese Lokalitaet gezeigt wurde, saeuberte sich die Frau in aller Ruhe mit Zahnseide die Zaehne. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, zum Glueck wusste ich, dass am Ortseingang noch 2 Hostals waren.

Nachdem ich zwei Tage zuvor einem Mototaxifahrer helfen wollte, sein Reifen zu flicken und dabei feststellte, dass der ganze Klebstoff ausgelaufen war, ich mir tags zuvor einen neuen gekauft hatte, hatte ich dann prompt den ersten Platten in Suedamerikane. Auch hier gibt es Pflanzen mit ganz fiesen Dornen. Wenn die von der Seite kommen, hilft auch kein Schwalbe Marathon XR mehr.
Es war mitten in der Pampa, aber nicht weit war ein Reifen am Strassenrand aufgestellt, was normaler Weise das Zeichen fuer Reifenservice ist. Also ging ich durch die Zauntuer auf die grosse Wiese. Ca 8 Maenner sassen trinkend unter einem Baum in dem verschiedenes Werkzeug hing. Kaum einer nahm Notiz von mir. Ich habe dann angefangen im Schatten den Schlauch zu flicken, da der Dorn gut sichtbar war, war auch das Loch schnell gefunden.
Zum Abschluss bekam ich etwas von dem Getraenk angeboten. Es war Chicha, Maisbier, sehr bitter, nicht gerade mein Geschmack.

Kurz vor der Grenze nach Ecuador kam das erste Stueck Schotterpiste seit langem. Es hat mir allerdings nicht so sehr gefallen, es waren nur grosse Steine und Sand, dazu viel zu viel Verkehr. Eigentlich hatte ich mit einer viel laengeren Strecke gerechnet, aber die ersten 20 km waren schon wunderbarster Teer.

Am Sonntag den 30. Mai habe ich die Grenze zu Ecuador erreicht.
Insgesamt hat es mir in Peru sehr gut gefallen, habe auch hier wesentlich mehr nette Leute als ueble getroffen und ich habe mich an keinem Ort wirklich unwohl gefuehlt. Die Strecke noerdlich von Trujillo, wo sich Banden zusammengetan hatten, konnte ich ja leicht umgehen.

Der Grenzuebertritt war einer der unkomliziertesten und schnellsten ueberhaupt, bei den Peruanern den Ausreisestempel, ueber die Bruecke und bei den Ecuadorianern den Einreisestempel geholt. Das wars und wieder ein neues Land.

Normaler Weise befindet sich hinter jeder Grenze eine vielzahl von Geldwechslern. Hier aber nicht. Vor ein paar Jahren hat Ecuador die eigene Waehrung abgeschafft und US Dollars als alleiniges Zahlungsmittel eingefuehrt, wegen der grossen Inflation. Sehr merkwuerdig, aber vielleicht ist das immer noch besser als ein “Zweiwaehrungssystem” wie auf Kuba oder Kambodscha, fuer die reichen Dollars, fuer die armen die wertlose eigene Waehrung.

Ecuador gehoert zu einem der kleinsten Laender Suedamerikas. Wenn man es glattbuegeln wuerde, wuerde es sicher die Groesse Brasiliens einnehmen. Unglaublich, was mich hier erwartete. Gleich hinter der Grenze ging es los, von Null auf 1500 Hoehenmeter in ein paar Kilometer. Ecuador uebertrifft in den Bergen und Steigungen alles bisher dagewesene.



Anscheinend soll wild zelten im Hochland von Ecuador kein Problem sein, aber wo??? Es gibt kaum eine ebene Stelle, nicht mal fuer mein Minizelt. Auf der einen Seite Steilwand hoch, auf der anderen tiefer Abgrund. Wenn mal ein paar Quadratmeter zur Verfuegung standen, stand eine Huette darauf.
Nach 60 Kilometern und weit ueber 1000 Hoehenmeter war mir klar, bis zum naechsten Ort schaffe ich es nicht mehr.
Dankend nahm ich das Angebot von drei netten Jungs an, die mich in ihrem edlen, neuen Pickup mitnehmen wollten. Es ist gut, wenn man sich helfen lassen kann. Wenn mich mein sportlicher Ehrgeiz wieder packt, gibt es noch genug hoehere und steilere Berge, an denen ich mich austoben kann. Fuer heute reichte es.

So schnell wie der fuhr, waren wir vor Sonnenuntergang in Loja, einer recht netten, groesseren Stadt, alles sehr sauber, neu und teuer. Ecuador habe ich mir eigentlich etwas anders vorgestellt.

Am naechsten Tag traf ich ein Englisches Paar auf dem Fahrrad. Vor zwei Wochen sind sie in Quito gestartet, hatten eigentlich gedacht, sie koennten so 80km pro Tag machen, jetzt sind es nur so 35. Sie waren trotzdem ganz gut gelaunt und freuten sich, endlich mal eine andere Fahrradfahrerin zu treffen.

Auch wenn das Wetter nicht so gut war und man nicht so viel von den Bergen sah, es war trotzdem interessant. Immer mehr sah man indigene Leute. Saraguro ist das Zentrum der Saraguro Kultur. Maenner haben lange Pferdeschwaenze oder Zoepfe, knie- oder wadenlange schwarze Hosen und schwarze Ponchos. Frauen tragen dunkle Roecke mit bunten Unterroecken bunte Blusen und kunstvoll geknuepfte oder gehaekelte Perlenketten. Die aelteren laufen meistens mit einer Handspindel herum.

Am Spaetnachmittag hat es angefangen zu regnen, so soll es fast die ganze Zeit so bleiben. Eigentlich aergerlich, da es immer mehr Moeglichkeiten zum Zelten gaebe, aber so macht das ja keinen Spass. Wenn eine Unterkunft zur Verfuegung ist, dann doch lieber ein festes Dach ueber dem Kopf.

Am naechsten Tag konnte ich praktisch all die Hoehenmeter nachholen, die ich bei meienr Mitfahrgelegenheit nach Loja verpasst hatte. Auf 70 km kamen 2000 Hoehenmeter.


Zuerst runter in die Schlucht, dann wieder hoch, auf 2800m dann wieder runter, weiter runte, damit es dann wieder auf der anderen Seite der Schlucht hoch gehen konnte. Um 16Uhr hat es wieder angefangen zu regnen, Auf 3000m konnte ich gerade noch mein Zelt auf einer Kuhweide aufstellen, bevor es richtig angefangen hat zu schuetten.

Am naechsten Tag habe ich die Strapazen richtig in den Beinen gespuert, dabei ist mir auch aufgefallen, dass ich neun Tage ununterbrochen gefahren bin. Ein “Ruhetag” in Cuenca war angebracht.

Eigentlich dachte ich, ich haette bei meinem Schlafplatz fast den Gipfel erreicht,habe mich schon auf Frieren bei der Abfahrt eingestellt, dem war aber bei Weitem nicht so, man wird immer wieder eines besseren belehrt. Es ging ungefaehr noch 35 km bergauf. Meine arme Beine! Dafuer hatte ich dann eine schoene Aussicht, als die meisten Wolken unter mir hatte


Dann sah ich, wie es nur noch nach Combe hinunter ging.



Welch ein Glueck, mein noch groesseres Glueck war, dass es in Combe einen Markt gab, mit kulinarischen Koestlichkeiten.

Das letzte Stueck bis Cuenca war dann fast flach, wusste gar nicht, dass es so etwas in Ecuador auch gibt.

Die Fahrt in das Zentrum war allerdings eine Katastrophe. Die Strasse war gesperrt, gab nur Umleitungen, bis diese auch aufgehoert hatten. Keine Wegeweiser, ewig musste ich mich durchfragen. Fast hatte ich die Stadt schon satt, bevor ich richtig dort war. Das aenderte sich aber schnell wieder.
Auch wenn es wieder angefangen hat zu regnen, diese Stadt ist wirklich schoen. Vom Touristenbuero bekam ich die Adresse von einem Hostel, das war wirklich gut, sehr guenstig und da ich alleine war, hatte ich praktisch die ganze Wohnung fuer mich, mit Kueche! Welch ein Luxus. Nachdem ich noch einkaufen war, kam ich in so einen Regenschauer, wie es wahrscheinlich nur in den Tropen gibt. In Kuerze standen alle Strassen unter Wasser.

Am naechsten Tag habe ich mich aufgemacht, die Stadt zu erforschen. Die Innenstadt ist voll von Suessigkeiten


Ein Stand nach dem anderen. Ein sehr gefaehrliches Pflaster fuer mich.
Auch sonst hat man gesehen, dass diese Stadt sehr vom Tourismus gepraegt wird.


Selbst diese roten Touristen-Doppeldeckerbusse fuhren durch die Gegend.

Bisher dachte ich immer “Ich nie!!”, und eines Tages fand man sich doch auf dem Deck eines solchen Busses wieder und es machte auch noch Spass.
Cuenca ist eine interessante Stadt, so bekam man das meiste zu sehen, bekam die noetigsten Informationen und konnte sich dabei auch noch ausruhen.
Auch eins vom Positiven an der ganzen Sache war, ich hatte keinen direkten Zugriff mehr auf all die Suessigkeiten an den Staenden. Von dort oben hatte man eine ganz andere Perspektive auf das Geschehen unten auf der Strasse,


auf die wunderschoene Fassaden der Stadt


und ueber die Daecher.


Man konnte ueber die Mauern der teuren Anwesen schauen und in die Haeuser, konnte die Leute undbemerkt fotografieren, auch die Schulkinder hatten ihren Spass dabei.


Abenteuerlich war die ganze Sache noch dazu. Nicht nur die Zweige der grossenn Baeume hatte man immer im Gesicht, sondern die Leitungen hingen so tief, man waere sicher mit dem Kopf haengen geblieben, waere nicht durch den Lautsprecher rechtzeitig Warnungen durchgegeben worden.

Eigentlich wollte ich bevor es wieder angefangen haette zu regnen, noch in der Stadt herum laufen, aber der Regen kam erstaunlicher Weise nicht! So hatte ich sogar noch mehr Zeit.

Hier gibt es nicht nur alte Kunst sondern auch eine bedeutende alternative Kunstszene


Wodurch die Stadt auch bekannt wurde, ist der Panama-Hut



Warum der Panama Hut heisst, obwohl er doch aus Ecuador kommt, ist eine laengere Geschichte, da haben mal wieder die Spanier etwas durcheinander gebracht. Ueberall gibt es ihn hier in allen Formen, Farben und Preislagen zu kaufen. Es gibt sogar auch ein Hutmuseum (nein, nicht schon wieder ein Museum), in das ich kurz einen Blick hineingeworfen habe. Sehr aufwendig, wie so ein Hut hergestellt wird. Am Schluss wird er in einer speziellen Form gepressen.

Nachdem ich fast alles ueber die Stadt erfahren und gesehen habe, konnte ich am 4.6. wieder Cuenca verlassen. Zuerst ging es ganz gut auf einer Nebenstrasse. Nach ca 20km dachte ich, es waere besser, auf die Panamericana ueberzuwechseln. Von da ab war es nicht mehr ganz so gut Die Strasse fuehrte ueber jeden Huegel. Dazu kam noch, dass fast parallel dazu eine andere Strasse war und ich nicht wusste, ob ich ueberhaupt richtig bin.
An einer Abzweigung hielt ich kurz an, und schwupp hatte ich irgendeine Frucht am Fahrrad, die von dort auf meine ganze Kleidung spritze. Das hat meine Laune auch nicht gerade verbessert. Ich wusste, es ging ganz schoen hoch mal wieder und oben war alles in den Wolken. Als ich 2 Maenner nach dem Weg fragt und der eine meinte, er koenne mich bis Canar mitnehmen, sagte ich natuerlich gleich zu.
Als ich in den 32jaehrigen Ford Pickup stieg, musste ich wieder recht lachen, das sah nach einem Abenteuer aus. Mitten auf dem Amaturenbrett eine Tierschaedeltrophaee und ueber dem Amaturenbrett ein Fell. Der Fahrer meinte, es sei ein Leopard, die es in den Bergen gebe und das Fell von einem Tiger. Na ja, weiss nicht, ob ich das glauben soll. In der Mitte war ein goldener Rodeoreiter. Lenkrad und Gangschalthebel waren in Gold eingewickelt. Der Fahrer war auch eher ein Cowboy als ein Ecuadorianer. Ueber dem Pass in Canar liess er mich wieder heraus. War das kalt. Nach einer heissen Suppe bin ich dann gleich weiter gefahren, es war ja noch recht frueh.
Gegen nachmittag wurde das Wetter und meine Laune wieder besser,
Es ging weit in eine Schlucht hinein und wieder heraus,

hatte aber eine prima Aussicht.
Schliesslich hatte ich auch die Wolken wieder unter mir,


Kurz darauf habe ich mit fast der gleichen schoenen Aussicht einen Platz zu Zelten auf einer Kuhweide gefunden.

Nach dem Ueblichen Auf und Ab war ich am naechsten Tag recht frueh in Chunchi, gerade als die Muellabfuhr vorbei fuhr. Hier kommen sie mit einer Glocke oder sonst was, machen akkustisch auf sich aufmerksam, dass jeder schnell den Muell rausstellen kann. Wahrscheinlich wegen den Ratten laesst man ihn nicht draussen stehen. In La Paz war es eine Glocke, dann ging das gerenne los, jeden Abend. Hier spielte der Muellwagen als Erkennungsmelodie “Guten Abend, gut Nacht..” und das frueh am Morgen.

Zuerst ging es in einer Schlucht nach hinten unten, dann das ganze wieder auf der anderen Seite zurueck. Nach Stunden war ich fast an der gleichen Stellen, nur auf der anderen Seite der engen Schlucht. Dazu kam recht starker Wind. Mal musste ich schieben, mal wurde ich geschoben, hier war alles drin.

Hier in den Bergen weiss man nie, braucht man fuer die naechsten 5km 5 Minuten oder 1 Stunde. Ich wusste, bis Alausi, meinem heutigen Ziel, ist es nicht mehr weit, hatte aber keine Ahnung wie lange das noch dauerte. Deswegen lieber an einem Laden nochmals Pause machen und einen Schokoriegel zu mir nehmen. Der Verkaeufer meinte, nach Alausi braeuchte ich noch 20 min, es war dann etwas laenger, zuerst ging es weiterhin den Berg hoch, aber dann tief in die naechste Schlucht hinein, fast tausend Meter tiefer.
Obwohl es noch gar nicht so spaet war, brachte mich hier nichts mehr weg. Erstens wegen dem Wind und zweitens wusste ich, hier heraus muss ich quasi eine Steilwand hoch.

Sonntags ist Markttag in Alausi, auch eine Touristenattraktion, wenn all die Leute aus den umliegenden Doerfern kommen. Fuer mich ging es trotzdem wieder frueh los, ich wusste, was mir bevor steht und Maerkte hatte ich genug gesehen. Die Leute in den bunten Trachten kamen mir auf LKWs entgegen, sah alles recht bunt aus.
Fuer mich gings hoch, steiler als erwartet, bis 20% dazu eiskalter Gegenwind. Nur noch stueckchenwiese konnte ich fahren.


Nachdem ich fuer dier ersten 8km 2 Stunden gebraucht hatte, hielt ein Wagen an und fragte mich, ob ich mit will. Natuerlich wollte ich. Es waren nicht mal 20km aber es hat sich gelohnt, danach war das schlimmste vorbei.
Ein ewiges auf und ab, bis es parallel zur Teufelsnasenbahnlinie ging, was man dann fast eben nennen konnte. Was auch sehr erfreulich war, am zur Mittagszeit hat der Wind wieder gedreht.
Seit Cuenca waren die Strassen viel besser, man konnte die Abfahrten richtig geniessen.
Immer wieder aenderte sich die Kleidung der indigenen Bevoelkerungsgruppen.In einer kleinen Stadt, in der auch Markttag war, konnte ich das bunte Treiben richtig geniessen.


Leider hat die Sojamilch mit der Grenze zu Ecuador aufgehoert. Dafuer hingen hier ganze Schweine an Speissen herum, nicht gerade mein Geschmack. Es gab aber auch Mais in allen Formen, Farben von fast weiss bis fast schwarz, und Zubereitungsarten.

Die ecuadorianischen Maenner pfeifen viel weniger als die peruanischen, vielleicht geht denen bei den steilen Berge die Puste aus.

Nur noch ein Berg und ich war in Riobamba. Eigentlich sollte ich langsam Vulkane sehen, aber bei den Wolken war nichts drin.
Riobamba ist eine grosse Stadt, auch historisch, wie man unschwer an den Pflastersteinen erkennen konnte. Mich interessierte heute nichts mehr.
Auch am naechsten Tag war noch alles wolkenverhangen. Eigentlich ganz schoen fies. Nach Riobamba ging es wieder auf 3600m hoch. Eine schoene Aussicht auf den Chimborazo waere eine gerechte Belohnung gewesen, aber all die Herrlichkeit der Berge blieb hinter den Wolken verborgen.

I
ch war ja schon dankbar, dass es nicht regnete und der Gegenwind nachliess.
Spaeter haette ich den Tungurahua sehen muessen, der wieder sehr aktiv war, aber keine Spur.

Spaeter bekam ich trotzdem noch meine Belohnung. Ich kam durch einen Ort namens Salcedo. Der war schon deswegen so einladend, da es hier das Salcedo Fruchteis gab. Da gerade die Sonne heraus kam, konnnte ich diese Koestlichkeit richtig geniessen.

Dass es am Abend und die Nacht durch regnete, daran hatte ich mich schon gewoehnt. Wenn man aber schon morgens im Bett hoerte, wie es immer noch regnete, hatten die Lebensgeister grosse Probleme in Fahrt zu kommen.
Der letzte Tag vor Quito wurde der schlimmte, seit ich in Suedamerika war.
Nur nass, kalt, relativ viel Verkehr, hauptsaechlich Busse und LKWs mit den dunklen Abgasen, starker Wind, steile Berge...
Dann geriet ich in einen Sandsturm. Zuerst dachte ich es seien Regentropfen, aber dann sah ich, dass ich nicht nass, sondern voller Sand war. Irgendwie fanden die Sandkoerner einen Weg hinter meine Sonnenbrille, die ich fast immer zum Schutz trug, und in die Augen.

Kurz vor Quito sah es so aus, als ob sie die Panamericana neu gemacht haetten und noch machen. Es ging den Berg hoch, man sah schon im Tal den Suedzipfel der Stadt liegen.



Nach Quito ging es aber noch gerade aus weiter, direkt ueber den Berg, immer noch sah man im Tal Quito liegen, bis es dann auf der anderen Seite wieder in das Tal runter ging.
In der Stadt war es das gleiche auf und ab, warum soll es in der Hauptstadt anders sein, als im Rest des Landes? Die historische Altstadt, ist ja ganz nett, nur geniessen konnte ich sie nicht, als ich voll bepackt hindurch fuhr. Meine Warmshowerlist Gastgeberin, wohnte weiter noerdlich.
War ich fertig und meine Fuesse immer noch nass.
Spaet aber gluecklich bin ich doch angekommen, in einer noblen Gegend mit wunderbarem Blick ueber die Berge und nicht allzu weit vom Zentrum.

Nachdem ich am naechsten Tag zuerst mal einen Fahrradladen aufgesucht hatte, habe ich das Touristen Viertel von Quito, Mariscal Sucre aufgesucht.


Alles schoen bunt hier, voll von Hostels, Waschsalons, Bars, Tour Agenturen und was sonst noch ein Touri so braucht.
Mein Fahrrad hatte ich immer angekettet. Nur im Camping Shop war nichts zum Anketten, abgeschlossen hatte ich es natuerlich schon. Immer wieder habe ich zum Fester hinaus geschaut, ob es noch das stand, was immer der Fall war, bis ich heraus kam, da war war es weg. Das war ein ganz schoener Schock! Mitten auf der Strasse bin ich herum gerannt und habe gerufen, “Ma bicicletta, ma bicicletta!” Ich konnte und wollte nicht glauben, dass ich mein Fahrrad nicht mehr finden wuerde und dies das Ende meiner Reise sei. Innerhalb von der Minute, in der ich gezahlt hatte, konnte der Dieb nicht weit gekommen sein, auch in unbeladenem Zustand ist mein Fahrrad sehr schwer. Von den Sicherheitsleuten und Polizisten konnte ich eine Hilfe erwarten, wahrscheinlich werden mehrmals taeglich Fahrraeder geklaut, das interessierte die nicht hier.
Manche Passanten zeigten mir die Richtung in die er gerannt war, ich also hinterher, von dem Typ und meinem Fahrrad war nichts zu sehen. Es musste aber hier irgendwo sein. Ich fragte und rief, bis ein Mann in ein Hof zeigte in dem Autos stand. Hinter den Autos fand ich mein Fahrrad wieder. War ich froh. Der Mann meinte nur, jetzt waere es ja wieder gut und ich sollte der Sache nicht weiter nach gehen. War auch gar nicht in meinem Interesse.
Fest mein Fahrrad festhaltend fuhr ich sofort wieder zurueck.

Dies hielt mich aber nicht davon ab, am naechsten Tag wieder mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren. Diesmal in die historische Altstadt, das ist nicht so ein gefaehrliches Pflaster, es wimmelt nur so von Polizisten. Alles Weltkulturerbe, unglaublich was da alles rum steht, viele Kirchen, z.B. die Basilika,

und das Theater.


Nach 2 Tagen in Quito hat es mir aber wieder gereicht und mich trieb es weiter. Am 12. Juni machte ich mich auf weiter in den Norden Richtung Kolumbien.