Samstag, 15. Mai 2010

Ueber den Titicacasee nach Peru

Am 26. April ging es dann endlich wieder weiter. Nicht nur wegen dem schweren Gepaeck fiel es mir nicht leicht La Paz zu verlassen. Und dann gleich nach El Alto auf 4100 m hoch, erstaunlich wie gut es noch ging. 

El Alto ist mittlerweile groesser als La Paz, es dauerte einige Zeit bis ich dort durch war, aber dann wurde der Verkehr wieder sehr viel ruhiger und der Titicacasee kam in Sicht


Wieder einmal im Vordergrund Quinoa Felder.

In Bolivien gibt es von so ziemlich allem das “hoechstgelegenste”, auch der hoechstgelegenste Yachthafen. Was in dem Ort Huatajata allerdings interessanter ist, sind die besten Binsenbootbauern der Welt (sicher auch die hoechstgelegensten), die beim Bau von Kontiki II mitgeholfen haben.

Die Landschaft war mal wieder so herrlich und nach den 3 Wochen im Haus wollte ich unbedingt mal wieder im Zelt uebernachten. Nur war am See alles nur Sumpf und Reet. Als ich dannn schliesslich zu muede war um noch weiter zu fahren, fragte ich in einem Dorf nach einem Platz, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Eine Frau mit einem ewig breitem Grinsen im Gesicht nahm mich mit zu ihr, wo vier grinsende Kinder waren, vor allem der Juenste hatte das gleiche breite Grinsen. Dann kam noch eine Frau, man musste mir nicht sagen, dass es die Schwester war, wahrscheinlich war es auch ein Zwilling, genau das gleiche Gesicht.
In deren Hof hatte ich zwar keinen Blick zum See mehr, aber es war ruhig und sicher.
Als ich nach einer Toilette gefragt hatte, meinten sie, sie haetten keine, aber die Kinder koennten mich zu der Oeffentlichen fuehren.
Es war schon dunkel, als es quer durch das Dorf ging bis zum anderen Ende. Mein Glueck, dass es schon dunkel war und ich meine Stirnlampe dabei hatte. Die Toilette war wirklich in einem Zustand, als ob sie die Einzige fuer das ganze Dorf gewesen waere. Ich kann mir aber schwerlich vorstellen, dass sie immer diesen Spaziergang machen, wenn sie aufs Klo muessen.
Erstaunlich wie schnell sich die Blase darauf eingestellt hatte, sie hat sich in den naechsten Stunden nicht mehr gemeldet.
Nach den gemuetlichen Wochen in La Paz hatte ich ganz vergessen, wie kalt die Naechte sind. Es dauerte nicht lange und ich lag wieder eingemummt in meinem Schlafsack.

Natuerlich war am naechsten Tag wieder jeder frueh wach, so blieb mir auch nichts anderes uebrig als frueh aufzustehen und zusammenzupacken.

Warm eingepackt ging es los, das Gute war, es ging zuerst den Berg hoch. Es war nicht mehr weit bis Tiquina, der zweigeteilten Stadt, Dan Pablo und San Petro, dazwischen der Titicacasee an seiner schmalsten Stelle.

Auf einer sehr wackeligen Faehre mit schwachem Aussenbordmotor setzte ich ueber


Auf der anderen Seite wird man zuerst einmal von einem Indianer begruesst. 

Wie auf einer Panoramastrasse ging es den Berg hoch, dann oben entlang mit wunderbarem Blick ueber den See.


Ich habe mich gefragt, ob Astrid Lindgren auch hier gewesen war. Ich bezweifelte es. Die Vorstellung, die ich noch von Pipi Langstrumpf und Titicacasee hatte, war anders als die Realitaet. Der See ist wunderschoen mit hohen Bergen umgeben.

Irgendwann ging es hinunter nach Copacabana.

Zuerst mal an der Basilika vorbei in der die scheints sehr bekannte Schwarze Madonna sein sollte. Diese war aber leider gerade abwesend, wohl zur Renovation. Aber auch die Tueren der Basilika waren sehr eindrucksvoll.

Ansonsten war mein erster Eindruck, dass dieser Ort ganz schoen touristisch ist und ich mich hier nicht laenger aufhalten muss. Die meisten Touristen kommen auch nur hier her um auf die Isla del Sol zu gehen. Das erspare ich mir fuer das naechste mal. Fuer den Inca Trail habe ich eh nicht die richtigen Schuhe dabei.

Unten am See entlang war es dann ganz nett, mit den Binsenbooten die vor sich hin schaukelten.

Ganz am Ende der Stadt fand ich eine nette Herberge, besonders nett, weil ich einen schoenen Blick ueber den See hatte.
Ueberhaupt bei Sonnenuntergang war es mal wieder wunderbar.

Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur Grenze nach Peru. Noch einen letzten Blick auf die Stadt und weiter nach Peru.

An der Grenze haben sie zuerst mal festgestellt, dass ich mein Visum um 6 Tage ueberzogen hatte. Normalerweise bekommt man 90 Tage fuer Bolivien, aber anscheinend nicht bei jedem Grenzuebergang. Ich hatte einen Stempel mit nur 30 Tagen im Pass. Sie wollten dann fuer jeden ueberzogenen Tag 20 Bolivianos, ca 2 Euro. So viel hatte ich aber nicht mehr und legte ihnen alles hin, was ich hatte, das waren 70 Bolivianos. Damit gaben sie sich dann zufrieden, dafuer durfte der Zollbeamte meinen Fahrradhelm aufsetzen. Nachdem was mir andere Reisende berichtet hatten, bin ich nochmals recht glimpflich davon gekommen.

Die Einreise nach Peru verlief schnell und unproblematisch. Dieses Mal achtete ich aber darauf, dass ich ein Visum fuer 90 Tage bekam.

Wie jedesmal in einem neuen Land, musste ich zuerst mal an die lokale Waehrunng kommen. Bolivianos konnte ich ja jetzt nicht mehr tauschen. Also fuehr ich in den naechsten Ort. Dort hatte es zwar Banken, aber keine Geldautomaten. Also tauschte ich doch noch meine letzten US Dollars, das kann man hier fast ueberall.

Weiter ging es dem See entlang. Da hier hauptsaechlich Aymaras leben, egal welchem Land sie angehoeren, waren vorerst keine grossen Unterschiede zu bemerken. Ausser den Fahrzeugen, es gibt wieder die dreiraederigen Mototaxis, die Autos sind neuer, schneller und haben die lauteren Hupen.

Es ging durch nette kleine Doerfer, die Leute waren leider nicht mehr so zurueckhaltend, bis ich nicht mehr wollte und beschloss in einem Ort nach einem Platz zum Zelten zu fragen. Zuerst wurde es verneint, ich muesse weiter bis Puna fahren, dann folgte ich einem Maedchen, das Schafe auf ein Fussballfeld trieb und fragte, ob ich hier zelten koennte. Sie meinte, sie muesse zuerst die Segnora fragen. Also warten, bis die Segnora kam. Da dies ein oeffentlicher Ort war, musste die Ortsvorsteherin gefragt werden. Also warten bis die Ortsvorsteherin kam. Sie war zuerst recht zoegerlich, sie seien nicht auf Tourismus eingestellt, erlaubt mir dann doch, hinter einem Haus auf einer Wiese das Zelt aufzustellen. Alles so kompliziert hier.
Da ich nichts Gutes ueber die Leute in Peru hoerte und die Bevoelkerungsdichte sehr hoch ist, wollte ich nicht irgendwo wild zelten.

Hier auf der Wiese war es recht nett und in der Ecke stand sogar eines der neuen knallblauen Klohaeuschen. Die sind mir gleich nach der Grenze schon aufgefallen. Es schien so, als ob der Staat die Bevoelkerung mit den Einrichtungen beglueckt haette. Fast an jedem Haus stand entweder ein knallblaues oder knallgruenes, recht neues Haeuschen.

Bevor die ersten Wagemutigen, die eigentlich zum Fussballspielen kamen, am naechsten Morgen um die Ecke geschaut hatten, hatte ich schon gefruehstueckt und war am Zusammenpacken.
Bis Puno war es nicht mehr weit, die letzte Touristenstadt am See. Als ich dort ankam, wunderte ich mich, dass alles noch geschlossen war, sogar das Touristenbuero. Es wurde mir gesagt, es mache um neun Uhr auf. Das war es bei mir schon laengst. So habe ich feststellen muessen, dass ich meine Uhr, anstatt eine Stunde zurueck, eine Stunde vor gestellt hatte. Das passte mir gar nicht, d.h. es wird um 17 Uhr schon dunkel und um 6 Uhr morgens hell. Aber was solls, ich musste ja nicht nach der Uhr, sondern konnte nach der Sonne leben.

Nach Puno ging es nochmals den Berg hoch, mit dem letzten Blick auf den See,


und dann ewig lange eben und gerade aus nach Juliaca, einer recht grossen Industriestadt, eine Stadt, in der sich Touristen nicht aufhalten. Ich war aber zu muede, an weiterfahren war nicht zu denken.
Die Leute waren nicht sehr nett und mir wurde gleich meine Wasserflasche gestohlen, was nicht allzu schlimm war.
Die Unterkunft, die ich mir im Lonely Planet rausgesucht hatte, war natuerlich mal wieder doppelt so teuer als dort angegeben und das Personal sehr unfreundlich, was mich wieder einmal in meinem Entschluss bestaerkte, nie mehr wieder in einer im Lonely Planet angegebenen Unterkunft abzusteigen. Aber es ist ganz praktisch den Ort der Unterkunft zu kennen, denn nebenan gibt es meist ein viel guenstigeres, wie auch hier. Es war natuerlich auch lange nicht so schoen. Da sage ich mir dann immer, was soll's, es ist ja nur fuer eine Nacht.
Nachdem ich allerdings gesehen hatte, wie die Toiletten geputzt wurden, beschloss ich in Zukunft mehr fuer das Zimmer zu zahlen. Genaueres moechte ich hier nicht beschreiben.

Das Zimmer war recht ruhig, aber irgendwie fing alles an zu jucken. Am naechsten Tag ging ich zuerst mal auf die Bank um Geld zu holen, damit ich mehr fuer die Unterkunft bezahlen konnte.
Im Dreck und Staub ging es dann aus der Stadt. Ich war gerade dabei mein negatives Urteil ueber Peru zu faellen, als es auf einmal wieder wunderschoen wurde, Berge und Felsen um mich herum, alles schoen gruen und immer wieder kleine Doerfer. Auch die Leute waren netter,

Nur wurde der Gegenwind  staerker. In einem kleinen Dorf machte ich zuerst mal Pause und dachte, vielleicht hilft Inca Cola


Das Einzige, was dieses Getraenk mit CocaCola gemeinsam hat, ist, mir ist voellig schleierhaft was da eigentlich drin ist. Moegen tue ich beides nicht sehr und geholfen hat es auch nicht besonders.

Nachdem ich weiter gefahren war, zogen dunkle Wolken auf.


Gerade als ich an einem kleinen Gehoeft vorbei gefahren war fing es an zu hageln und der Donner hoerte praktisch nicht mehr auf.

Also doch umdrehen und im Schweinekoben Zuflucht suchen. Nach 30 Minutenn war das Schlimmste vorbei, es regnete noch leicht und es war kalt, schweine kalt. Zum Glueck war es nicht mehr weit bis Ayuviri. Mein einziger Wunsch war eine Unterkunft mit heisser Dusche.
Auch das Zentrum dieser Stadt war ein grosser Platz, dieser wurde aber hier von einer riessigen Kirche aufgefuellt. Drum herum war Markt, wo man auch etwas warmes zum Essen bekam. Nicht weit davon, in einer ruhigen Gasse fand ich ein nettes, kleines, guenstiges Hostal, aber leider ohne warm Wasser. Das konnte ich mir heute nicht antun. Also doch das Hotel direkt am Platze, zwar teurer aber mit warmem Wasser. Als ich von meinem Rundgang und Internet zurueck gekommen war, freute ich mich so auf eine heisse Dusche, aber....es kam kein warmes Wasser. Das sind die Momente, in denen ich mich sehr unter Kontrolle halten muss, damit ich nicht meinem Aerger laut Kund tue.
Die Frau vom Hotel vergass anscheinend es anzuschalten, so musste ich noch zwei Stunden auf meine heisse Dusche warten, dafuer bekam ich in der Zwischenzeit heisses Wasser fuer meinen Tee.

Auf dem Platz war eine sehr laute Veranstaltung mit Musik und einem Sprecher, die immer alle gleich klingen. Mir war so nass und kalt, dass mich das weiter ueberhaupt nicht interessierte, ich wartete nur noch auf meine heisse Dusche und wollte schlafen. Erst am naechsten Tag bemerkte ich, das ich somit mal wieder wahrscheinlich den den Tanz in den Mai total verpasst hatte.

Mir stand einer der letzten Paesse vor Cusco bevor, wieder einmal auf ueber 4300m. Es hatte voerst aufgehoert zu regnen, aber der Himmel war noch Wolkenverhangen. Erst vor dem Gipfel fing es kurz an, aber gerade so lange, dass ich recht nass war. Kurz darauf kam mir ein Reiseradler entgegen, allerdings mit sehr wenig Gepaeck. Gleich darauf merkte ich warum, da kam seine Frau auf dem Motorrad vollbeladen. Auch eine sehr praktische Loesung. Von denen bekam ich wieder einmal gute Uebernachtungstipps, warnten mich allerdings vor der Kuestenstrasse und vor allem vor den Peruanern. Noch nie wurde von Reisenden so uebereinstimmend negativ gesprochen wie ueber Peru. Auch ich hatte meine nicht sehr freundliche Erfahrungen gemacht, aber auch sehr freundliche. Ich habe beschlossen, die Warnungen zur Kenntnis zu nehmen, mich aber nicht weiter davon beeinflussen lassen. Natuerlich koennen wenige negative Erfahrungen ganz schnell ein Gesamtbild trueben. Ich bin aber davon ueberzeugt, auch in diesem Land gibt es mehr nette als nicht so nette Menschen, vielleicht aber mehr nicht so nette Menschen wie in anderen Laendern.

Da es mir zu kalt wurde, verabschiedete mich und fuhr weiter, nur ein paar Kilometer, dann kam mir, wie angekuendigt, ein Japaner auf einem Klappfahrrad entgegen, auch sehr wenig Gepaeck, war auch nur zwei Wochen unterwegs, von Cusco nach La Paz.

Am Gipfel habe ich nur kurz ein paar Fotos gemacht,

bin dann aber bald weiter. Auch hier wurden einige Dinge angeboten.



da hat man nicht seine Ruhe.

Dann ging es einen Fluss entlang hinab in ein Tal.


Die Landschaft aenderte sich total, es wurde noch gruener, mit mehr Baeumen und Voegeln.
Zuerst ging es an heissen Quellen vorbei, in denen sich Einheimische in Pools tummelten.
Im naechsten Dorf trafen sich anscheinend alle Trachtengruppen der Gegend.

So bekam ich doch noch etwas vom Tanz in den Mai mit.

Das ging anscheinend so das ganze Wochenende, noch am naechsten Tag so ich auf einem Markt Leute in Trachten

Langsam bemerkte ich, ich naehere mich dem Heiligen Tal der Incas. Immer mehr Wegweiser zu Ausgrabungsstaedten waren zu sehen und auch teilweise von der Strasse altes Gemaeuer.

Auch merkte man langsam, dass Peru wirklich bergig ist. Die Strassen sind teilweise sehr steil.

Vor Cusco in einem kleinen, netten Andendoerfchen, machte ich nochmals halt.
Auch hier waren fast keine Touristen, ausser dass es dort die “Sixtinische Kapelle der Anden” gibt. Es ist so nah an Cusco, dass man es gut in einer Tagesetappe mit  Ausgrabungsstaedten sehen kann. Busse kommen, aber fahren dann auch gleich wieder.
Was mich erstaunt hat, war die Waldorf- Niederlassung gleich neben der Kirche

Ein Hilfsproject fuer die Andenfrauen.

Die Fahrt nach Cusco war dann nicht mehr so angenehm. Es handelt sich hierbei auch um die dritt groesste Stadt Perus, viel Verkehr, laut und staubig.
Die Innenstadt selber ist auch voellig ungeeignet zum Fahrradfahren.
In engen Gassen Einbahnstrassen in die falsche Richtung,

ausgeschlossen, mit bepacktem Fahrrad in die Gegenrichtung zu gelangen.

In Fussgaengergassen gibt es immer wieder Stufen.


Also habe ich gleich ein Hostal aufgesucht, mein Fahrrad dort abgestellt und bin zu Fuss auf Erkundungstour. So war es viel besser. Cusco ist wirklich ein nettes Staedtchen, aber recht teuer und alles neu herausgeputzt, es ist praktisch der Startpunkt fuer Machu Picchu. Mir war allerdings ueberhaupt nicht nach dieser Touristenattraktion. Man koennte es in einem Tag machen, mit dem Zug, der kostet allerdings fuer die kurze Strecke 180 USD. Wenn man mehrere Tage investiert, auch haette ich einen Teil mit dem Fahrrad fahren koennen, waere es billiger geworden. Allerdings wollte ich weder so viel Geld noch Zeit investieren. Das kann ich immer noch machen, wenn ich als Touristin mit besseren Schuhe wiederkomme. Diesmal wollte ich nur weiter.

Dafuer habe ich mir die Innenstadt noch genauer angeschaut. Ausser den vielen Kuenstlern, die sich hier niedergelassen haben,

gibt es auch hier natuerlich Spuren der Incas.

all die dicken, alten Gemaeuer.

Den Qurikancha Tempel habe ich mir genauer angeschaut. Einst ein Haupttempel der Incas, wurde er den Dominikanern uebergeben. Nach einem Erdbeben, habe diese in ihrem Stil einen Ueberbau gemacht, heute ist es ein Sammelsurium an verschiedenen Stilrichtungen.

Schon erstaunlich, wie die alten Incas faehig waren, die grossen Steinbloecke zu bearbeiten.

Am 5. Mai verliess ich die Stadt der Incas wieder. Auch trotz Vorwarnungen habe ich beschlossen, Richtung Lima weiter zu fahren. Nachdem ich 3 Wochen in La Paz verbracht hatte, wollte ich jetzt schneller vorwaerts kommen. Ausserdem wollte ich wieder in waermere Gefilde, Richtung Meer.