Mittwoch, 23. Dezember 2009

Von Melbourne in die Snowy Mountains

Ich weiss nicht, was es ist, aber als ich von der Tasmanien wieder zurueck nach Melbourne gekommen bin, dachte ich wieder, diese Stadt gefaellt mir ungemein. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich recht gut auskenne und gleich auf Fahrradweg am Yarra entlang zu meinen Freunden fahren konnte.
Allerdings wollte ich dieses mal nicht lange bleiben, bin ja schon am Sonntag vormittag angekommen, genug Zeit um alle Sachen zu erledigen. Am Abend noch ein Barbeque mit Freunden und ich hatte auch meine Kaloriendepots wieder aufgefuellt.

Ein Blick auf die Uhrzeiten, wann die Faehre nach Phillip Island geht, genuegte , ich konnte mir noch sehr viel Zeit lassen, um fuenf am Nachmittag ging erst wieder eine. Nach 12 Uhr bin ich dann los, begleitet von Sue und Paul, die mir wieder Nebenstraesschen raus aus Melbourne zeigten. Dann mal wieder ein Abschied, irgendwann, irgendwo werden wir wieder zusammen Fahrrad fahren.

Fuer mich ging es noch ein gutes Stueck weiter im Gegenwind bis zur Faehre, hat gerade noch gereicht.
Auf der Insel kommt man in Cowes an, einem richtigen Touristenort, nichts wie weg hier.
Obwohl ich eigenlich selten vorhabe dort zu uebernachten, frage ich doch immer wieder bei Caravanparks an, wieviel ein Zeltplatz kostet und tue dann meine Missbilligung kund, dass ich mit meinem Fahrrad alleine genau so viel zahlen muss wie drei Personen mit Auto und Wohnwagen.
Diesmal waren die Manager trotzdem nett, und ich erlaubte mir zu fragen, ob man nicht auch irgendwo auf der Insel umsonst uebernachten koenne. Da jetzt schon Hochsaison ist, ist auch fuer die Ranger viel Arbeit angesagt, sie kontrollieren alles, aber anscheinend nicht Montag abends, mal wieder Glueck gehabt.
Ich fand dann eines der schoensten Plaetze, an denen ich je gezeltet habe, direkt am Meer.


Nur ein Wanderweg fuehrte da hin, es war nicht zu befuerchten, dass hier noch irgendjemand vorbei kommt, auch kein Ranger.
Ganz ruhig war es natuerlich nicht, die Brandung kannte keine Nachtruhe, aber irgendwann wirkte sie auch einschlaefernd.

Am naechsten Morgen habe ich schnell zusammen gepackt, bevor mich doch noch ein Ranger entdeckt oder die ersten Wanderer ueber mein Zelt stolpern.
Ausser den Loechern im Boden von den Heringen blieben keine Spuren zurueck.

Auf der anderen Seite geht eine Bruecke runter von der Insel. Ein paar Kilometer danach faengt wieder ein Railtrail an. Am Anfang noch sehr unterhaltsam, direkt am Meer entlang,

 

dann wieder wie uebelich gerade aus und eben. Eins ist allerdings sehr positive auf diesen Fahrradwege, sie sind schoen ruhig, meist weit entfernt von jeglichen Strassen.
Nach Wonthaggi ging es weiter direkt am Meer entlang, auch hier kaum ein Auto unterwegs. In Cape Peterson suchte ich mir ein nettes Plaetzchen am Strand fuer ein Picnic. Das Wetter war schoen warm, so war ich nicht die Einzige, die auf diese Idee kam. Der Strand war voll von jungen Familien.

Weiter gings ueber saemtliche Huegel der Gegend, von den man fantastische Blicke auf alle Buchten weit und breit hatte.
Da ich recht muede war, die letzten Naechte waren doch recht kurz, wollte ich mal wieder auf einen Campingplatz, um morgens auch etwas laenger ausschlafen zu koennen. Also bin ich nach Walkersville abgebogen. Steil ging es 2 km durch den Cape Liptop Park runter ans Meer. Der kleine Platz war recht idylisch gelegen, halb im Busch, halb am Strand, keine von diesen riesigen Holiday Parks. Die Freude wurde aber gleich getruebt, als ich den Preis fuer eine Uebernachtung erfahren hatte, 25 $. Man muss mir richtig angesehen haben, wie mir beinahe die Traenen in die Augen schossen, denn der nette junge Mann hatte schnell ein Einsehen und meinte, fuer mich 10 $, er waere frueher auch viel Fahrrad gefahren. Ist das nicht nett? Mit der Haelfte waere ich ja auch einverstanden gewesen, aber die 10$ zahlte ich natuerlich noch lieber.

Von Walkersville war es nicht mehr weit zum Wilsons Promotory. Vor sechs Jahren hatte ich mir nicht die Zeit fuer diesen Umweg genommen, habe aber seither immer wieder gehoert, wie schoen es dort sein muss, dass ich diese mal auf jeden Fall dorthin wollte.
Es war mal wieder gnadenlos heiss und der Nationalpark hatte viele hohe Berge. Machte nichts, ich hatte es ja nicht eilig und die Schoenheit des Parkes machte sich bald bemerkbar.

 

Hohe Felsen, schoene Buchten, dichte Waelder und weisse Straende, die Strapazen haben sich auf jeden Fall mal wieder gelohnt.
Zuerst mal schnell Zelt aufstellen, Kleider waschen und dann gleich los, zu einem der schoensten Straende die ich bisher in Australien gesehen hatte, Squeazy Beach. Der Wanderweg ging durch Eucalyptuswaelder den Berg hoch mit Ausblick auf die Muendung des Tidal River in das Meer.


 

Dann der Strand, weisser Sand, tuerkisfarbenes Wasser, rote Felse

 

Das Wasser war zu kalt zum Schwimmen, aber prima zum Abkuehlen nach der Fahrt bei 40 Grad.

Sehr pitoreske Gegend, hat sich wirklich gelohnt hierher zu kommen.

 

Nicht nur unzaehlige Moeven gibt es hier, auch viele Papageien, die allerdings auch sehr laestig werden koennen.

 

Da sie von den Touristen gefuettert werden, meinen sie inzwischen, sie koennen sich auch selber holen, was sie wollen.

Auf meiner Wanderung am naechsten Morgen zu einer anderen Bucht



sah ich zwei Schlangen. Wahrscheinlich kam ich mal wieder so daher getrampelt, dass sie sofort in den Bueschen verschwanden.

Der Park ist zwar sehr schoen, aber es waren mir einfach schon zu viele Leute dort, obwohl es noch lange nicht voll war.
Nachdem auch noch das Wetter schlechter wurde und es anfing zu regnen, hielt mich nichts mehr und ich machte mich wieder auf den Weg.
Total patschnass kam ich ausserhalb des Parkes auf einen freien Rastplatz an. Ein junger Pole hat mir angeboten meine Kleidung, vor allem Schuhe in seinem Auto ueber Nacht zu trocknen. Sehr nett. Am naechsten morgen bekam ich die Sachen zwar nicht ganz trocken zurueck, dafuer gab es dazu einen richtig guten Kaffee direkt ans Zelt geliefert. Wie kann ein Tag besser anfangen?

Der Regen und Sturm haben inzwischen aufgehoert und ich konnte weiter ueber die Strzelecki Ranges zum Tarra Bulga Nationalpark, eine Strecke, die ich schon das letzte mal gefahren war, die dieses mal auch wieder fahren wollte.
Endlich mal wieder dirt road auf der Grand Ridge road.

 
Es ist erstaunlich welch abgelegene Gegenden man selbst hier im dicht bevoelkerten Suedosten Australiens findet, sobald man sich etwas vom Meer entfernt.

Die Eucalyptusbaeume schaelen sich wie Bananen.
 
Nach dem Regen roch es hier fantastisch. Bei den Eucalyptusdaempfen kann sich keine Erkaeltung breit machen.

Und immer dichter ging es durch den Regenwald.
 

Es muessen bei dem Regenwetter viele Waldarbeiten stattgefunden haben, der Weg war nicht in einem guten Zustand, tiefe Furchen und grosse Steine, nur langsam kam ich vorwaerts.
Auf der Suche nach einem ruhigen Oertchen im Tarra Valley zum Zelten, kam mir eine Horde Fahrradfahrer entgegen. Sie luden mich zu ihrer Weihnachtsfeier auf dem Campingplatz ein. Also doch mal wieder offiziel uebernachten.
Nicht nur die selbstegmachten Salate waren sehr gut, ich habe mich auch mal wieder koestlichst unterhalten. Bei dieser Gelegenheit konnte ich endlich mal den Australischen Christmas Pudding versuchen. Es scheint eine groessere Kunst zu sein, den herzustellen. Ehrlich gesagt, ich weiss nicht, ob sich der ganze aufwand lohnt.
Komme was wolle, ich hatte auf jeden Fall schon mal eine sehr nette Weihnachtsfeier.

Am naechsten Tag hiess es dann zuerst einmal wieder die 8 km aus dem Tarra Valley hinauf zur Grand Ridge road. So wohlgenaehrt wie ich wieder einmal war, kein Problem. Unten hat es noch so ausgesehen, als ob das Wetter schoen werden wurde, oben war ich in den Wolken

 

Es nieselte und war einiges kaelter. Nach einigen Auf und Abs ging es dann sehr lange nur noch ab, wurde einiges waermer und die Sonne kam wieder heraus.

Bevor die naechste Bergetappe anfing, goennte ich mir noch ein paar Kilometer fast eben auf dem Highway nach Bairnsdail, ab da den gemuetlichen Railtrail nach Bruthen. Wirklich erstaunlich, auf den 30 km sind mir gerade mal 3-4 Radfahrer begegnet.
Nach Bruthen begann die Steigung wieder, zuerst recht moderat auf geteerten Strassen zu den Kalksteinfelsen und -hoehlen von Buchan. Auch da war ich vor Jahren schon einmal, der nette, kleine Zeltplatz bei den Hoehlen ist immer noch voller Kaenguruhs.
Von da ab begann der Spass erst richtig, immer noch einer meiner liebsten Strecken in Australien. Fast 180 km von ca 75 Hoehenmeter auf 1000 Hoehenmeter in Jindabyne, fast alles auf dirt road, der Barry road, zuerst durch den Alpine Nationalpark, dann den Kosciuszko NP.
Die ersten paar Kilometer sind noch geteert und auf der Karte sah es mal wieder so aus, als ob noch kleiner Ortschaften kommen wuerden, aber wieder einmal waren es nur vereinzelte Haeuser, niemand war zu sehen. Da ich nicht auch noch Wasser den Berg hochschleppen wollte, wartete ich bis zur letzten Gelegenheit.
In “Seldom Seen” sollte es noch ein Roadhaus geben, wo ich Wasser bekommen sollte. Der “Ort” hiess wahrscheinlich so, weil der Besitzer selten zu sehen war, dafuer seine Kunstwerke

 

Hoffentlich sind das nicht Ueberbleibsel von Fahrradfahrer, die hier auf der Strecke blieben.
Beim Bruder des Besitzers gegenueber hatte ich mehr Glueck, endlich mal wieder bekam ich einen Menschen zu sehen. Er lies mich auch gleich in seiner Kueche meinen Wassersack und – flasche auffuellen.

Und immer weiter ging es den Berg hoch mit wunderbarer Aussicht.

 

Im Januar 2003 ging hier ein grosses Buschfeuer durch. Im November 2003, als ich das letzte mal dort gewesen war, waren nur schwarze Staemme zu sehen, vereinzelt konnte man aber schon gruene Sproesslinge herauswachsen sehen.
Wenn man nicht genau hin schaut, sieht man heute kaum mehr etwas. Nur Gedenktafeln machen darauf aufmerksam.
Auf holpriger Strecke,

 

ging es 10 km abwaerts in das Tal des Suggan Buggan. Leider blieb auch mein Wassersack auf der Strecke, habe nicht bemerkt wie er herunter gefallen ist. Als ich ihn spaeter wiedergefunden hatte, haben sich schon Tiere an dem Wasser gelabt. Nur noch ein zerfetzter Beutel war uebrig. In anderen Regionen wahrscheinlich eine mittlere Katastrophe, hier aber nicht. Das Wasser in den Fluessen und Baechen ist so gut, dass ma es ohne weiteres trinken kann.

Was mir an der ganzen Strecke besonders gefaellt, ist nicht nur ihre Abgeschiedenheit, vielleicht 3-4 Autos per Tag, sondern diese Vielzahl an kleinen Zeltplaetzen direkt an den Baechen, nur mit einem Klohaeuschen ausgestattet. Was braucht man mehr, wenn man sich zum Waschen auch in den Fluss legen kann?

Nach Suggan Buggan ging es natuerlich wieder hoch, um auf der anderen Seite des Berges in das Tal des Snowy River runtergehen zu koennen.


 

Es ist schon fast paradiesisch bei Temperaturen um die 40 Grad solch prima Fluss zu haben, in dem man sich Abkuehlen kann.

Damit der Genuss laenger anhaelt, habe ich schon am fruehen Nachmittag bei “Jacob's River” halt gemacht, gebadet, Waesche gewaschen, gelesen und den Kaenguruhs zugeschaut.
 
Nur kurz haben zwei Ranger vorbei geschaut und gefragt, ob alles in Ordnung sei.

Am naechsten Tag ging es dann richtig los, schoen dem Berg entlang immer hoeher auf ueber 1300 m. Aber wieder einmal wurde man mit einer traumhaften Aussicht belohnt

 

(wenn man genau hinschaut, sieht man, wie sich die Strasse dem Berg entlang hochschlaengelt),

Nach 25 Kilometern waren dann alle Hoehenmeter geschaft und es ging nur noch mehr oder weniger runter nach Jindabyne.
Da Weihnachten ist, goennte ich mir hier mal wieder einen Caravanpark, direkt am See gelegen.

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und sehr ruhig. Fast alle Australier zieht es ueber Weihnachten ans Meer. Mir wurde gesagt, dort muss man inzwischen ueber 100$ pro Nacht auf dem Campingplatz zahlen. Nein Danke. Hier faengt der Rummel erst am 2. Weihnachtsfeiertag an, dann bin ich aber schon wieder weg.

Nachdem ich gestern wieder bei bruetender Hitze hier angekommen war, tat das Schwimmen im See richtig gut. Heute stuermt es und sieht immer so aus, als ob es regnen wuerde, gute Gruende hier einfach rumzusitzen, zu schreiben und einfach die Aussicht zu geniessen.

Ich wuensche allen ein froehliches, stressfreies Weihnachtsfest und alles Gute fuer das Neue Jahr.


Montag, 14. Dezember 2009

Ra-d/t-los auf Tasmanien

Trotz alledem habe ich beschlossen, nicht aberglaeubisch zu werden, auch wenn ich am Freitag den 13. (November) auf der Insel angekommen bin.


Es war noch frueh morgens, als die Faehre in Devonport anlegte. Ich musste noch warten, bis das Buero fuer Forestry aufmachte, wo ich das Buch und den Schluessel fuer den Tasmanian Trail abholen wollte. Alles kein Problem, solange es McDonalds gibt, wo man nochmals ins Internet kann. Wer weiss, wann man dazu wieder die Gelegenheit hat.
Das Buch und der Schluessel lag fuer mich schon bereit. Den Trail zu fahren, war fuer mich eines der Vorhaben hier. Fast nur auf Waldwegen und Schotterpisten ueber die ganze Insel. Da ein Teil der Strecke durch Privatgelaende geht, stellen sie, gegen ein Pfand, einen Schluessel fuer die Tore zur Verfuegung.

Bevor ich mich aber total in die Pampa aufmachte, wollte ich zuerst noch in den Westen zu den Cradle Mountains.
Auf kleinen Strassen ging es immer hoeher. Auf meiner Karte waren ein paar kleine Ortschaften eingezeichnet ich dachte da koenne ich etwas zum Essen oder zumindest Wasser bekommen. Dem war aber ueberhaupt nicht so. Die Orte bestanden vielleicht aus zwei Haeuser, kein Mensch war zu sehen. Eigentlich wollte ich gar nicht so weit fahren, aber mit nur wenig Wasser irgendwo in der Wildniss zu naechtigen ist auch nicht so ideal. Also fuhr ich bis Cradle Mountain Caravan park durch.

Dieser war erstaunlich schoen, alles Rundbauten mit Naturstein. Da sie mir anstatt einem Campingplatz, die guenstigere Liege im “Alpine Shed” angeboten hatten, in der ich alleine war, war es auch nicht allzu teuer und ich musste mein Zelt nicht mehr aufbauen. Das war mir doch sehr recht.

Bevor ich weiter gefahren bin, bin ich zuerst mal zum Dove Lake noch ein Stueck hoeher gefahren.


Wieder einmal war die Fahrt dorthin das Schoenste an allem. Hier hoert es fuer Fahrradfahrer auf. Fuer Wanderer beginnt es hier erst. Einer der bekanntesten Wanderwege auf Tasmanien, der Overland track, beginnt hier. An diesem wunderschoenen Wochenende waren natuerlich Horden unterwegs. Ich bin dann gleich wieder umgedreht.
Es war ein herrlicher Fahrradfahrtag, habe es einfach nur genossen. Oft genug habe ich gehoert, in Tasmanien geht es entweder rauf oder runter, darum machte es mir gar nichts mehr aus. Ich genoss einfach die herrliche Aussicht.
Ich konnte mir Zeit lassen, dieses mal hatte ich genug Wasser dabei, dass ich einfach irgendwo zelten konnte.
Nach 70 km kam ein Ort, Tullah, der zur Abwechslung sogar Laeden hatte. Das war sogar ein sehr nettes Oertchen, an einem See, nur die Leute machten einen sonderbaren Eindruck, als ob nicht allzu viel Austausch der Gene stattfinden wuerde. Nicht gerade angenehm zu zelten.
Nach Tullah verabschiedete ich mich von dem Highway und fuhr auf einem kleinen Straesschen Richtung Queenstown. Das hiess die ersten 11km zuerst mal steil bergaug, dafuer herrlicher Blick auf Cradle und Murdison Mountain. Schon spektakulaer die Felsformationen.
Ich wusste, es kommt noch ein See, Lake Plimsol, da findet man eigentlich immer ein nettes Plaetzchen zum Zelten und hat dann auch noch gleich Wasser.

 

Dort an der Bootsrampe passte mein Zelt genau zwischen die Baeume, einfach genial.

Am naechsten Tag ging es genau so herrlich weiter. Zuerst am See entlang, in der Morgensonne einfach fantastisch.


Erst als ich wieder kurz vor Queenstown auf den Highway kam, wurde es bergiger. Der erste Anblick der Stadt ist nicht gerade einladend, viel Bergbau, das aendert sich aber spaeter. In der Innenstadt gibt es ein paar historische Gebaeude und endlich mal wieder Supermaerkte.
Hier soll es anscheinend an 350 Tagen im Jahr regnen, ich hatte strahlend blauen Himmel.
Nach Queenstown kam die 99 Bend road. Ich habe sie zwar nicht gezaehlt, aber 99 Kurven waren es sicherlich nicht, es kam mir auch nicht so steil vor.


Es war sehr frueh am Nachmittag, als ich am Lake Burbury ankam. Als ich aber so auf der Bootsrampe lag, beschloss ich, hier gehe ich nicht mehr fort, es war einfach so fantastisch, alles so ruhig, nur das Plaetschern des Wassers.

 
Nach den 2 langen Tagen, habe ich das auch echt verdient. Ausserdem hatte ich dann auch Zeit, mir das Tasmanien Trail Buch genauer anzuschauen und wo ich am Besten auf ihn komme.

In dieser Wildniss, fern von jeder Zivilisation und Lichtquelle, hat man einen wunderbaren Nachthimmel, da kommt jeder Stern so richtig zur Geltung.

Obwohl ich recht faul geworden bin, morgens laenger liegen bleibe, es ist eh schon um 5 Uhr hell, war ich doch sehr frueh an den Nelsons Falls. Sehr gut, ausser mir war noch keiner da, da konnte ich mit dem Fahrrad auf dem Fussweg nach hinten fahren.

 
Das machte richtig Spass, durch den dichten Wald mit viel Farn auf sehr guten schmalen Wegen. Auch der Wasserfall konnte sich sehen lassen.

 
Beim naechsten laengeren Anstieg zum Mount Arrowsmith fingen die Probleme mit meiner Schaltung an. Vorerst aber noch so, dass ich sie ignorieren konnte. Einfach oefters Schalten, damit ich nicht in den Leerlauf komme. Ausserdem waren voerst nur die ersten zwei Gaenge betroffen. Obwohl es wesentlich mehr Energie kostete, wenn man ins Leere tritt, habe ich beschlossen, mir den Spass deswegen dadurch nicht verderben zu lassen.

Auf dem Berg aenderte sich die Landschaft wieder, kein Wald mehr, sondern eine Hochebene mit kargen Flechten.
Im naechsten Ort, Derwent Bridge, wollte ich eigentlich meine Vorraete wieder aufstocken. Das einzige aber was ich sah, war das Wilderness Motel. Ich fragte einen Strassenarbeiter, ob das Derwent Bridge sei, er lachte nur und sagte ja, und ich koenne froh sein, dass ich auf dem Fahrrad bin, sonst haette ich es verpasst.
Da es inzwischen kraeftig angefangen hat zu regnen habe ich mir in dem Motel eine heisse Schokolade gegoennt. Schliesslich hat es mir doch zu lange mit dem Regen gedauert, zog meine volle Regenmontur an und machte mich in Richtung Lake St Claire. Es waren ja nur noch 7 km.
Der See ist sueldich von den Cradle Mountains und das Ende des Overland Tracks. Fuer die Wanderer gibt es direkt am See einen sehr schoenen Zeltplatz, allerdings ohne irgendwelchen Einrichtungen, einfach nur ein Stueck Wiese, wo man zelten darf, dafuer mit zwei Regenbogen. Herrlich, ich war ganz alleine

Am naechsten Morgen dauerte es ewig bis ich gepackt hatte, immer wieder wurde ich von dem herrlichen Blick uebern See abgelenkt.

 
Bei Bronte Park, ziemlich im zentralen Hochland von Tasmanien, traf ich dann auf den Tasmanien Trail, endlich wieder weg von der Strasse und auf dirt road.
Allerdings merkte ich bei der ersten Steigung, dass das mit meiner Schaltung nicht besser wird. Auf Schotter natuerlich noch unangenehmer, wenn man auf einmal ins Leere tritt. Nachdem ich dann auch noch ploetzlich da lag, habe ich beschlossen, dass es vielleicht besser ist, ab und zu zu schieben, zumal noch Lastwagen mit Baumstaemmen unterwegs waren. Aeusserst aergerlich.
Vor Arthurs Lake geht der Tasmanien Trail auf einem Weg der tasmanischen Hydrogesellschaft weiter. Da hatte ich dann endlich meine Ruhe, ohne Schluessel kommt man nicht durchs Tor, nur die Wallabies, die es auch sichtlich geniessen, hier ungestoert zu sein.
An einem aeussert netten Zeltplatz am Arthurs Lake habe ich den Abend am Lagerfeuer mit einem juengeren und einem aelteren australischen Paerchen verbracht. Eine sehr nette Abwechslung nach meinen einsamen Abenden.

Von Arthurs Lake bin ich gerade nach Sueden, um wieder auf den Tasmanien Trail in suedliche Richtung zu kommen. Gleich am Morgen, als ich auf das Fahrrad stieg, viel ich beinahe wieder runter, das mit der Schaltung wird immer schlimmer. Die Rohloffschaltung hat 14 Gaenge, die Gaenge 8-14 funktionierten ohne Probleme, 1-7 waren kaum mehr zu benutzen. Kein Vergnuegen bei all den Bergen. Ich versuchte so gut wie moeglich vorwaerts zu kommen.

Als ich dann wieder auf dem Tasmanien Trail war, dauerte es nicht lange und ich musste dort auf die angegebene Alternativroute ausweichen. Eine Bruecke war eingestuertzt und der Weg blockiert..

 
Ueber den ersten Stamm kam ich noch drueber, aber hier war Schluss. In Anbetracht meiner Schaltung sicherlich besser.
Mittlerweile konnte ich ein paar Umdrehungen leer durchtreten. Es sah wirklich so aus, als ob ich aufgeben muesste. Mit einer funktionierenden Schaltung waere es wirklich ein Vergnuegen gewesen. Auch die Alternativroute war auf Schotterpiste, ohne Verkehr durch Waelder und ueber Berge natuerlich.

Zum Glueck habe ich von Tim gelesen, der in der Naehe von Hobart wohnt und Rahmen fuer Reiseraeder baut, und auch vollstaendige Raeder auf Wunsch mit Rohloffschaltung ausliefert. Er kennt sich ein bisschen besser mit der Schaltung aus. In Ouse habe ich dann beschlossen mich vorerst von dem Trail zu verabschieden und auf schnellstem Weg nach Mountain River, hinter Hobart zu fahren. Das war recht klug, denn bis ich in Hobart war, konnte ich Gaenge 1-7 ueberhaupt nicht mehr benutzen, nur noch Leerlauf. Das war weiter nicht so tragisch, bis Hobart war es fast eben. Das Drama fing danach an, als es wirklich steil den Berg hoch ging. Fuer die naechsten 37 km brauchte ich 4 Stunden. Aber die Aussicht war fantastisch. Und wieder einmal versuchte ich es trotz alledem zu geniessen. War ich fertig als ich bei Tim ankam. Er wohnt zwar wunderschoen in den Bergen, aber den muss man zuerst mal erklimmen, das auch noch alles nur Schotterpiste.
Dort in seinem kleinen Schuppen haben wir die Schaltung auseinander genommen und mit Hilfe von Rohloff Australien und der Web Seite von Rohloff Deutschland versucht sie zu reparieren.
Anscheinend sollte das Corpus Delikti zwei kleine Federn sein, die an der Seite angebracht waren. Nachdem wir die Federn von Tim's alter Schaltung eingesetzt hatten, war es tatsaechlich ein bisschen besser, aber noch nicht hundert prozentig. Jedoch gut genug, dass ich auf eine mehrtaetige Tour konnte bis meine Ersatzfedern angekommen sind.

So machte ich mich am naechsten Tag weiter nach Sueden auf, Richtung dem suedlichsten Punkt vom Tasmanischen Festland.
Die ersten km ging es nur bergab, das lief natuerlich fantastisch, danach ein gutes Stueck mehr oder weniger eben, das ging auch noch. Nach Port Huon war dann wieder teilweise Schieben angesagt, jedoch konnte ich mit stetigem Schalten noch ein bisschen die unteren Gaenge nutzen. Es fiel mir wieder leichter auch das drum rum mehr zu geniessen.
Im Huon Fluss ist wahrscheinlich die groesste Lachszucht Tasmaniens.

 
Ein Kaefig, oder wie man die Teile nennt, reiht sich an dem anderen.
Je suelicher ich kam, desto hoeher wurden die Berge. Das letzte Stueck vor Cockle Creek war mal wieder auf Waldwegen, an einsamen Straenden vorbei, fantastisch.

Die ersten Zeltplaetze waren schon ganz schoen belegt, war ja mal wieder Wochenende, der hinterste, Cockle Creek, war noch recht ruhig. Sofort wurde ich von ein paar Frauen zum Wein eingeladen. Sehr nett. Zuerst fuhr ich noch zur Walskulptur,

 

Walfang hatte hier eine starke Bedeutung, bevor ich neben den Frauen mein Zelt aufschlug und zum gemuetlichen Teil des Abends ueberging.

Die Ersatzteile waren nicht vor Montag zu erwarten, war abgemacht, dass bis Dienstag abend wieder zurueck bei Tim bin. Da war nicht mehr allzu viel Zeit, bei all dem was ich noch sehen wollte.
Also bin ich am naechsten Tag gleich wieder weiter, bzw. zurueck.
Schon bei der Herfahrt habe ich mal wieder gedacht, wenn man so eine Reise macht, muss man uber sich selber lachen koennen. All die Berge, die mit der kaputten Schaltung wahrlich kein Vergnuegen sind, konnte ich dann gerade wieder zurueck. Hatte ich zuerst die Umwege entlang der Kueste gewaehlt, blieb ich dieses mal auf der Hauptstrasse. Das waren dann zwar weniger, dafuer hoehere Berge.

Weit bin ich nicht gekommen. Es hat furchtbar angefangen zu regnen. Da es auch ganz schoen kalt werden kann, zog ich meine ganze Regenmontur wieder an. Irgendwann hatte ich aber genug und lies mich auf einem netten Zeltplatz am Huon Fluss nieder. Es hoerte auch die ganze Nacht nicht auf zu regnen, so dass ich am naechsten Morgen mir ueberlegte, ob ich nicht gleich zu Tim wieder zurueck soll. Aber Bruny Island hat mich doch zu sehr gelockt und ich bin weiter, sobald es ein bisschen besser wurde. War gar nicht so dumm, denn spaeter wurde es noch richtig schoen.
Es brauchte mal wieder seine Zeit, bis ich ueber die Huegel, meist schiebend zur Faehre und dann endlich auf der Insel ankam. Mein Glueck, dass ich nicht mehr allzu weit fahren brauchte, gerade mal ueber den “Neck”,

 

wo am unteren Ende ein netter Zeltplatz ist. Zwischendrin ist eine Aussichtsplattform, wo man nach Sonnenuntergang Pinguine beobachten kann, tagsueber kann man die ganze Insel ueberblicken. Also weiter brauchte ich auch nicht. Sass noch ein Weilchen am Strand, leider wieder zu kalt zum Schwimmen und bewunderte die Felsen in der Ferne.

Am naechsten Tag gings wieder zurueck nach Mountain River, wo ersichtlich ist, dass hier auch noch andere Fahrradliebhaber wohnen.

 

Die Ersatzfedern waren auch schon da und wurden gleich eingesetzt. Leider mit wenig Erfolg. Am naechsten Morgen erfuhren wir dann von Rohloff Australien, dass vielleicht Spueloel noch helfen konnte.
Es ist wirklich erstaunlich. Die Schaltung kann man in der Umgebung von Hobart in mehreren Fahrradlaeden bekommen, aber keinen Service dafuer, da noch niemand eine kaputte Schaltung gesehen hat. Nicht einmal das Oelwechsel set kann man leicht bekommen. Bei meinen Nachforschungen habe ich nur einen Laden gefunden, der das Oel hatte. Rohloff nannte mir dann einen Laden in einem Nachbarort, der vor Kurzem ein Kit zugeschickt bekam. Da bin ich dann gleich am Nachmittag vorbei und kurz darauf war auch das Spueloel in der Nabe. Das sah dann endlich mal erfolgsversprechend aus. Kaum mehr Leerlauf, ich war der gluecklichste Mensch, endlich wieder Berge hoch fahren zu koennen und nicht schieben zu muessen. Mir wurde gesagt, dass ich eine Zeilang mit dem Spueloel fahren sollte, habe aber dann doch am naechsten Morgen, bevor ich endlich weiter wollte, das richtige Oel eingefuellt. Ausserdem haben wir von Rohloff erfahren, dass die Federn in den Gaengen 1 – 7 eingesetzt werden sollen, also haben wir dan auch noch gemacht. Der Effekt war fatal, der Leerlauf war wieder da. Zuerst dachte ich es waere nicht so schlimm und die ersten Kilometer gingen eh berg runter, das war eh kein Problem. Erst nach 6 km merkte ich das ganze Ausmass. Tim war am Morgen fuer ein paar Tage weggefahren, er konnte mir jetzt auch nicht weiter helfen. Ich beschloss nochmals zu dem Laden in dem ich das Oel bekam, zu fahren. Leider hatten sie kein Olwechselkit mehr, das hiess, kein Spueloel mehr auf der ganzen Insel, ausser dem Oel was ich am Morgen aus meiner Nabe herauslaufen lassen habe. Das stand bei Tim noch im Schuppen, 25 km und einige Hoehenmeter entfernt. Das letzte was ich wollte, war zurueckzufahren. Ein Mitarbeiter von dem Fahrradladen, hat mich in der Mittagspause geschwind zurueck gefahren, aeusserst nett. Aber leider hatte das Spueloel dieses mal nicht den gleichen Effekt wie tags zuvor. Mir blieb aber nichts anderes uebrig als weiter zu fahren. Wenn ich staendig schaltete, konnte ich den Leerlauf vermeiden.

Bei heftigem Wind ging es ueber die Tasman Bridge. Wahrscheinlich damit kein Fahrradfahrer sich beklagt, sind dort ueberall Schilder, dass sie an einer Verbesserung des Fahrradweges arbeiten. Das tut auch wirklich Not, er ist viel zu schmal, ueberhaupt wenn man voll bepackt darueber will. Fuer mich war es aeusserst unangenehm, dass er hoeher als die Fahrbahn der Autos war und ich das Gefuehl hatte, das Gelaender ist zu niedrig.
Ich kam dann noch bis zum Seven Mile Beach, wo ich mich im Park niedergelassen habe. Die Strecke war nicht weit, aber ich war trotzdem fix und fertig.

Trotz all den Problemen fuhr ich relativ optimistisch am naechsten Tag weiter Richtung Osten. Solange es eben war, war es auch recht schoen, nur ist es das auf Tasmanien nicht lange. Nach Sorell, als es wieder bei mehr Verkehr den Berg hoch ging, hielt ich an und versuchte die ganze Situation zu ueberdenken. Mir war klar, frueher oder spaeter musste ich die Schaltung zu Rohloff nach Queensland schicken. Allerdings hatte ich gehofft, ich kaeme noch durch Tasmanien und koenne in Melbourne noch eine Woche Pause einlegen. Andererseits, es machte so ueberhaupt keinen Spass mehr und all die Berge, die ich noch fahren wollte konnte ich in dem Zustand der Schaltung mir ersparen.
Also warum dann nicht gleich das Hinterrad nach Queensland schicken, wenn es eine Woche dauert, bis ich es wieder zurueck habe, habe ich immer noch genug Zeit fuer die Ostkueste und kann es dann richtig geniessen.
Also rief ich Dorothy an, eine Fahrradfahrerin aus Hobart, die mich eingeladen hatte, aber leider die letzten Tage in Melbourne war. Fuer sie war es ueberhaupt kein Problem, natuerlich koenne ich kommen, sie kaeme am Abend von Melbourne zurueck. Das war noch ein Vorteil, dass ich wiede nach Hobart zurueck bin, sonst haette ich Dorothy and Greg nie getroffen. Ausserdem war fuer die naechsten Tage schlecht Wetter angesagt und das bedeutet auf Tasmanien wirklich schlecht.

Also nichts wie zurueck, wieder ueber meine geliebte Tasman Bridge, diesemal im Regen und Sturm.

 
Das Haus von Dorothy und Greg habe ich schnell gefunden, nicht weit von der Innenstadt, es war aber niemand zu Hause. Im Garten habe ich mein ganzes Gepaeck abgeladen, mein Hinterrad ausgebaut, ein bisschen gesaeubert und getrocknet und sofort auf die Post getragen. Es war Freitag und ich dachte, je schneller ich es wegschicke, desto schneller ist es wieder zurueck.
Die Post in Australien ist im Allgemeinen einfach genial. Man bekommt alles vor Ort was man braucht um was auch immer man verschicken will. Nur mit dem Hinterrad kam ich auf das Postamt und meinte, ich muesse das so schnell wie moeglich nach Queensland schicken. Sofort wurde mir mit 'Bubble'- Folie, Plastiktueten und Klebeband ausgeholfen, bis es versandfertig war. Per Express sollte es in 2 Tagen, d.h. Montag in Queensland sein.

Bis Dorothy und Greg zurueck kamen, trieb ich mich in Hobart herum, war im Museum, das viel interessanter als erwartet war. Hier konnte man es wirklich ein paar Tage aushalten.

Am naechsten Tag hat es wie aus Kuebeln gegossen. Ich war froh, hier im Trockenen zu sitzen. Greg und Dorothy's Bruder gingen wandern, Dorothy hat beschlossen hier zu bleiben. Trotz dem Wetter wollte ich auf den Salamanca Markt, der nur Samstag stattfindet. Es war allerdings nicht viel los, aber es waren auch kaum Touristen unterwegs. Als wir recht durchnaesst waren, habe ich Dorothy zum Kaffee eingeladen und ihr gestanden, dass heute mein Geburtstag ist. Sie liess es sich nicht nehmen, gleich als wir zurueck waren einen Geburtstagskuchen zu backen,

 
Fruechtekuchen, fuer mich was typisch australisches.
Am Abend, als Greg und Robert wieder zurueck waren, gab es noch Sekt und Wein. War sehr nett, meinen Geburtstag in so netter Gesellschaft zu verbringen.

Auch am naechsten Tag dachte der Regen ueberhaupt nicht daran aufzuhoeren. Unglaublich, wieviel Wasser sich im Himmel befinden kann. Mein Fahrrad vermisste ich soweit noch ueberhaupt nicht. Wir haben fast den ganzen Tag redend in der Kueche verbracht. Reiseradler haben sich immer viel zu erzaehlen. Ausserdem habe ich beschlossen, bevor ich nach Suedamerika gehe, mein spanisch aufzufrischen. Ich profitierte sehr davon, dass Greg so ein Sprachgenie ist und unteranderem auch das Suedamerikanisch Spanisch recht gut spricht. Dafuer bin ich mit ihm ein paar Lektionen in seinem Deutschbuch durchgegangen. So gab es immer etwas zu tun.

Erst am Spaetnachmittag sind wir kurz raus, als der Regen ein bisschen nachgelassen hatte.

Am Abend waren wir bei einer deutschstaemmigen Freundin zum BBQ eingeladen, recht interessante Leute waren dort, auch ein Columbianerin, die ich natuerlich sofort ueber ihr Land ausfragte.

Als es am naechsten Tag aufgehoert hatte zu regnen, konnte ich endlich ein Fahrrad von Dorothy fuer mich richten, damit ich fuer ein paar Tage, wegfahren konnte. Zum Test wollte ich eigentlich den Mt Wellington hoch, Greg meinte aber nur lachend, das waere wahrscheinlich keine gute Idee, da oben haette es gerade mal 0 Grad. Und wahrlich ein Blick nach oben zeigte mir, vom Gipfel war nichts zu sehen, darum sieht man oben vom Gipfel wahrscheinlich genauso viel. Wohlbemerkt, es ist nun Sommer hier. Aber die Temperaturen hier auf Tasmanien koennen ganz schoen schwanken. Also fuhr ich lieber in die Stadt.
Am Abend war dann Kino angesagt, wirklich, Hobart ist eigentlich ein ganz angenehmer Ort um haengen zu bleiben, ueberhaupt wenn man immer in so netter Gesellschaft ist.

Trotzdem, am naechsten Tag bin ich los, Mt Field Nation Park wollte ich sehen. Das Leihrad wurde bepackt und ich fragte mich, wie lange es wohl dem Gewicht standhalten wuerde. Es war nicht schlecht, aber bei weitem nicht so stabil wie mein eigenes, aber natuerlich auch bei weitem viel besser als gar keines.
Aus der Stadt heraus ging es Richtung Westen, vor fast 2 Wochen bin ich die andere Richtung nach Hobart gekommen, so lange hatte ich da schon Probleme mit der Schaltung und habe mich im Sueden der Insel herum getrieben.
Diesmal ging es aber auf dem Fahrradweg aus der Stadt, war natuerlich viel schoener und ich beschloss, ihn bis zum Ende durch zu fahren, irgndwie ging er schon in die richtige Richtung. Danach ging es nur noch auf kleinen Straeschen ohne Verkehr.

 
Erstaunlich eben war das ganze, ich habe mit viel mehr Bergen gerechnet. Es war frueher Nachmittag, als ich am Nationalpark ankam, habe schnell mein Zelt aufgebaut und bin zum Russel Wasserfall gelaufen.
Dieser Wald ist einfach traumhaft, viel Moos und Farn, teilweise ist man richtig under einem Baldachin von Farnwedeln gelaufen.

 
Nach all dem Regen war da ganz schoen viel Wasser das den Wasserfall herunter kam. Zurueck am Zeltplatz habe ich mein Fahrrad (ohne Gepaeck) geschnappt und bin zum Parkplatz des Horse shoe Wasserfalls hoch gefahren. Da es schon nach fuenf Uhr war und kein Mensch mehr unterwegs, bin ich auch gleich weiter auf dem Wanderweg gefahren. Das war einfach mal wieder traumhaft.

 

Auch dieser Wasserfall, weniger beruehmt, konnte sich durchaus blicken lass

 
Zurueck auf dem Waldweg den Berg hinunter merkte ich, dass ich vielleicht mit dem Leihrad nicht so sehr auf Feld-Wald-Wiesenwege sollte. Ueberhaupt vermisste ich meine aeusserst zuverlaessigen Magura Hydraulik Felgenbremsen.
Trotzdem, auch wenn mir Hobart sehr gefallen hat, ich genoss es ungemein, wieder draussen in der Natur zu sein.

Ich hatte mir ueberlegt, wenn ich auch Port Arthur auf dieser Tour abhake, bleibt mir mehr Zeit fuer die Ostkueste, wenn mein Hinterrad wieder zurueck ist.
Also bin ich am naechsten Tag wieder los, zuerst aber noch weiter Richtung Nordwesten, auf einem Teil vom Tasmanien Trail, den ich noch fahren wollte und bin dann auf meist Feldwegen im grossen Bogen um Hobart vorbei Richtung Osten. Nach Sorell, wo ich vor ein paar Tagen beschlossen hatte umzukehren, bin ich an die Kueste abgebogen und entlang der Bucht mit wunderschoener Aussicht bis Dodges Ferry gefahren, wo ich endlich in der naehe des wunderbaren Strandes,


 
ein Plaetzchen fand, wo ich mein Zelt aufstellen konnte.
Weiter gings am Bay und einem Fluss entlang weiter nach Suedosten Richtung Port Arthur.
Anscheinend hat es hier noch ein paar von den Tasmanischen Teufel,

 
die vom Aussterben bedroht sind. Immer wieder wird man auf die vielen “Road kills”, Tiere, die von Autos ueberfahren werden, aufmerksam gemacht. Frueher wurden die Kadaver mit Haut und Knochen von den Tasmanischen Teufeln aufgegessen. Da es aber jetzt wegen einer Art Krebs nicht mehr so viele gibt, bleiben die tote Tiere einfach am Strassenrand liegen. Meiner Meinung nach gibt es aber auf Tasmanischen Strassen nicht mehr “Road kills” als auf dem Rest der australischen Strassen.

Schon von Weitem konnte man die Felsenkueste von der Tasman Halbinsel sehen.

 
In Port Arthur werden Bootstouren dorthin angeboten. Die 100 Dollar dafuer konnte ich mir somit sparen.

Auch wollte ich nicht die 28 Dollar investieren um zwischen den “alten” Gemaeuern herumlaufen zu koennen.

 

Was ich von aussen gesehen hatte, hat gereicht. Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, sieht man so oft aehnliches um sonst. Fuer europaeische Verhaeltnisse sind sie eh nicht alt. Das Interessante an Port Arthur ist sowieso die Geschichte, mit der Strafkolonie, die man auch so nachlesen kann.
Und wiedermal war die Fahrt dorthin das Schoenste und Interessanteste von allem, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Am Mittwoch bekam ich eine Nachricht von Rohloff Australien, dass mein Hinterrad repariert wieder auf dem Rueckweg ist. Nach meinen Berechungen sollte es dann am Freitag wieder in Hobart sein, Zeit fuer mich auch wieder umzukehren.

Am Freitag um die Mittagszeit war ich dann wieder bei Dorothy und Greg, habe all meine Teile vom Leihrad wieder weg- und auf mein Rad angeschraubt.
Dann blieb nichts mehr anderes zu tun als auf die Post zu warten.

Am Nachmittag entdeckte ich, dass eine e-Mail da war mit Rechnung. Die Postgebuehr erschien mir sehr niedrig. Sofort rief ich bei Rohloff an und fragte, ob das Rad nicht per Express zurueck geschickt wurde. Dies war nicht der Fall. Das war zu viel fuer mich, das konnte ich ueberhaupt nicht verstehen. Fuer mich bedeutete das, bis Montag noch warten. Auf der Post sagte man mir, es koenne eine Woche dauern. Da die Nebensaison zu Ende ging, habe ich fuer Samstag den 12. Dez eine Faehre zurueck nach Melbourne gebucht. Im schlimmsten Fall blieb ueberhaupt keine Zeit mehr fuer die Ostkueste. Habe ich mich geaergert.
Dorothy fuhr mit ihrer Familie am naechsten Tag in Urlaub, es war aber klar, das ich bei ihnen bleiben konnte, bis man Rad zurueck kam. Was haette ich nur ohne sie gemacht!
Am Samstag und Sonntag konnte ich mich noch frei bewegen, es wurde ja eh keine Post ausgeliefert. Fruehmorgens waren wir alles zusammen auf einem langen Spaziergang durch den Wald, am Fluss entlang, am Fusse des Mt Wellington, spaeter konnte nochmals auf den Salamanca Markt, diesmal bei schoenem Wetter und mehr Touristen, war abends in einem Konzert, am Sonntag bin ich dann doch noch Mt Wellington hoch gefahren.
Hat sich wirklich gelohnt, die Aussicht ist einfach gigantisch. Selbst die Tasman Bridge sah aus dieser Perspektive ganz harmlos aus.


Am Montag blieb mir nichts anderes uebrig als daheim zu bleiben und warten, bis mein Rad hoffentlich kommt. Am spaeten Nachmittag, als es dann klar war, dass das Warten vergeblich war, rief ich nochmals bei Rohloff an und bekam die Registriernummer von dem Paket. Ein Anruf am naechsten Tag beim Postamt brachte die freudige Nachricht, dass es noch am gleichen Tag ausgeliefert wird. Also wieder warten, aber diesmal mit der Sicherheit, dass es ein “happy end” geben wird. Endlich war ich dann auch wieder in der Stimmung, e-mails zu schreiben.
Nachdem ich dann gepackt hatte und alles gerichtet war, kam kurz vor 14 Uhr das Rad. Mit Robert, Dorothy's Bruder, war ausgemacht, dass sobald das Rad das war, faehrt er mich ein Stueck
Also nichts wie das Hinterrad eingesetzt, alles ins Auto verfrachtet und los. Testen wollte ich nichts mehr, hatte eh keine Wahl, musste so weiter kommen.

Da ich eh das Meiste schon mehrmals mit dem Fahrrad gefahre bin, konnte ich es akzeptieren, jetzt gefahren zu werden, vor allem, da nur so die Chance bestand ein bisschen von der Ostkueste zu sehen.
Die erste Nacht konnte ich dann gleich im Freycenet Nationalpark verbringen. War ich gluecklich wieder auf meinem Fahrrad unterwegs zu sein,
Viel Zeit blieb mir da nicht, gleich frueh morgens ging es weiter nach Norden zum Bay of Fire.
Unterwegs traf ich Susann und Martin, ein hollaendisches Paerchen, die sich auf Tasmanien Raeder geliehen hatten und recht gemuetlichen unterwegs waren. Tat richtig gut ein paar Kilometer mit netter Unterhaltung zu fahren. Unterwegs kamen wir an wunderschoene Straende vorbei, die fast so aussahen wie die, die ich im Nationalpark verpasst hatte.

 
Da ich auf direktem Wege von Bay of Fire zum Ben Lommond Nationalpark wollte, hat mir eine sehr nette Frau vom Tourist Info in St Helens eine sehr detailierte Landkarte gezeigt. Die Hoehenlinien waren so dicht, dass mir davon schon recht schwindelig wurde. Sie beruhigte mich aber und meinte, dass der Weg zwischen den Hoehenlinien lang gehen wuerde. Das werde ich ja dann sehen. Sie schrieb mir alle Strassennamen durch den Wald heraus. Ich bezweifelte ja sehr, dass ich Strassenschilder auf Waldwege finden wuerde, war ihr aber trotzdem sehr dankbar, da ich wusste, irgendwie wird es schon zu finden sein.

Aber vorerst ging es noch weiter nach Bay of Fire, mit den charakteristischen roten Felsen und dem extrem tuerkiesen Wasser.

 

Da wieder ein harter Tag bevor stand, bin ich frueh raus, wache eh immer frueh auf, so war das nicht weiter schlimm.
Wieder zurueck in St Helens fand ich gleich den Weg aus der Stadt und war erstaunt, dass ich wirklich fuer die ersten Wege Schilder sah.
Selbst die kritische Kreuzung mitten im Wald war nicht zu uebersehen. Manchmal ist es sehr problematisch, wenn viele Waldarbeiten stattfinden, dann entstehen hunderte von zusaetzlichen Wege und im ganzen Chaos weiss man nicht mehr wo es lang geht. Hier war es aber sehr ruhig. Auf der ersten strecke, ca 50 km habe ich gerade mal 2 Autos gesehen.
Auch die Steigung hielt sich in Grenzen, nur kurze Stuecke musste ich schieben, da es auf dem Schotter das Hinterrad durchdrehte. Meine Gangschaltung funktionierte aber wieder bestens und genoss die Vorteile einer Rohloffschaltung, die ich doch sehr vermisste.
Irgendwann wurde der Weg breite und mit schoener Aussicht ging es hinuter auf eine richtige Strasse.

 

Ganz erstaunt war ich, als ich in einem winzigen Ort, Methinna, einen Laden mit meinem Iced coffee fand.
Das Wetter war nicht mehr so gut, es windete stark und regnete leicht. Eine lange Pause war nicht angesagt, wusste ich doch mir stand noch ein schoenes Stueck bevor, nach Ben Lommond geht es noch sehr den Berg hoch.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass es noch vorher wieder auf kleinen Waldwegen auf ueber 1000m hoch geht. Das war recht unangenehm, vor allem als es dann wieder im Regen steil runter ging.

Es war sehr spaet, als ich an der Abzweigung zum Ben Lommond ankam. Zeit fuer meine eiserne Reserve, meinem letzten Schokoriegel. Ein Auto hielt an und fragte, wo ich denn uebernachten wolle, ich meinte, oben auf dem Zeltplatz. Er wuenschte mir viel Spass und meinte, dass es noch sehr weit und steil den berg hoch ging, was ich ja wusste, und dass es vor ein paar Tagen da noch Frost gab. Das haette ich nicht gedacht.
Ich hatte mir sowieso ueberlegt, mich schon vorher in die Buesche zu schlagen, und am naechsten Tag ohne Gepaeck hoch zu fahren.
Nach ein paar Kilometern sah ich ein geeignetes Plaetzchen im Wald und beschloss kurzerhand dort zu naechtigen.

 
War das schoen ruhig, da der Weg nur zum Nationalpark hoch ging, kamen gerade mal noch 2 Autos vorbei. Ausserdem hat der Regen dankender weise kurz aufgehoert, damit ich mein Zelt aufstellen konnte.

Mein Gepaeck verstaute ich am naechsten Tag im Gebuesch, machte ein Zeichen an die Strasse, damit ich es spaeter auch wieder finde und machte mich auf zum Bergesgipfel. Ohne die Last war es doch gleich viel einfacher und richtig froh war ich als ich merkte wie kalt es dort oben war. In den Gipfel hingen noch Wolken,

 
war aber so schoen, dass ich immer weiter fuhr, auch wenn ich wusste, dass mir noch ein langer Weg bevor stand, damit ich am naechsten Tag meine Faehre bekomme. Als ich dann vor der Jaccobs Ladder stand und die Aussichtsplattform oben in der Sonne blitzen sah, gab es kein zurueck mehr, da musste ich einfach hoch.

 
Als ich das schneebedeckte Schild sah, war nochmals ganz froh am Fusse des Berges im Warmen uebernachtet zu haben.

 

Das war mit das Beste von allem, was ich auf Tasmanien gesehen hatte und war richtig froh, dass es noch geklappt hatte, trotz dem langen Aufenthalt in Hobart,

Fuer mich hiess es dann, schnell wieder zurueck und auf direktem Wege nach Devonport, von wo meine Faehre zurueck nach Melbourne abfuhr. Eine Uebernachtung am Tarra River musste ich noch einlegen. Dort gibt es einen kostenlosen Campingplatz. Allerdings wurde mir auf dem Touristeninfo gesagt, da kann man nur mit eigener Toilette uebernachten. Das ist wirklich nicht Fahradfarerfreundlich, ich habe noch nie ein Fahrrad mit Toilette gesehen. Ich habe beschlossen, trotzdem dort vorbei zu fahren.
Als ich dann dort ankam war schon ein hollaendisches Fahrradfahrerpaerchen mit Zelt und ohne Klo da. Spaeter waren es vier Zelte. Der Witz war, gleich daneben gab es oeffentliche Toiletten. Ohne Probleme konnten wir dann dort uebernachten.

Selbst mit dem starken Gegenwind auf den letzten 75 km habe ich es noch gut zur Faehre geschafft.

Trotz den Problemen mit der Schaltung hatte ich doch eine fantastische Zeit auf Tasmanien, fuhr genau nach einen Monat zurueck nach Melbourne, wo ich wieder am 13. ankam, diesmal war es aber Samstag.