Dienstag, 20. Oktober 2009

Auf der Great Ocean Raod nach Melbourne

Nach einigem Hin und Her, mein Entschluss dem Wetter entsprechend – wechselnd -, habe ich schliesslich meine wohlige Bleibe am Samstag, den 26. September in Warrnambool verlassen und mich auf den Weg Richtung Great Ocean Road gemacht.
In den letzten Tagen waren die Prognosen immer schlechter als das tatsaechliche Wetter, darum bin ich sehr optimistisch losgefahren.
Die Seitenstrassen durch die Weidenlandschaft mit den gluecklichen Kuehen, die mir Mary tags zuvor gezeigt hatten, habe ich leicht wieder gefunden.Erst kurz vor Peterborough bin ich auf die Great Ocean Road gekommen, gerade als es wie aus Eimern angefangen hat zu regnen. Auch der Wind nahm immer mehr zu, ich konnte nicht einmal in den Ort abbiegen, der Wind hat mich gerade wegs wieder hinaus geblasen.

Nach Peterborough fangen die beruehmten Felsformationen an: Die Grotto,


London Bridge, die schon vor Jahren heruntergebrochen ist und die Arche,

 

mit den brausenden Wogen in dem starken Sturm ein wunderbares Schauspiel. Kein Wunder dass diese Kueste auch die “Shipwreck coast” genannt wird. Leicht einzusehen, dass hier einige Schiffe fanden hier ihr Ende fanden.

Hier erinnern mich mehr Orte an meine erste Tour, obwohl es damals Sommer war das Wetter war das gleiche. Port Campbell habe ich gleich wieder erkannt, dieser kleine ueberteuerte, Touristenort hat mir schon das letzte mal nicht gefallen. Er ist vor allem wegen den 12 Aposteln, von denen nur noch acht uebrig sind, so beruehmt, die gleich hinter dem Ort kommen.

 

Mir wurde mehrfach davon abgeraten am Wochenende auf der Great Ocean Road zu fahren. Ich hatte aber bisher keine Probleme. Vielleicht ist an normalen Wochenenden mehr Verkehr, am Samstag, dem Tag vom grossen Australien Football finale, bleiben die Strassen leer, wie in Europa, wenn Fussball Endspiel ist, ein genialer Tag zum Fahrradfahren.

Nur an den 12 (8) Aposteln wurden ich von Horden Asiaten und Inder ueberrascht, die in Busladungen die Kueste stuermten. Dank dem starken Wind blieb keiner lang. Dieser hat selbst das Wasser in Wasserfaelle wieder die Felsen hoch geblasen.

 
Nach dem obligatorischen Foto bin auch ich weiter, aber nicht mehr lange. Der Wind hat mich staendig von der Strasse geblasen, es wurde mir einfach zu ungebmuetlich.
In Princetown habe ich einen kleinen Zeltplatz gefunden, wenn ich mich nicht irre, war ich hier schon vor 5 ½ Jahren. Unter einem Dach vor einem Gebaeude hatte sich schon eine Frau niedergelassen, die den Great Ocean Road Walk wandert. Ich habe mich zu ihr gesellt und da ich nicht die geringste Lust hatte bei dem Sturm und Regen mein Zelt aufzustellen, habe ich mal wieder einen Abstellraum ausgefegt und in dem wir es uns gemuetlich gemacht haben.

Am naechsten Tag war das Wetter nicht wesentlich besser, aber es gab nichts zu ueberlegen, dies war kein Ort zum Bleiben.
In den letzten Tagen habe ich fast jeden nach unbefestigten Seitenstrassen als alternative zur Great Ocean Road gefragt. Als ich dort angekommen bin, fiel mir ein, ich bin sie schon letztes mal eine Seitenstrasse gefahren. Nur dachte ich, dass es die “Old coach road” war. Gleich am Zeltplatz ging sie ab. Eigentlich hatte ich diese als sehr gut fahrbar in Erinnerung. Nachdem ich nach einem Kilometer im Sand steckengeblieben bin und nach 2,5 km schliesslich umgedreht bin, habe ich mich schon schwer gewundert, wie eine Strasse sich so sehr veraendern kann.
Zurueck auf der Strasse, ein paar meter weiter, ging die “Old ocean road” ab. Diese machte eine wesentlich besseren Eindruck.
Einen Blick auf die Karte bestaedigte es mir, ich habe mich in der Strasse vertan,
vielleicht sollte ich doch besser ab und zu meine Lesebrille aufsetzen.
Dieser Weg entsprach weit mehr meinen Erinnerungen, fast eben auf gut befahrbarer Oberflaeche, schlaengelte er sich dem Gellibrand Fluss entlang. Der starke Niederschlag der letzten Tage machte sich stark bemerkbar. Darunter litten aber mehr die Kuehe als ich, die nur noch geringe Weideflaeche hatten, dafuer umso mehr Tuempel.

Auf den langen Anstieg nach Lavers Hill war ich schon physisch und psychisch eingestellt. Beim Bergauffahren war es auch nicht so schlimm dass es nur 8-9 Grad waren. Wieder hinunter war es etwas schlimmer. Zu der Kaelte kam noch Seiten- und Gegenwind. Sehr unangenehm. Trotzdem war die Gegen sehr schoen, meist Regenwald.

Dann kam voellig unvorbereitet der zweite Huegel, aber auch den brachte ich hinter mich, dann ging es nur noch hinunter nach Apollo Bay.
Eigentlich wollte ich nur ganz schnell durch diesen Touristenort fahren, traf aber dann Sebio und Kati, zwei spanische Fahrradfahrer, die ersten seit langem, die auch um die Welt fahren. Sie waren auf dem Suche nach einem Campingplatz, und da wir einiges auszutauschen hatten, schloss ich mich ihnen an.
Vom ersten Platz wurden wir gleich wieder weggeschickt, alle Zeltplaetze standen unter Wasser, beim zweiten, der auf einem Huegel lag, waren wir erfolgreicher. Ein schoener, neuer, luxurioeser Platz, zu dritt erschwinglich. In der wohlig beheitzten Campingkueche verbrachten wir den Abend, ich gab ihnen Informationen ueber Asien, bekam dafuer welche von Amerika. Das war einfach mal wieder sehr nett.

 

Obwohl das Wetter am naechsten Tag sichtlich besser wurde, wollte ich doch Bawron Head erreichen, wo mich ein schoenes, warmes, trockenes Plaetzchen erwartete.
Sehr frueh habe ich mich von Sebio und Katie verabschiedet, bin los und.. hatte nach 3 km einen Platten! Aeusserst merkwuerdig, das haette mit den guten Reifen und guten Strassen nicht passieren duerfen. Hilft alles nichts, schnell den Schlauch wechseln und weiter. Haette schlimmer kommen koennen, wenigstens hat es nicht geregnet.

Zwischen Apollo Bay und Anglesia ist fuer mich die schoenste Strecke der Great Ocean Road. Dort fuehrt die Strasse an den Klippen entlang, auf und ab und man sieht laenger etwas vom Meer. Dazu noch das prima Wetter, war einfach mal wieder ein herrlicher Fahrradfahrtag.

Von Torquay bin ich auf Nebenstsrassen nach Bawron Head gefahren, alles nette kleine Wege, ueberall Schilder, dass man auf Fahrradfahrer ruecksicht nehmen soll. Diese gibt es hier sehr viele, aber fast ausschliesslich Rennradler mit Lycra Shorts, wahrscheinlich animiert von Cadel Evans, der hier seinen Sommer verbringt.
Einer davon hat sich mal wieder auf mein Tempo herabgelassen um mit mir ein Gespraech anzufangen. Normaler Weise dauert dies vielleicht 500m, dann sind die wichtigsten Fragen gestellt und beantwortet, dann koennen sie wieder davonsprinten. David hielt es aber sehr lange neben mir aus und als es sich heraustellte, dass er ein Nachbar von Steve und Pat, meinen Gastgebern, war, fuhr er die ganzen restlichen 20km neben mir her. War recht nett mal wieder eine Unterhaltung neben dem Fahren zu haben.

Sehr herzlich wurde ich von Steve und Pat empfangen und konnte gleich ihr Gaestehaus im Garten beziehen. Welch ein Luxus, ein komplettes Haus mit Kueche, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer, voller Kuehlschrank und Buecher, Buecher, Buecker. So kann man es wirklich ein Weilchen aushalten.
Steve und Pat sind sehr interessante Persoehnlichkeiten. Steve schreibt fuer eine lokale Zeitung, hat sich alles genau notiert, was ich ihm ueber meine Reise erzaehlt habe und hat folgenden Artikel daruas gemacht: http://www.stevecraddock.id.au/Time_%26_tide/Entries/2009/11/1_No_more_visa_problems_for_ages!.html
Er war mit seinem Vater zusammen einer der Kletterpioniere am Mt Arapiles, dem Kletterparadies, wo ich vor kurzem war.
Pat ist eine ausgezeichnete Malerin, ueberall haengen Bilder von ihr, die die Atmosphaere der Gegend sehr gut wiederspiegeln.

Am naechsten Tag kamen Paul und Sue von Melbourne zum Mittagessen, Freunde von Pat und Steve. Ich war vor 5 ½ Jahren bei ihnen und sie haben mich vor 4 Jahren in Steinen besucht, ein sehr freudiges wiedersehen. Fuer mich war es ein sehr erholsamer Tag, am Vormittag konnte ich meine Sachen sortieren und trocknen und natuerlich mein Schlauch flicken.

Endlich kam das letzte Stueck bis Melbourne. Gerade heute war Nordwind angesagt, fuer mich bedeutete das groessten Teils Gegendwind.
Die erste Strecke bis Queenscliff, wo die Faehre zur Mornington Halbinsel ablegt, ging noch. Es war auch ungewoehnlich warm, das erste mal seit weiss nicht wie lange, dass ich ohne Jacke fahren konnte.
Als ich letztes mal hier den Philip Bay ueberquerte, war das Wasser voll von Delphinen. Heute war von den Tieren keine Spur, vielleicht ist ihnen auch noch das Wasser zu kalt.

Auf der Mornington Peninsula hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Schoene Fahrradwege gehen jetzt am Strand entlang, auf dem immer wieder bunte Haeuschenn stehen, richtig idyllisch, mich wundert, was sie beinhalten.

 
Der Wind machte die Strecke zu einer richtigen Herausvorderung. Voller Zuversicht, dass ich es bis Sue und Pauls Haus noch vor Dunkelheit schaffe, liess ich mir einfach Zeit.
Bevor es vom Philip Bay nach Camberwell abgeht, hat Paul auf mich gewartet, dafuer war ich ihm ganz schoen dankbar. Der Verkehr hatte auf den letztenKilometern extrem zugenommen, schliesslich naeherte ich mich der zweit groessten Stadt Australiens. Er zeigte mir kleine Schleichwege hoch nach Camberwell fahren.
Gerade noch vor Dunkelheit haben wir ihr Haus erreicht. Sue hatte uns gleich eine Kleinigkeit zum Essen bereit gestellt, bevor ich mein vorlaeufiges Zuhause bezog. Nach dem Abendessen war aber nicht mehr viel mit mir los.

Jetzt bin ich schon 2 Wochen in Melbourne und es gefaellt mir immer noch sehr gut. Bei Sue und Paul fuehle ich mich wie zu Hause, was sehr gut tut nach dieser langen Zeit auf der Strasse. Dank des Melbourne Arts Festival, mit dem phantastischen opening spectacle


 


 

und dem Bike festival, das mit dem “Bike to work event” anfing,

 

bei denen immer etwas Interessantes geboten wird, kann ich es gut aushalten. Um meine Beine ruhig zu halten gehe ich morgens laufen und ab und zu mit Paul auf laengere Fahrradtour. Da Sue ihre Kniebaender gerissen hat, darf sie nicht Fahrrad fahren und ich kann ihr super leichtes Fahrrad haben. Es macht richtig Spass mit nur 9 kg unter dem Hintern hinter Paul durch die Gegend zu duesen. Melbourne hat das weiteste und beste Radwegenetz, das ich bisher gesehen habe, durch Waelder, an Baechen entlang, wirklich nett. Auch meine Strecke in die Stadt ist genial,entlang dem Yarra Fluss. Im Vergleich zu anderen Staedten werden die Radwege auch wirklich benutzt.

Melbourne ist der ideale Ort mich aufzuhalten, bis es in Tasmanien waermer ist und ich die Faehre am 12. November nehmen kann.