Dienstag, 5. Mai 2009

Von Kakadus und Wallabies - der Norden Australiens

Es war einfach noch viel zu dunkel und ich war viel zu muede um gleich gross in Aktion zu treten, als ich um ca 3 Uhr morgens von denn ganzen Security Checks entlassen worden bin. Eigentlich haette ich gedacht, dass sie mehr Interesse an meinem Fahrrad zeigen wuerden, nachdem cih 6 Monate lange durch all den Mist (Kuh-, Schaf, Pferde- etc..) in ganz Suedostasien gefahren bin. Gehofft hatte ich ja, ich bekomme mein Fahrrad geputzt, da sie auf keinenn Fall irgendwelche Krankheiten ins Land bekommen wollen. Aber ein kurzer Blick in die Bikebox genuegte, um zu sagen, “OK, weiter”. Nach ueber einem Jahr “auf der Strasse”, kann ich fast immer und ueberall schlafen, sehr nuetzlich. Ich legte mich einfach in der Eingangshalle auf den erstaunlich sauberen Teppichboden und schlief ein, mein ganzes Gepaeck um mich herum gestapelt. Kurz vor Morgengrauen, so ca 5 Uhr, als es mit den Durchsagen zu heftig wurde, habe ich mich aufgemacht, mein Fahrrad zusammenzubauen. Danach ging es gleich los. Welch schoene, ruhige Strassen, guter Belag, so ruhig, alles duftet so gut, alles ist so sauber, halt was ganz anderes hier. Mein Gastgeber hier in Darwin, “Noodle”, hat mir eine genau Beschreibung zu seinem Haus gegeben. Als ich da eintraf, war es gerade mal 7 Uhr am Samstag morgen, da wollte ich ihn nicht unbedingt wecken. Brauchte ich auch nicht, da stand so schoen ein Liegestuhl bereit in dem ich gerade mal weiter schlafen konnte, bis die Nachbarn kamen und Noodle weckten. Obwohl ich noch nicht ganz zurechnungsfaehig war, musste ich in die Stadt fahren, Ersatzteile fuer mein Fahrrad besorgen. Der Laden hatte nur bis um 16 Uhr auf, am Sonntag natuerlich ueberhaupt nicht.

Auch in der Stadt waren die Strasse breit, leer, ruhig und sauber. Zuerst dachte ich es waere ein Feiertag, aber dem war nicht so. Supermaerkte gibt es hier, so etwas habe ich, ausser vielleicht in Singapore, seit Deutschland nicht mehr gesehen. Auch die Preise nicht. Nach all den Monaten in Suedostasien ein hartes Brot. Ich sollte mich am Besten gleich daran gewoehnen, also ging ich weiter einkaufen, so lief nicht nur die Zeit, sondern auch das Geld davon. Vier Tage bin ich in Darwin geblieben. Alles war so geruhsam hier, da trieb einen nichts zur Eile an. Die Tage waren ausgefuellt mit Einkaufen: Fahrradkleidung, Ersatzteile, Nahrungsmittelvorraete fuer die naechsten paar Tage etc.., Tour genauer planen, und die Gegend mit dem Fahrrad erkunden. Eigentlich ist Fahrradfahren, das Beste, was man hier machen kann. Erstens ist ansonsten nichts los und zweitens gibt es fantastische Fahrradwege der Kueste entlang.

Auch Straende gibt es hier, aber schwimmen kann man nicht. Entweder ist es die Stroemung oder die Qualen oder Krokodile. Einen Grund finden die immer.

Aber dann gings los, zuerst mal Richtung Kakadu Nationalpark, ein Weltkulturerber wegen der Natur und der Aborigine Kultur. Auf dem Arnheim Highway kommt man zuerst mal durch die Wetlands, ein flaches mit Seen und Fluessen zersetztes Gebiet. In dem Besucherzentrum “Windows of the Wetlands” erfaehrt man alles ueber Flora, Fauna und Geschichte dieses Gebietes. Ausserdem gab es frisches Trinkwasser, gut zum Wasserflaschen nachfuellen, solche Gelegenheiten darf man sich nicht entgehen lassen. Hier gibt es zwar viele Tiere und Pflanzen aber keine Ortschaften geschweige denn Laeden, der naechste ist ungefaehr 200km entfernt. Dann kam der Mary River Nationalpark, die erste Gelegenheiten auf dem Fluss eine Krokodilstour zu machen.



Leider kam ich dort an als gerade eine Tour los gegangen war, fuer die naechste haette ich 1½
Stunden warten muessen. Da musste ich mir dann auch nicht lange ueberlegen, ob es mir die 26 Aust. Dollar wert ist, also nix mit Jumping Crocodiles.
Auch sonst sah ich genug Tiere, kleine Aligatoren, Voegel und zuerst dachte ich es war ein Kaenguruh, bis ich mir sagen lassen musste, dass es in Northern Territory keine Kaenguruhs gibt, also wieder mal “nur” ein Wallabie.

Nicht nur bei den Roadtrains und den Tieren kamen mir Erinnerungen an meine erste Fahrradtour in Australien vor fuenf Jahren, auch der Gegenwind kam mir sehr bekannt vor. Dieser, das schwere Gepaeck mit all den Wasserflaschen und Essensvorraete, dann auch noch die Hitze, haben dazu gefuehrt, dass ich nach 93km an einem Roadhouse beschlossen habe, das reicht fuer den ersten Tag hier in Australien. Der Campingplatz an diesem Roadhouse war zwar doppelt so teuer wie ein Zimmer in Indonesien, aber hatte ein Schwimmbad, das ich voll ausgenutzt habe.
Am naechsten Morgen hatte ich es ueberhaupt nicht eilig, kam deswegen recht spaet los und verpasste die schoensten Stunden am Morgen zum Fahrradfahren.

Nicht mehr weit und ich war wirklich in diesem riesigen Kakadu Nationalpark.


Da fuer diesen Park seit 2004 keinen Eintritt mehr verlangt wir, nach all den horrenden Preisen der Weltkulturerbestaetten in Suedostasien eine riesen Ueberraschung, kann man einfach so hineinfahren. Nur ein Hinweisschild am Strassenrand deutet darauf hin, dass man die Schwelle jetzt ueberschritten hat.

Obwohl es schon sehr trocken gewesen ist, war es immer noch offiziel “Wetseason”, vieles wurde zuerst noch fuer den Touristenansturm im Juni hergerichtet, deswegen war einiges noch gesperrt, so auch der Campingplatz, auf den ich eigentlich wollte. Der naechste bedeutete weitere 40km. Mir war klar, vor Dunkelheit werde ich den nicht mehr erreichen. Bei all den Warnschildern vor Krokodilen, Schlangen etc..


War mich auch nicht gerade nach Wildcampen, was im Park auch nicht gerne gesehen wird.
Bei Dunkelheit fahren gehoert auch nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschaeftigungen. Also habe ich beschlossen zu versuchen, ob ich ein Auto anhalten kannt. Bei dem mageren Verkehr keine schweisstreibende Aktivitaet. Ich bin also weitergefahren und habe jedesmal wenn ich ein Auto hoerte angehalten. Auch die Autos haben auf mein Zeichen hin angehalten. Das erste war ein typischer Touristen-Campervan, mit einer Familie voll bis obenhin, keine Chance noch mehr unterzubringen, das zweite war ein kleine Pickup, der voller Moebel war. Dem Fahrer, der fuer eine der Mienen arbeitet, war es schlimmer, dass er mich nicht mitnehmen konnte als mir. Es tat ihm so furchtbar leid und hat mir wenigstens meine Wasserflasche wieder aufgefuellt.
Nach fast 2 Stunden kam dann das 3 Auto, zwei Angler, die auch auf dem naechsten Campingplatz waren und nur “kurz” zum Einkaufen gefahren sind. Auf all den Bierdosen hatte mein Fahrrad samt Gepaeck gerade noch Platz. So kam ich gerade noch bei Tageslicht an, als ich mein Zelt aufgebaut hatte, war es schon stockdunkel.

Am naechsten Morgen sah ich dann direkt im Baum ueber meinem Zelt meinen ersten Kakadu.


Er gehoert nicht unbedingt zu meinen Lieblingsvoegel, er macht einen furchtbaren Laerm.

In 3 Tagen bin ich durch den Park geradelt, habe einiges an Tieren gesehen, vor allem Voegel, schoene Landschaft, die vielen von Termiten gebauten “Kathedralen” ,

aber was mich besonders fasziniert hat, waren die Felsmalereien am Nourlangie Felsen.
Mitten im Park ist die einzige “Stadt”, Jabiru. Dort gibt es ein fantastisches Informationszentrum mit sehr freundlichen Rangers. Hier bekam ich genug Informationen ueber die verschiedene Zeltplaetze und wo es Wasser gibt.
Bevor ich zu den Nourlangie Felsen abgebogen bin, habe ich mein ganzes Gepaeck auf einem der Zeltplaetze abgestellt, halt so, dass es nicht gleich jedermann sieht, es noch niemand da. Es war eigentlich nicht mehr als ein Gebiet, auf dem es erlaubt ist, sein Zelt aufzustellen, aber immerhin mit Klohaeusschen, aber kein Wasser.
Zur zweitschoensten Fahrradfahrzeit, in den Spaetnachmittagstunden, bin ich recht flott, so leichtgewichtig wie mein Fahrrad war, zu den Felsen gefahren. Dort angekommen haette ich mir gewuenscht, ich koennte einen ganzen Tag hier verweilen, wunderschoene Felsstrukturen und Schluchten und natuerlich die Felsmalereien.


So konnte ich es wenigstens im schoenen Abendlicht geniessen, wo die Felsen knallrot leuchten.
Schnell bin ich wieder zurueck gerast, damit ich nicht in die Dunkelheit gerate. Auf dem Zeltplatz waren inzwischen 3 andere Zelte. Eines davon gehoerte einem jungen Deutschen, der gerade mal mit dem Abitur fertig war und mit dem Auto durch Australien faehrt. Der war ganz begeistert von meiner Tour, hat mich dann bekocht und mit Trinkwasser versorgt. Wirklich sehr nett.
Leider wurden wir an dem Abend noch von Mosquitos geplagt. So etwas habe ich selten erlebt. Nicht mal sprayen hat genutzt, mein ganzer Ruecken war durch das T-Shirt durch zerstochen, um den Kopf trug ich ein Tuch. Ich war richtig froh, als ich in meinem Zelt sass und das Gesurre ein paar Zentimeter von meinem Kopf weg war.

Zum Abschluss meiner Tour durch den Park wurde es nochmals richtig heiss, Dieses spaerlichhe Gebuesch bot kaum schatten. Die einzige Moeglichkeit mein Fahrrad irgendwo anzulehnen waren die Wasserstandsanzeiger ( mein Fahrradstaender bricht unter der Last zusammen).


Wenigstens ein paar Minuten hinsetzen. Eigentlich sollte ich zwischen 11und 15 Uhr eine Pause machen, aber dazu habe ich auch nicht gerade Lust

Am Spaetnachmittag erreichte ich Pine Creek am Stuart Highway, wo ich mich eigentlich schon auf einen Laden und einem kuehlen Getraenk gefreut haette. War aber nicht, der einzige Laden war geschlossen. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz. Ich wollte endlich wieder mal eine Dusche. Der Platz, den ich mir aussuchte, gehoerte zu dem Laden, die Tochter des Besitzers war dann so freundlich und hat extra fuer mich den Laden aufgeschlossen. Sie war Chinesin der 4. Generation, hat mir einiges ueber diese Stadt erzaehlt.
Pine Creek hat etwas von einer Goldgraeberstadt, war es auch mal, quai. Frueher, als es noch Goldmienen gab, war es groesser als Darwin, jetzt sind es vielleicht nur noch 700 Einwohner.
Wenn sie Glueck hatten, kamen sie in anderen Mienen unter. Ausserdem wollen sie den Tourismus vorantreiben. Dazu bruechten sie nicht einmal ein Museum, die ganze Stadt ist eines. Und immerhin gibt es schonn 3 Caravanparks, bisher noch leer.

Im Gegenwind ging es dem Stuart Highway bis Katherine. Dort hatte ich eine Einladung von Kate und Phil, er ist auch Fahrradfahrer, aber mit Leichtgewichtrennrad. Er faehrt die Strecke vielleicht in der Haelfte der Zeit, darum hat er mich viel frueher erwartet. Kurz vor Katherine habe ich gemerkt, dass er mich schon des Oefteren versucht hat zu erreichen. Das Mobilnetz in Australien ist sehr schlecht, es existiert vielleicht gerade mal im Umkreis von 10km der groesseren Staedten. In Russland war wenigstens entlang der wichtigsten Strassen Empfang, so konnte ich mitten in den sibirischen Waeldern SMS verschicken, was hier absolut nicht moeglich ist. Andererseits ist es auch besser so, es ist extrem teuer.
Mich zog es zuerst mal zum Supermarkt. Wiedereinmal wollte ich nur etwas kuehles zum Trinken. Als dieses Beduerfnis gestillt war, rief ich Phil an, der versprochen hat, mich abzuholen. Waehrend ich dort wartete konnte ich schoen die Leute beobachten. Aborigines, europaeische Australier, Junge, Alte, Arme, Reiche, hier tummelte sich alles.
Als Phil kam, haben wir alle auf seinen Pickup geladen und sind die 12km raus aus der Stadt, zu seinem Anwesen gefahren. Richtig schoen ruhig, umgeben von Mangoplantagen. Im Garten tummelten sich diverse Arten von Huehnern, drei Hunde, Katze, Pferde, Esel, alles was man so braucht. Seine Frau war auch gerade heimgekommen und hat prima fuer uns gekocht.
Kate war krankgeschrieben, da sie irgend ein Magen-Darm Problem hatte, anscheinend ansteckend, nach 6 Monate Suedostasien kann mich das aber nicht mehr beunruhigen. Sie fuehlte sich auch schon viel besser, dass sie mich am naechsten Tag zur Katherine Gorge fahren konnte. Das war mir ganz recht. Auf 36 km im Gegenwind hatte ich keine Lust.
Eigentlich wollte ich dort schwimmen und Kanufahren, war aber beides nicht erlaubt. Bis zum 1. Mai ist „Wet Season“, da ist es viel zu gefaehrlich ins Wasser zu gehen, wegen der Salzwasserkrokodile. Ab dem 1. Mai, in der Trockenzeit, ist es dann OK, hoffentlich wissen das die Krokodile auch.
Ich bin dann halt rumgelaufen, zuerst wollte ich nur einen kleinen Rundweg machen,


dann war es aber so schoen und ich kam richtig in fahrt, dass ich schnell noch die 10km zum naechsten Aussichtspunkt gelaufen bin.

Gerade rechtzeit, als mich Kate wieder abgeholt hatte, war ich zurueck am Visitors Center.
Im Rest vom Tag wollte ich nicht mehr viel machen, nur noch den Pool in ihrem Garten testen, endlich mal ein von Krokodilen sicheres Gewaesser.
Den naechsten Tag verbrachte ich mal wieder damit, Nahrungsmittel fuer die naechsten paar Tage zu kaufen. Mich erwarteten wieder ueber 500 km ohne eine Stadt, nur vielleicht 2 Roadhaeuser dazwischen.
Abends wurde ich immer prima bekocht, dafuer habe ich ihnen Berichte meiner bisherigen Reise, vor allem Russland und Mongolei geliefert.

Dann hiess es auch hier wieder Abschied nehmen. So eine nette Gastfreundschaft sollte man nicht ueberstrapazieren.
Die 5 Tage bis Kununurra waren einfach ein Genuss. Fast die ganze Zeit hatte ich einen hervorragenden Rueckenwind, habe mein Tagesziel schon am fruehen nachmittag erreicht. Das waren meistens einfache Parkplaetze, auf denen Campen erlaubt war und wo es Wasser gab. Der naechste waere zu weit gewesen, also blieb ich und genoss die Landschaft ueberhaupt um den Victoria River, wunderbare rote Canyons.

Einen Abend, im Gregory Nationalpark, war ich auf einem Zeltplatz voller Baobabs.

Eigentlich passierte auf der ganzen Strecke nicht viel, man hatte nicht einmal die Moeglichkeit Geld auszugeben. Trotzdem, in dem ganzen Nichts gab es mal wieder so viel zu sehen. Ich weiss nicht, wieviel verschiedene Voegel ich gesehen habe.



Das ist der Vorteil auf dem Fahrrad. Man hoert was rascheln, schaut zur Seite und sieht schon wieder etwas interessante.
Nur die vielen Ameisen in meiner Tasche und Brot/Keks – Tuete fand ich nicht so witzig. Was macht man mit einem Brot voller Ameisen, wenn der naechste Laden ueber 200km entfernt ist?
Man versucht halt alle Ameisen zu entfernen, wegwerfen ist nicht!
Kurz vor der Grenze zu Western Australien traute ich meinen Augen kaum, da kam jemand zu Fuss her. Mit dem Fahrrad ist es schon manchmal eine Herausvorderung von einer Wasserstelle zur anderen zu kommen, zu Fuss ein Ding der Unmoeglichkeit. Anscheinend wird er ab und zu auch von einem Auto mitgenommen. Ich liess ihm dann eine Wasserflasche, die naechste Wasserstell fuer ihn war immerhin 34 km entfernt. Bei dem spaerlichen Verkehr wirklich eine Herausvoderung.

Schliesslich erreichte ich die Grenze zu Western Australia am 4. Mai, nachdem ich schon wieder ueber 1000km gefahren bin.
Hier hat es richtige Grenzposten, die schauen, dass man kein Gemuese, Obst, Honig etc, in den Staat einfuehrt. Es gibt dort keine „Cane Troats“ (Dosenkroeten), Fruchtfliegen und so manche Krankheiten, die sie nicht haben wollen. Die 3 Aepfel, die ich am Abend zuvor geschenkt bekommen hatte, habe ich bis dahin schon lange gegessen, den restlichen Honig lies ich auf dem Parkplatz, ansonsten war alles legal.
Die letzten 40km zur ersten Stadt seit langem, Kununurra, waren dann auch schnell hinter mich gebracht, angetrieben von dem Gedanken an einen Supermarkt, wo es die ganzen Leckereien wieder gab.

Wenn ich es mir nicht noch anders ueberlege und noch einen Tag laenger in diesem netten Oertchen bleibe, werde ich mich morgen auf die Gibb River Road begeben. 600km Schotterpiste, gerade mal 2 Laeden dazwischen. Sonst nicht viel. Ich werde mich dann erst wieder in 2 Wochen wahrscheinlich melden.