Mittwoch, 27. Mai 2009

Die Kimberley - Australien vom Feinsten

Hier in Australien ist alles ein bisschen anders. Waren in den anderen Laendern 2 Naechte, d.h. ein voller Tag, genug an einem Ort zu bleiben, brauche ich hier mindestens 2 volle Tage, um all die Sachen zu erledigen, die ich tun muss oder moechte. Einen Tag brauche ich um die naechste Etappe zu planen, Informationen ueber Zustaende der Strassen und wo man Wasser bekommt einzuholen, und Essen fuer die naechste Woche einzukaufen. Wenn man dann noch was von der Gegend sehen will braucht man einen zweiten Tag. Auch in Kununurra habe ich beschlossen meinen Aufenthalt zu verlaengern.
So hatte ich nicht nur Zeit mein Fahrrad zu richten, sondern konnte auch den wunderschoenen Nationalpark besichtigen
.

Gerade als ich beschlossen hatte, die Gibb river road zu fahren, ueber 600 km Schotterpiste, habe ich Graeme getroffen, der die gleiche Strecke fahren wollte. Er fragte mich, ob ich was dagegen haette, wenn wir zusammen fahren. Eigentlich hatte ich das nicht, nur hatte ich mal wieder meine Bedenken, da ich ja nicht gerade die Schnellste bin, der Schotter wird daran auch nichts aendern, eher im Gegenteil. Ihm schien das aber nichts auszumachen.
Er ueberzeugte mich gleich von Kununurra ab, auf einer Seitenstrasse, Parry Creek road, sprich 120km Schotter, nach Wyndham zu fahren.
Am naechsten Tag startete gleich nach Sonnenaufgang, Graeme musste noch auf die Post, so konnte ich wenigsten am ersten Tag in Ruhe mit einem Vorsprung gemuetlich vor mich hin radeln.
Es war wirklich eine gute Idee, die Parry Creek road zu fahren. Wenn auch sonst auf den Strassen kaum Verkehr ist, hier war so gut wie niemand unterwegs, dafuer umso mehr Tiere und die Strasse war gut zu fahren, nur die Abstecher zu den Wasserloechern und -faellen, waren purer Sand. Bis auf einen habe ich mir diese deswegen erspart. Bei dem einen habe ich mein Fahrrad auf dem Hauptweg stehen lassen und bin den Kilometer gelaufen. Das war auch eine nette Abwechslung, nur der Black Rock Pool hat sich nicht wirklich gelohnt.

Am Nachmittag habe ich mich mit Graeme an einem Fluss getroffen und prompt hatte ich auch meinen ersten Platten. Die Boden hier war voller Pflanzen, die hinterlistige Dornen hatten. Da ich am Vorderrad keinen guten Schwalbe Marathon XR hatte, sondern nur meinen Ersatzreifen aus Malaysia, war der sofort platt. Der Ort war aber so schoen, wir beschlossen gleich hier zu zelten so hatte ich auch gleich genug Zeit mein Fahrrad zu richten, meinen neuen Ersatzreifen aufzuziehen und geduldig all die Dornen mit einer Pinzette aus dem alten Reifen zu entfernen. Der naechste Fahrradladen war noch ca 800 km entfernt, die wollte ich nicht unbedingt ohne Ersatzreifen fahren.

Auch hier hat es in den Fluessen Krokodile und zwar nicht nur die vegetarischen Suesswasserkrokodile, sondern auch die Salzwasser, die gerne Menschen verspeisen, die koennen in Suess- und Salzwasser ueberleben. Zum Glueck bleiben die hauptsaechlich im Wasser, wenn sie an Land gehen, dann nur wenige Meter. Zelten ist dort ist deswegen nicht gerade gefaehrlich.

Am naechsten Morgen hatte ich dann auch im Hinterrad einen Platten, sah aber nicht so schlimm aus, ich musste ihn halt nur flicken. Das gab Graeme genug Zeit, sich umzuschauen und hat dann tatsaechlich noch ein Krokodil entdeckt.


So friedlich wie das da lag, gingen wir davon aus, dass es sich um die Suesswasservariante handelt.

Auf unserer Strecke nach Wyndham sahen wir noch einige Guanas.


Recht eigentluemliche Tiere, die Fortbewegungsart ist ein Zwischending zwischen dem einer Schlange und eines Reptils.

Auch die Etappe am 2. Tag war nicht gerade laenger als die erste. Uns war nicht danach gleich weiter zu fahren, sondern blieben in dem kleinen netten Ort Wyndham. Zu dem Five River Lookout, einem Aussichtspunkt, zum Sonnenuntergang haben wir es nicht geschafft, aber auch von weiter Unten war der Sonnenuntergang spektakulaer ueber der weiten Ebene.

Am naechsten Tag ging es auf die Old Kanji road Richtung Diggers Station.
Der Anfang war noch sehr angenehm, gut befahrbar und sehr eben.

Dann kam etwas, das aussah wie ein ausgetrockneter See.


Ein paar Spuren fuehrten uber diese Ebene, aber der Hauptweg ging am Rande entlang, huegelig ueber Stock und Stein. Wir nahmen natuerlich die schwierigere Variante.

Eigentlich wollte wir bei der Diggers Station bleiben, Graeme hat dort Bekannte. Es wurde aber schon von einem Kinderchor und Fernsehteam mit wunderbaren Modells, maennlich und weiblich, insgesamt fast 100 Leute, belagert, die dabei waren, einen Werbespot fuer Quantas aufzunehmen.
Immerhin bekamen wir einen Tee und sind dann weiter. Aber nicht weit, der Weg wurde immer schlechter.
Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang fanden wir ein sehr schoenes Plaetzchen an einem schoenen Wasserloch. Im Osten ging die Sonne unter, im Westen ging der Vollmond auf, drum herum waren die Kimperley Ranges, rote Felsen. Wirklich Australien vom Feinsten.
Aber die Schoenheit musste hart erkaempft werden. Am naechsten Tag waren die Strassen, wenn man sie ueberhaupt so nennen kann, in einem nicht gerade fahrradfahrerfreundlichem Zustand. Wellblechpiste, Sand und grosse Steine wechselten sich ab. Dazu habe ich zwei neue Arten kennengelernt, Bull Dust,


das ist eigentlich wie grober, roter Sand, und getrockneter Matsch, in dem vorher eine Horde Kuehe wateten.

Das letztere ist schlimmer als Wellblechpiste.
Auf den 50 km musste ich vielleicht die 2/3 schieben. Trotzdem, wenn es auch hart war, ich moechte keinen Meter missen, es war einfach traumhaft schoen, etwas ganz anderes.
Gerade bei der Pentacost – Fluss – Ueberquerung kamen wir auf die Gibb River road, vorerst eine wesentlich besser Schotterpiste.
Welch eine wohltat am Ende eines heissen, stressigen Tages das Fahrrad durch ueber knie-hohes Wasser zu schieben


Es war nicht nur sehr erfrischend, die Beine waren danach auch wieder sauber. An die Krokodile, die hier auftauchen koennten, sollte man lieber nicht denken.
Von da ab waren es nur noch 10 km bis zu einem etwas besseren Tourist Resort, wo wir uns zuerst einmal einer warmen Dusche erfreuten und dann uns ein Abendessen im Restaurant gegoennt haben. Aber das war es dann auch, nach diesem Tag wollte ich nur noch in mein Zelt.
Den naechsten Tag liessen wir langsam anlaufen, nach der holprigen Strecke hiess es zuerst mal Schrauben und Speichen ueberpruefen.
Auf den naechsten Kilometern musste ich feststellen, dass die Gibb river road nicht gerade dem entspricht, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Der Zustand der "Strasse" war bei weitem schlechter, auch hier gab es Bulldust, Sand und grosse Steine, ausserdem war es viel bergiger. Aber wenn es allzu steil anstieg, war die Strasse immerhin geteert. Schliesslich muessen hier auch die Viehtransporter durch, die das ganze Vieh von Wyndham nach Derby befoerdern (von denen sah ich allerdings keine). Nachdem mir das aber klar war und ich mich darauf eingestellt hatte, ging es besser, schliesslich waren ja auch noch ca 700km zu bewaeltigen.
Nach dem Pentacost Fluss mussten wir noch ein paar kleiner Fluesse ueberqueren. Manche mussten wir durchschieben,
bei anderen konnten wir wenigstens versuchen trockenen Fusses durchzukommen,
Einer hielt immer nach Krokodilen ausschau. Spaeter wurden wir nachlaessiger, wenn es ging, sind wir einfach durchgefahren. Eigentlich bemerkenswert, wie gut unsere Raeder das ueberstanden haben. Nur meine Schuhe sind mittlerweile recht sproede.

Den ersten Abstecher zu einer Schlucht haben wir ungefaehr auf der Haelfte der Strecke gemacht, zur Manning Gorge. Hier ist auch das einzige Roadhouse auf der ganzen Strecke. Der Besitzer hat sich richtig gewundert, wie schnell ich eine Packung Kekse und eine 1,25l Flasche kalte Limonade verdrucken konnte (wenn ich nur auch so schnell Fahrradfahren wuerde ). Das brauche als alles erstes. Danach kann ich mir ueberlegen, was wir sonst noch zum Kochen und Fruehstueck brauchen.
Von dem Roadhouse sind es dann noch 7km zum Campingplatz, endlich mal wieder eine Dusche!!! Aber leider waren die letzten 2 km purer Sand. Da das auch unsere laengste Tagesetappe auf der Gibb war, war ich mal wieder recht am Ende meiner Kraefte.
Zum Glueck musste ich mich nicht um solche Sachen wie Kochen kuemmern, das hat Graham gemacht. Deswegen war auch meine Ernaehrung in diesen Tagen weit besser als meine gewoehnlichen Instantnudeln. Fuer mich hiess es nur Zeltaufbauen, Duschen, Essen, Schlafen. Das habe ich gerade noch fertig gebracht.
Am naechsten Tag sind wir zur Manning Gorge gelaufen. Zuerst hiess es einen Tuempel zu durschwimmen. Dazu stehen fuer Sachen, die nicht nass werden sollen Styroporkisten zur Verfuegung. Dann ging es ueber Felsen auf und ab, bis wir an den Wasserfaellen mit Pool angekommen sind.


Hier hiess es zuerst mal Schwimmen, das Wasser war recht erfrischend, sehr schoen, aber auch relativ viele Leute. Dabei hatten wir noch Glueck, es ist erst anfang der Saison, in ein paar Wochen ist hier alles voll.
Zurueck auf dem Campingplatz, nach dem Mittagessen, packten wir zusammen. Zum Glueck wurden wir zum Roadhouse zurueck mitgenommen.
Dort erfreuten wir uns mal wieder eines kuehlen Getraenkes, bis es dann weiter ging. Uns hat der Camping nicht allzu gut gefallen, wir wollten weiter zur naechsten Gorge und dort zelten. Dort ist zwar kein offizieller Campingplatz aber es stoert auch niemanden, wenn 2 Fahrradfahrer dort ihre Zelte aufschlagen.
Es war sogar sehr gut Zeitplanung, als wir ankamen sind die letzten Autotouristen gerade gegangen und am naechsten morgen sind die ersten gekommen, als wir gegangen sind. So hatten wir den schoensten aller Wasserfaelle fuer uns alleine.
Fuer den naechsten Tag hatten wir kein genaues Ziel. Es lief aber sehr gut und recht frueh waren wir im einzigen Laden auf der Strecke, in einer Aborigine Community. Auch wenn es noch recht frueh war, war ich doch ueberrascht, als Graeme auf der Karte auf Silent Grove gezeigt hatte und meinte, dahin fahren wir jetzt noch, das waren immerhin noch 8 km auf der Gibb und 19 km auf auf einer Seitenstrasse. Bei normalen Verhaeltnissen ein Kinderspiel, hier aber etwas anspruchsvoller. Was solls, es wird schon gehen.
Keine Frage, es war mal wieder sehr schoen, am Spaetnachmittag, wenn die Sonne weit unten steht, das Licht sehr intensiv ist, fahre ich mit am liebsten. Nur leider wird es auch danach schnell dunkel, das ist dann hier so kurz nach 5 Uhr.
Wieder einmal sind wir kurz vor Dunkelheit dort angekommen, und trafen gleich auf ein aelteres Ehepaar, die uns schon oefters ueber den Weg gelaufen sind. Sie haben uns gleich zum Abendessen eingeladen und ich bekam meinen ersten Weisswein seit weiss nicht wie lange, war ein sehr netter Abend.

Sie nahmen uns auch am naechsten Tag mit zur Bell Gorge, 10km weiter, wo ich froh war, dass ich sie nicht fahren musste. Wieder mal Felsen rauf und runter und wieder mal ein Wasserfall
mit schoenem Pool,


in dem man Schwimmen konnte. Wiedereinmal recht schoen, aber wir merkten, dass wir langsam Gorge-gesaettigt sind.
Spaeter am Nachmittag haben wir wieder zusammengepackt und sind los. Fuer mich war die Hauptsache, heute noch zurrueck zur Gibb zu kommen.
Wir wussten, dass dann auch irgendwann ein Rastplatz kommen muss, aber wir hatten keine Idee wie lange das noch geht. Zu aller Freude hatte ich dann auch wieder einen Platten. Diesmal hat es Graeme schnell in die Hand genommen.


So haben wir dann gerade bei Einbruch der Dunkelheit das Schild zum Rastplatz entdeckt.

Schon in der Dunkelheit konnte man die Schoenheit der Leonard Ranges erkennen, am naechsten Tag ging es dann wunderbar an den roten Felsen entlang.


Nach ca 10 km hatte ich aber wieder einen Platten, das war aber der letzte vorerst, d.h. aber auch, ich hatte auf den 875km von Kununurra nach Derby mehr Platten als in all den 32500km zuvor.

Von dort aus war es dann nicht mehr weit bis nach Derby, nur noch ca 200km, davon ca 80km geteert, der Rest auch in einem sehr guten Zustand, gut in 2 Tagen zu schaffen.
Dann endlich wieder die erste Stadt seit Wyndham, Derby. Sofort wurde der Supermarkt gestuermt, endlich mal wieder zu vernuenftigen Preisen einkaufen und alles was das Herz begehrt, vor allem kalte Getraenke.
Auf dem Caravan Park endlich auch wieder Waschmaschinen und warme Duschen, welch ein genuss. Hier blieben wir 2 Naechte, ein ganzer Tag waren wir mit Fahrradputzen und -richten beschaeftigt. Der Ort hat nicht viel zu bieten, ausser ein paar schoenen Boababs. Hinter dem Camping sollte eigentlich das Meer anfangen, aber anscheinend ist absolute Ebbe, das Wasser hat sich nie blicken lassen.
Wir vermuteten, dass wir auf der weiteren Strecke vom Gegenwind geplagt werden, da wir seither Suedostwind hatten und unsere naechsten Strecke, voll geteert, Richtung Sueden ging. Dem war aber nicht so, erfreulicher weisse erreichten wir recht schnell einen Rastplatz, auf dem man auch uebernachten darf.
Mich erstaunt immer wieder, dass wenn ich an so einem Platz ankomme, dieser schon voller Rentner mit ihren Wohnwagen oder Wohnmobilen ist. Anscheinend geniessenn sie es auf ihren Campingstuehlen und -tischen vor ihrem Fahrzeug zu sitzen, egal wo.
Wir haben mal wieder nur gekocht und gegessen, das wars dann auch schon wieder. Diesmal konnten wir nicht mal spuelen, das erste mal, dass das Wasser knapp wurde. Auf der Gibb war dies nie ein Problem, da konnten wir Wasser zum Waschen und Kochen aus den Fluessen holen, aber hier gab es kaum mehr Fluesse, die Wasser haben, fast alle sind versandet.

Der Gegenwind ueberraschte uns dann am naechsten Tag. Von den 100km bis
Broome, habe ich von den letzten 50km nur Graemes Hinterrad gesehen, er liess mich in seinem Windschatten fahren. Diese Stadt war unser letztes gemeinsames Ziel. Hier verbrachten wir noch ein paar schoene Tage, sind auf der Cable Beach im Sonnenuntergang Fahrrad gefahren

wo es eigentlich ueblich ist, auf dem Kamel zu reiten.
Dann ist er weiter gezogen, ich habe eine Einladung von einer sehr netten Frau angenommen, genoss noch ein paar Tage ein Haus, Bett, gutes Essen und internet Anschluss. Morgen werde ich dann auch weiter fahren.
Ich wuerde mir wuenschen, unsere Wege wuerden sich wieder mal kreuzen, auch wenn ich jetzt alleine weiter fahren moechte, es war doch sehr schoen.
Fuer mich wird es nicht leicht, nicht nur weil ich jetzt mein ganzes Wasser und Essen selber schleppen muss.